Welch ein Gesülze von Strobl!

„Was gehört zur Mindestausstattung eines konservativen Christdemokraten?“, fragte die FR den CDU-Bundestagsabgeordneten Thomas Strobl im Interview. Die Antwort: „Patriotismus und eine gesunde Einstellung zu unserer Nation stehen nicht nur einem Konservativen und einem Christdemokraten gut an. Darüber hinaus ist es gut, wenn wir Politik von einem klaren Wertefundament aus betreiben.“ Und etwas später: „Im Übrigen hängt der Konservative ja keiner Ideologie an, sondern beurteilt die Dinge sehr pragmatisch.“ Patriotismus ist also keine Ideologie?

Dazu FR-Leser Sigurd Schmidt aus Bad Homburg:

„Der Generalsekretär der CDU in Baden-Württemberg Thomas Strobl bringt die Union gegen die SPD mit der These in Stellung, dass die Union auf Pragmatismus, die SPD hingegen auf Ideologie verpflichtet sei. Aber ist es nicht gerade auch Ideologie zu sagen, man betreibe Politik von einem „klaren Wertefundament“ aus, man bekenne sich zu einem „gesunden“ Patriotismus? – Der scheidende CSU-Vorsitzende Edmund Stoiber hat kürzlich „Konservatismus“ deutlicher formuliert: „nur so viel ändern, als unbedingt notwendig ist“. Also: nicht das Bewährte in Frage stellen! Aber auch diese Haltung ist hinterfragbar, denn das Bessere ist bekanntlich stets der Feind des Guten.
Das Problem mit dem Ideologievorwurf ist, dass jegliche (ethische) Lebenszielbestimmung, die über die fehlbare Natur des Menschen hinausgeht, sofort als ideologisch abgestempelt wird. Dies läuft letztlich auf einen generellen Agnostizismus hinaus. Deshalb gibt es auch nicht wenige konservativ argumentierende Theoretiker, die z.B. den Begriff der Gerechtigkeit als Fehlformel der Daseinsorientierung ablehnen.“

Und Friedrich Grimm aus Weinsberg meint:

„Spätestens seit der „Flaggenattacke“ von Thomas Strobl wissen wir, für welch wichtige Dinge er sich einsetzt. So hat er nach der missglückten Trauerrede Oettingers zu Filbingers Beerdigung sofort klargestellt, dass Herr Oettinger nichts zurückzunehmen habe; ja, so sind sie nun einmal die sog. Patrioten. Was in diesem Interview aber besonders auffällt ist, Herr Strobl vermag die Begriffe Sozialdemokratie und Sozialismus nicht zu unterscheiden. Er redet von Dingen, die er selbst nicht versteht. Als Volksvertreter etwas dürftig, erlaube ich mir zu behaupten. Und dann noch den Begriff der „Heilslehre“ und den überstrapazierten Begriff der Schöpfung, die man bewahren müsse. Mein Gott, welch ein Gesülze.“

Das mit der „Flaggenattacke“ ist jedenfalls mal eine nette Idee. Da kann nämlich jeder gleich mal sehen, wie konstruktive Politik aussieht.

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5 Kommentare zu “Welch ein Gesülze von Strobl!

  1. Ich finde es ätzend, dass immer wieder Personen, die in der Öffentlichkeit stehen, Gelegenheit zur Bekanntgabe Ihrer „Statements“ erhalten.
    Dies ist nicht nur Schuld der betreffenden Personen, vielmehr sind es Journalisten, die in vermeintlicher Ermangelung anderer Gesprächspartner und dem Drang, möglichst viel Papier vollzuschmieren, diesen ein – meist besonders umfangreiches – Forum zu geben.
    Aber will das überhaupt irgend jemand wissen?
    .. vielleichts liegt’s aber auch am Sommerloch?

  2. Unterste Schublade! Hier die „christliche Überzeugung“ und die „Schöpfung Gottes“, dort der Sozialismus, der eine „Heilslehre“ sei. Hier „konservative“ und „liberale Grundüberzeugungen“, die keine Ideologie seien, dort der „radikale Liberalismus“, der „dogmatisch“ sei. Nur Geschwätz und Gewäsch, das schon zum 1000sten Mal zum Schlechten ausgereihert worden ist.

    Alles zusammen ergibt die „gesunde Einstellung zu unserer Nation“. Hier sind sie, die intellektuellen Schreibtischtäter und Filbinger-Verehrer, die den rechtsradikalen Dumpfbacken nach dem Maul schwätzen, die dann daraus das „Deutschland-Deutschland-über-alles“ ableiten und prügelnd durch die Straßen rennen!

    Da hat Hajo Gebhardt recht. Weshalb erniedrigt sich eine Tageszeitung und gibt diesen Typen eine Propaganda-Plattform?

  3. @ #1, #2

    Obacht meine Herren,

    das ist Blattkritik = off topic = verboten wg. Regel 4, Abs. 3

    Ein Freund

  4. @all

    das habe ich hier schon häufiger vorgetragen, dass sie sich diese lückfüllenden Interviews sparen sollen. Ist wirklich nur platzverschwenung. Dito jenes mit Herrn (namen vergessen) von der Bundesbank.

  5. So wie das Fernsehen aus der Tourberichterstattung ausgestiegen ist, sollten die Medien, insbesondere die Presse auch nachgewiesenen Lügnern und Betrügern (schwarze Konten, Schmiergelder, nicht angegebene Wahlkampfspenden, Nichtnennung von Parteispendern etc.) keine Plattform mehr für deren PR-Touren geben. Nur noch Berichterstattung über ihr Gelddoping und ihre Finanzspritzen…

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