Vergangene Woche saß ich mit einer lieben Kollegin vom Vertrieb zum Abendessen beim Griechen in Bornheim, und wir unterhielten uns über … nun ja, natürlich über die FR. Über kommende Aktionen im Vorfeld der Formatumstellung. Doch schon bei der Vorspeise schweiften wir ab, denn die FR mag zwar ein abendfüllendes Thema sein, aber es gibt auch noch anderes zu besprechen. Die Kollegin war gerade umgezogen, beschrieb ihre neue Wohnung und das Ostend, wo diese sich befindet, und nannte dieses Frankfurter Stadtviertel „krepelig“.

Ich kann ja sehr wortgewandt sein, wie Sie vielleicht schon erfahren haben. Jedenfalls kenne ich mich mit der Sprache einigermaßen aus. Aber dieses Wort kannte ich nicht. Schön, da hatten wir also ein Thema, denn ich wollte natürlich wissen, was „krepelig“ bedeutet. Das, oh Wunder, konnte die liebe Kollegin vom Vertrieb mir aber nicht erklären. Klar war nur, dass es für sie eine positive Bedeutung hat, etwas wie „liebenswert“ oder „schrullig“.

Diese Frage hat sie selbst beschäftigt, und heute schickt sie mir eine Mail mit Recherche-Ergebnissen aus Google. Verwundert stellt sie fest, dass „krepelig“ für andere Menschen offenbar vorwiegend negative Bedeutung hat.

Etwa hier in einem Mountainbike-Forum:
„ich muss ja mal sagen, das sieht ja ziemlich krepelig aus! bringt das nicht stabilitätseinbußen mit sich?“

Oder hier:
„Oder ist der NB als CPU-Lüfter zu krepelig , obwohl er bei 3400 U/min sowas von fantastisch leise ist (max 64m³/h). Brauch ich 85m³/h? … “

Und hier:
„Mit Bartnelken hab ich auch keine guten Erfahrungen, die sind nach dem Umpflanzen krepelig , schief und krumm. Wie bringt ihr mehr Blüten rein. … “

Sowie hier:
„herrlich farbenfroh und krepelig , wie immer :o) ! Köstlich finde ich den Bauchnabel des Hundes , den bayerischen Flachmann und die Kleiderständer-Bäume … “

Und zuletzt hier:
„… tun ausser dem iran selbst und eventuell ein paar krepelig bewaffneten nachbarn. darum will der iran atomwaffen. also gibt es jetzt erst recht krieg. … “

Stellen wir das doch einfach mal zur Debatte, bevor ich nächste Woche in den Urlaub fliege und das FR-Blog für eine Woche stillgelegt wird:

Was bedeutet „krepelig“ für Sie – falls Sie dieses Wort überhaupt kennen?

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14 Kommentare zu “Krepelig

  1. Krepelig ? Nie gehört. Höchstens “kreppelig“. Wenn etwas “kreppelisch“ (von Kräppel) schmeckt, dann bestimmt zuckerig, locker und ein wenig nach Fett.

    Allerdings kann ich mir denken (ohne es belegen zu können), woher die unterschiedliche Auffassung kommt. Krepeline ist ein leichter Kreppstoff, der also luftig und doch irgendwie zerknüllt aussieht, aber durchaus positiv besetzt sein wird.

    Im Grimmschen Wörterbuch dagegen existiert der Begriff “kreppisch“ und meint widerborstig, reizbar und leicht “aus der Haut fahren“.

    Man sieht, der Konflikt ist vorprogrammiert, wenn einer den anderen als “krepelig“ bezeichnet. Deswegen verstehen sich auch die Politiker mancher Länder nicht, weil die Übersetzer einiges wohl missverständlich transferieren. ;-). Grüße und schönen Urlaub.

  2. Krepelig? Natürlich die Synthese aus liebevoll, schräg und klug, unbeholfen bis ambivalent, irgendwas zwischen schwierig und unkompliziert mit einem Hauch augenzwinkender Cleverness, insgesamt aber mit einer eindeutigen Tendenz zum unaufdringlich Sympathischen. Fleischgewordene Krepel sind zum Beispiel die Keas, eine Vogelart aus dem uns gegenüberliegenden Teil der Welt, Ringelnatz hat sich auch das Prädikat Krepel ebenso verdient wie zum Beispiel „can you tell me where my country“ Thomas V.
    Gruß jm

  3. In der deutschen Schriftsprache signalisiert der Wortanfang „kr-“ (im Gegensatz zu „kl-„) überwiegend etwas unangenehmes: Krieg, krumm, Krach, Krise, Kropf etc.
    Offenbar wollte da jemand mit „krepelig“ ohne Rücksicht auf die Sprachgepflogenheiten ein neues Wort prägen und hat dabei im Dunkeln mit nassen Fingern am Lichtschalter vorbei in die Steckdose gelangt. Soll vorkommen.

    Aber was Anderes: Schönen Urlaub, Bronski! Gute Erholung von uns!

  4. Also, neu ist das Wort nicht. Mir ist der Begriff „Krepel“ seit meiner Kindheit geläufig und zwar ganz in dem von jm beschriebenen Sinn. Typisch für den Krepel ist seine nicht den landläufigen Standards entsprechende Form (krumm, schräg, zerzaust). Dafür hat er ein großes Herz und viel Humor.

  5. Krepelig hat eine gewisse Reichweite: Schrullig, asymetrisch-gemütlich, verwinkelt, zauselig, liebenswert mit leichtem Hang zum Chaos – aber auch: leicht vertrocknet, nicht so ganz astrein, etwas armselig – dann wieder: außergewöhnlich hinter der Kulisse, sehr eigen. So weit.

  6. Ich komme aus Thüringen und ein „alter Krepel“ ist ein etwas schwieriger Mensch, nicht leicht zu handhaben. Wie weiter oben gesagt reizbar, fährt schnell aus der Haut usw. Für mich ist es eine negative Bezeichnung.

  7. ich kenne das wort krep(e)lig auch, und es ist meiner meinung nach definitiv negativ. in thüringen sagt man zu einem besonders hässlichen weihnachtsbaum zum beispiel krepel.

  8. Ja ja, die deutschen Dialekte. Könnte es sein, dass dieses „Krepel“ (für Weihnachtsbaum) einfach ein umgelautetes „Krüppel“ ist?

  9. ja, darüber habe ich auch schon nachgedacht. eine gewisse ähnlichkeit der wörter lässt sich nicht abstreiten.

  10. Diesen Viertel? Nun ja…

    Krepel, verwandt mit „Krüppel“, niederdt. „Kröpel“ („der Gekrümmte“), bezeichnet eine Sache oder auch ein Lebewesen, die/das vor sich hinkümmert, nicht auf die Beine kommt und kränkelt. So kenne ich es.

    Grüße – Eva Kröcher

  11. @ Eva K.

    Tja, wenn man sich nicht zwischen ‚Stadtteil‘ und ‚Viertel‘ entscheiden kann, kommt halt „diesen … Stadtviertel“ heraus.

    Erstaunt bin ich allerdings darüber, wie man das Ostend als krepelig im positiven Sinne bezeichnen kann – gilt es doch als ausgesprochen triste Wohngegend.

  12. Am ehesten sagt mir der Wortstamm „krüppelig“ zu, aber bei uns 100 km von Frankfurt, klingt es eher wie „krebbelisch“. Ein Schimpfwort:
    krebbelischer Freggatt(in etwa).

  13. @Krepel,krepelig, krepelich, krepelisch,
    nach dem „hutzeligen Wohnquartier“ nun die „krepeliche Verdinglichung“. Also ich weiß nicht, ob nicht hier im log auf ganz raffinierte Art und Weise eine FR-Heimelichkeit erzeugt werden soll die über das hinausgeht was sonst die klaane Geschichtscher in der FR bewirken sollen, nämlich Identität, aber eigentlich ganz löblich, wie ich meine, oder?

  14. Ich bin im Norden aufgewachsen, nahe bei Holland und hier wird das Wort – zumindest habe ich es immer so verstanden – eher im Sinne von „krüppelig“ verwendet.

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