„Mit freundlichen Grüßen“ sendet mir Horst Bernhardt aus Mainz die Kündigung seines Abos. Sein Grund: Die FR würde falsch über Kohlendioxid berichten.

„Nachdem sich Ihre Redaktion erneut entblödet, das für ein Leben auf dem Planeten Erde unentbehrliche Kohlendioxid – diesmal sogar auf der Titelseite – als Klimakiller zu verteufeln, sehe ich mich leider veranlasst, mein FR-Abonnement zu kündigen. Meines Erachtens verfügt Ihr derzeitiges Redaktionsteam offensichtlich nicht mehr über die notwendige kritische Intelligenz, um über ein so brisantes Thema wie z.B. den prophezeiten Klimawandel mit seriöser Sachlichkeit zu berichten.

PS: Ergänzend empfehle ich, den verantwortlichen Redakteur aufzufordern, Nachhilfeunterricht in Biochemie zu nemen und sich darüber zu informieren, wie die Photosynthese in den Pflanzen funktioniert und dass dabei Kohlenhydrate als Nahrungsmittel sowie Sauerstoff produziert wird.“

Herr Bernhardt, das wird nicht nötig sein. Ich habe mich nämlich umgehend mit dem Redakteur in Verbindung gesetzt und außerdem mit unserem Fachmann für den Klimawandel besprochen, und alle beide wissen recht gut, wie Photosynthese funktioniert. Ich übrigens auch.

Wie der Zufall es will, haben wir gerade eine Themenseite zum Klimawandel gebracht. Anlass war der Klimagipfel in Nairobi. Es gibt alarmierende Zahlen über den Anstieg des Kohlendioxidanteils an der Atmosphäre, die FR-Redakteur Joachim Wille in diesem Beitrag zusammengefasst hat.

Herr Bernhardt, mit dem Kohlendioxid ist es ähnlich wie mit der Schokolade: Ein bisschen davon macht glücklich, der Überschuss macht fett. Normal wäre, das lehren zumindest die Schulbücher, ein Anteil des Kohlendioxids an der Atmosphäre von 0,03 Prozent. Bei dieser Menge herrscht weitgehend Gleichgewicht: Die Menge des Kohlendioxids, die freigesetzt wird, entspricht der Menge, die (durch Photosynthese) wieder gebunden wird. Derzeit haben wir jedoch einen Anteil von 0,04 Prozent Kohlendioxid. Seit Beginn der Industrialisierung ist dieser Wert also um mehr als 25 Prozent gestiegen. Und er steigt schnell weiter. Das Gleichgewicht ist also hinüber, und aus dem Grundstoff des Lebens wird ein Klimakiller. So einfach ist das.

Oder stören Sie sich am Begriff „Klimakiller“ selbst? Ist er Ihnen zu drastisch gewählt? Haben Sie grundsätzliche Einwände, weil das aufgeheizte, unwirtliche Klima, das da am Entstehen ist, unzweifelhaft auch ein Klima ist? Klar, Klima kann man nicht killen. Ich denke aber, dass man diesen Vorgang, der die Grundlagen des menschlichen Lebens nicht nur tangiert, drastisch beim Namen nennen sollte. „Klimawandel“ klingt mir da eigentlich zu harmlos.

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5 Kommentare zu “Klimakiller

  1. Hallo,

    hier mal zur Abwechslung ein echter Klimakiller zu sehen in der FR unter Mobil, wobei Mobil hier eigentlich „Klimakiller“ heißen muesste:
    In der Überschrift „Federleicht durch Muskelkraft“ wird suggeriert, daß es sich um ein Fahrrad handeln könnte, welches tatsächlich mit Muskelkraft angetrieben wird ;-), aber nun zum Klimakiller erster Güte:

    BMW X5 3.0 d
    Typ: 5-türiger SUV
    Grundpreis: 51.900 Euro *
    L/B/H: 4,854/1,933/1,766 Meter
    Leergewicht: 2,18 Tonnen
    Zul. Gesamtgewicht: 2,74 Tonnen
    Kofferraumvolumen: 620 – 1750 Liter
    Wendekreis: 12,8 Meter
    Motor: Reihen-Sechszylinder Common-Rail-Diesel mit Turbolader
    Hubraum: 2,993 Liter
    Leistung: 173 kW (235 PS) bei 4000 U/min
    Maximales Drehmoment: 520 Nm bei 2000 U/min
    Höchstgeschwindigkeit: 216 km/h
    0 auf 100 km/h: 8,3 Sekunden
    Verbrauch innerstädtisch: 11,3 Liter
    Verbrauch außerstädtisch: 7,2 Liter
    Abgasnorm: Euro 4
    * 19 Prozent Mehrwertsteuer

    Viele Grüße
    Rüdiger Hocke

  2. Sind wir da in einem „Technischen Magazin?“
    Wird hier technischer Datenreport betrieben,
    Danke, aber das interessiert mich wirklich nicht. Mich interessiert nur ,
    was hinten raus kommt.
    Das ist eine Zahl-oder ein Wort- Dreckschleuder oder Umwelt gerecht- Ausstoß umweltgerecht oder über der zulässigen Norm.
    Dieser Report gehört in Autobild oder zum ADAC.

  3. Hallo,
    wenn Herr Bernhardt aus den genannten Gründen den Bezug der Zeitung kündigt, wird er bald ohne jegliche Druckerzeugnisse dieser Art leben müssen und auch den Fernseher und Computer abschalten müssen…

  4. Es ist bedauerlich, aber solche verbohrten Köpfe laufen tatsächlich in Deutschland und auf der ganzen Welt umher – erinnert an die drei Affen, leider hält man sich jedoch nicht an das „Nichts sagen“. Wer ein paar Musterbeispiele solche Realitätsverweigerung sehen und lesen will, dem empfehle ich entweder die Stellungnahmen der Bush-Regierung zum Klimawandel sowie entsprechende Artikel der beiden Tendenz-Journalisten Maxeiner & Miersch aus dem Hause Springer. Letzteren würde man die Seiten, auf denen sie ihren gefährlichen Unfug verbreiten, am liebsten jeden Tag zum Frühstück in den Hals stopfen.

    Gruß

    Alex

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