Ich gebe zu: Fußball interessiert mich nur zu Zeiten der großen Turniere. Es muss schon mindestens eine Europameisterschaft sein. Was um die Vergabe der Fußball-WM 2022 nach Katar herum geschicht, lässt mich aber trotzdem nicht kalt. Die Geschichte dieser Vergabe ist skandalumwittert, bis heute hat der Weltfußball keinen Frieden mit dieser Vergabe gefunden, auch wenn der Präsident des Weltfußballverbandes Fifa, der korruptionsverdächtige Sepp Blatter, anderes behauptet. Katar war von Anfang an die schlechteste aller Lösungen, unter anderem, weil es ein Land ist, aus dem reichlich finanzielle Unterstützung an die Iislamisten vom „Islamischen Staat“ fließt (was im Jahr 2010, als die Vergabe stattfand, wohl noch keine Rolle spielte), und weil die Bedingungen, unter denen Gastarbeiter die Sportstätten hochziehen, an Sklaverei erinnern. Aber auch unter rein sportlichen Aspekten war Katar von vornherein die falsche Wahl.

Denn dass dort im Sommer, der Zeit der WM-Austragung, Temperaturen von 45 Grad und mehr erreicht werden können, das war sehr wohl bekannt, auch wenn es Sepp Blatter in seinen Mauschel-Hinterzimmern vermutlich ganz einfach nicht interessiert. Unter solchen Bedingungen ist es selbst perfekt vorbereiteten Sportlern unmöglich, sportliche Höchstleistungen zu bringen. Daher soll die WM nun in den Winter, in die Vorweihnachtszeit verlegt werden. Die Aufregung ist groß, die Kritik laut und nachvollziehbar, denn dann würde die WM mitten in die Bundesliga-Saison gelegt werden. Der ganz normale Fußballzirkus, was auch immer man davon halten mag, müsste für zwei Monate pausieren. Das sorgt für massiven Unmut im europäischen Fußball. Der Präsident der Deutschen Fußballliga, Reinhard Rauball, hat eine Allianz mit dem englischen Verband angekündigt, um Entschädigung von der Fifa einzufordern. Dazu hat die Fifa bereits ihr Nein gegeben. So einfach wird sie aber wohl nicht davonkommen, denn die europäischen Verbände sind mächtig im Weltfußball.

Mein Vorschlag wäre ganz schlicht: Der europäische Fußballverband UEFA nimmt an der WM nicht teil, sondern zieht stattdessen eine Europameisterschaft auf, die im Sommer stattfindet, wie es sich gehört. Dann hätte man zwischen 2020 bis 2024 alle zwei Jahre Europameisterschaften. Das würde der Fifa mächtig wehtun, und dann wäre Blatter, dessen Abgang eigentlich überfällig ist, nicht mehr zu halten. Und weil das im Grunde ein richtig netter Gedanke ist, machen wir dasselbe mit der WM in Russland aus Protest gegen die Annexion der Krim und die Unterstützung der russischen Separatisten in der Ukraine und fangen 2016 an, alle zwei Jahre Europameisterschaften auszutragen. Wie wär’s?

Gerd Himmelreich aus Glashütten meint:

„Hinsichtlich der Entscheidung der Fifa, die Fußball-WM in Katar stattfinden zu lassen, bietet sich für mich ein vergleichbares Beispiel wie folgt an: Ein Familienvater wird beauftragt, für seine Familie einen Badeurlaub zu buchen; er entscheidet sich für einen Aufenthalt in der Arktis.
Wie kommt es zu solch einer extremen Fehlentscheidung der Fifa:Bei der Entscheidung für diesen Austragungsort Katar haben nicht primär reine rationale sportliche Gesichtspunkte ein Rolle gespielt als vielmehr korrupte Bestechungssummen in Millionenhöhe . Immer wieder istdie Frage zu stellen: Wann wird endlich der korrupten Fifa-Gruppierung um Sepp Blatter die rote Karte gezeigt?“

Roland Klose aus Bad Fredeburg;

„Fußball-WM 2022 in Katar im Winter und in der Adventszeit wegen Sepp Blatter? Ich krieg die Blattern: Public Viewing auf dem Weihnachtsmarkt mit heißem Bier, Glühwein, Lebkuchen, Mandeln, Flutlicht-Tannenbaum, zugefrorener Videoleinwand, kalten Füßen, Schneegestöber und in schwarz-rot-geilem Eskimo-Outfit. Ja, ist denn schon wieder Weihnachten? Nein, Fußball-WM. Die spinnen, die FIFA-Schneemänner!“

Hingegen Karsten Neuman aus Nürnberg:

„Sehr gut! Endlich ist mal dieser versnobte Eurozentrismus gebrochen und, auch in zeiten von „Pegida“, schadet es nicht, wenn man hierziland von dem völlig kommerzialisierten Weihnachstfest mal auf diese Art Abstand nimmt. Vielleicht ist das dann, für die Christen ein Ansporn, nach den Erlebnissen mit der WM 2022 sich 2023 mal wieder zurückzubesinnen auf ihre eigenen Wurzeln sozusagen und wieder etwas mehr Strohhütte zu zelebrieren!“

Jürgen Malyssek aus Wiesbaden:0

„Es reicht! Auch mit Katar. Mit Blatter und seiner FIFA-Mafia. Mit der ganzen Verlogenheit der Fußball-WM-Ausrichtung. Dieser bloßen Geldmaschine. Sollte ich 2022 diesen Planeten noch betreten können, wird es mich als Fußball-Fan für dieses absurde Theater nicht eine einzige Minute geben. Darüber hinaus sollten alle, die diesen Wahnsinn als Zuschauer mitmachen, zur Strafe den Sommer 2022 ganz gestrichen bekommen. Aufhören! Aufhören!“

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3 Kommentare zu “WM in Katar: Urlaub in der Arktis

  1. Egaal, ob im Sommer odder im Winder, ob in Katar odder am Nordpol, ob frieher odder schbäder: Mir graud’s jetz schon devor, wenn maa Fraa wesche dem Scheißfußball unsern aanzische Fernseher bloggiern duht!

  2. Derweil ducken sich schon Deutschlands Funktionäre des DFB und der Liga vor dem großen Geschäft und der vermeintlichen Übermacht der Fifa. Allenfalls über finanzielle Entschädigungen für die Nachteile der Bundesliga-Vereine in dieser Spielzeit wird schon mal nachgedacht. Vorneweg der Katarfreund Karl-Heinz Rummenigge (der mit den teuren Uhrengeschenken der Saudis)und Frontman des teuersten Vereins in Deutschland. Nein, die werden letztlich und wieder mal die Kröte schlucken. Und der Tanz um goldene Kalb geht weiter. Die Bundesligatrainer sind dabei noch die Klarsten und schütteln wenigsten mit dem Kopf. Nur haben sie nichts zu sagen. Das Publikum macht sowie alles mit, um da wenigsten seinen Fußball-Seelenfrieden zu behalten.

  3. Statt jetzt in Geheule auszubrechen, erscheint es mir vernünftiger, über Bronskis Vorschlag einer Gegenveranstaltung in Form einer EM zu diskutieren. Ich finde den Vorschlag gut.
    Allerdings ist es für eine Entscheidung dazu noch zu früh, worauf auch der – erfreulich gut informierte und klar argumentierende – Bischof Huber bei „Hart aber fair“ hinwies. Es steht ja noch das Ergebnis der Überprüfung der Skandalentscheidung von 2010 aus, wonach eine Annullierung der WM-Vergabe aufgrund Verstoß gegen die Satzung und Neuvergabe ja noch möglich ist.
    Das wäre m.E. die bessere Alternative.

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