Mehrheiten links von der Mitte

Das war ja klar, dass nach der Hamburg-Wahl Bewegung in die politische Landschaft kommen würde, aber dass die Konservativen jetzt sogar mit den Grünen in die Heia wollen – wer hätte das gedacht? So gesehen muss man Kurt Beck richtig dankbar sein, dass er die Öffnung der SPD nach links vor dem Wahlabend einläutete und nicht erst danach. Die Hamburg-Wahl war damit zugleich Testwahl und eine Art nachträglicher Legitimation auch für Ypsilanti in Hessen. Die Hamburger Wählerinnen und Wähler scheinen Beck und die SPD nicht für den Schwenk bestraft zu haben. Allerdings werden wir wohl nie erfahren, ob das SPD-Ergebnis in Hamburg ohne diese Neuigkeiten deutlich besser ausgefallen wäre.

FR-Leser deuten das Hamburger Ergebnis. Manfred Kirsch aus Neuwied befürwortet die Beck-Linie:

„Eines steht nach der Hamburger Bürgerschaftswahl fest: Die Linkspartei ist nach ihrem dritten Einzug in Folge in ein westdeutsches Landesparlament als politisch etabliert anzusehen. Sie ist also ein Faktor, mit dem umgegangen werden muss. Die anderen Parteien sollten aufhören, so zu tun, als gehöre die Linke nicht in die Parlamente. Speziell die SPD, die ich insbesondere angesichts offenkundiger Stasi-Sympathien im Umfeld westdeutscher Linkspartei-Gliederungen nach wie vor für das linke Original halte, sollte auf einen Monopolanspruch für das gesamte linke Spektrum verzichten.
Die Linke, deren Existenz auf die Schrödersche Agenda-Politik zurückzuführen ist, sollte besser von der SPD herausgefordert werden, was auch Verhandlungen zu Regierungsbildungen einschließt. Mehrheiten links von der Mitte lassen sich auf Dauer nicht durch Denkverbote aus den Regierungsrealitäten heraushalten.“

Hermann Krüger aus Frankfurt:

„Worum geht es nach Hamburg? Haben die Wähler in Hessen, Niedersachsen und Hamburg nicht gewusst, über was sie abstimmen oder haben sie eine bewusste ’strategische Grundentscheidung‘ getroffen? Nach Hessen hat Hamburg erneut bestätigt, was mit und seit der Bundestagswahl immer wieder bestätigt wurde: Der Wähler will den Kurswechsel – die Agenda 2010 ist gescheitert.
Die Glaubwürdigkeit der SPD und besonders ihrer hessischen Spitzenkandidatin Ypsilanti wird getestet. Will sie ihre Versprechen einlösen, wie es die Wählerbasis erwartet, kann es nur durch eine Linksmehrheit geschehen. Will sie aber die Agenda 2010-Politik, wie Clement dann ist die Ampelkoalition das sicherste Anzeichen einer Fortsetzung der alten Politik mit kleinen Pflästerchen. Die Ampelkoalition ist in Wirklichkeit ein Kreisverkehr, bei dem man bekanntlich nur nach rechts ausscheren kann. Ypsilanti ist nicht Gerhard Schröder, sondern die Alternative zu ihm. Mit ihr könnte die SPD wieder eine Partei mit Zukunft werden. Das Hamburger Signal für eine schwarz-grüne Koalition könnte die SPD aus der Misere befreien und den Grünen den schwarzen Peter für die Verfälschung des Wählerwillens zuschieben.“

Martin Wuestinger aus Frankfurt wundert sich:

„Ich kann nicht mehr nachvollziehen, was die Grünen denken und warum sie wie handeln. In Hamburg wie in Hessen sagen die Wahlergebnisse doch eines ganz deutlich: Die Mehrheit der Wähler hat sich gegen FDP und CDU entschieden. Wenn also die Grünen über eine Koalition mit der CDU nachdenken, ist dies doch Hochverrat am eigenen Wähler.
Mir stellt sich die Frage, warum man eigentlich noch wählen gehen soll, wenn das Wahlergebnis hinterher von allen ignoriert wird. Für den Willen und die Bedürfnisse der Wähler und Bürger scheint sich ja wohl wirklich keine Partei mehr zu interessieren.“

Georg-Michael Mathes, ebenfalls Frankfurt:

„Ein Fünf-Parteien-System wird die Regel werden, selbst in Bayern irgendwann, da müssen einige Politiker liebgewonnene Rituale und Konstellationen über Bord schmeißen und pragmatisch Lösungen finden. In Hamburg wäre z. B. eine rot-rot-grüne Regierung möglich, was wohl eher zum Bruch der großen Koalition in Berlin führen würde als die Wahl Ypsilantis durch Stimmen der Linken.
Das Wohl der Bevölkerung hat Vorrang vor irgendwelchen Parteiprogrammen, also rauft euch endlich zusammen.“

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68 Kommentare zu “Mehrheiten links von der Mitte

  1. Vielleicht wäre es an der Zeit, daß „der Wähler“ mehr Gedankenarbeit zugewiesen bekommt, als zwei Striche in einen Kreis zu platzieren.

    Ich wäre zum Beispiel zu der gedanklichen Leistung fähig, der SPD eine Stime zu geben, falls sie mit den Grünen… oder aber der FDP zu vertrauen, wenn sie nicht mit der CDU… oder den Grünen eine Stimme, wenn sie nicht mit der Linken…

    Die Demokratie könnte schon ein wenig direkter werden!

  2. „Wir reden mit allen demokratischen Parteien“ … (zwei Fragen später) … „das verbietet sich von selbst, mit denen verhandeln wir nicht.“

    Das war am Sonntag, vor dem Tatort und es ging um „Die Linke“.

    So lange die nicht aus dem Sandkasten kommen, solange kann man sich die ausgeklügelsten Kreuzchensysteme sparen.

    Jetzt streiten sie sich um das Wort „Wortbruch“. Was ist Wortbruch?

    Am Ende ist es gehuppt wie gesprunge – Sandkastenburg kaputt.

  3. @S.i.T.

    Unbequem zu tippe, was dagegen,wenn ich die Punkte weglasse?
    „Am Ende ist es gehuppt wie gesprunge – Sandkastenburg kaputt.“

    Ebendas! Wenn Sie nur merken würden, daß man huppt und springt und schöne Burgen bauen will.
    Übrig bleibt aber nur, daß sie den ganzen Kasten für sich haben wollen.
    Und dann? Schmeißt man vom Rand mit Sand.

  4. Entschuldigung,

    wenn der Germanist spricht,

    aber es gibt keine „Mehrheiten“ (Plural!!!) „links von der Miite“.

    Was gemeint ist, ist wohl, dass die „links“ von der Mitte (Singular!) versammelte und also vereinigte Linke sich zusammen mit einem Teil des rechts von der Mitte (Singular!) angesiedelten Teils der politischen Kräfte (Plural!) zu einer „Mehrheit“ (Singular!) , gegenüber dem Rest, der jetzt noch rechts von der Mitte übrig ist, zusammentut.

    Wirklich interessant für Mathematiker, Philsophen, Logiker und Politologen, Soziologen ist jetzt, zu sagen, welche „Ausdehnung“ im jeweiligen Raum diese Mitte denn dann aber hat?

    Frau Merkel sagt: „Die Mitte sind wir!“ Mit Mitte meint sie die „Christlich Demokratische Union“. – Die ist zur Zeit am Schrumpfen. Was will der Verdichter der Mitte uns damit sagen?

  5. Ach wie schön, dass wir hier Germanisten haben!

    😉

    In den Leserbriefen klingt es nicht an, aber sind nicht auch noch andere Konstellationen denkbar? Z. B. in Berlin? Keine Ahnung, ob es jemals dazu kommt, aber theoretisch ist es möglicherweise vorstellbar, dass die SPD zwischen verschiedenen linken Koalitionspartnern wählen könnte …

  6. „Konstellationen“ ist ein schönes Wort.
    In der Mitte ist ein schwarzes Loch, da zerfällt alles zu Nichts.

    Das wirbelnde Drumherum ist wesentlich.

  7. Zwar wird ihr gegenwärtig nicht die Zeit bleiben, den umfangreichen Romanzyklus von Heinrich Mann über den französischen König Henri IV zu lesen (falls sie ihn noch nicht kennt); sein ihm nachgesagtes klassisches Zitat „Paris ist eine Messe wert“, geäußert in einer Zeit wesentlich größerer Umbrüche als derzeit in Hessen, sollte sie beherzigen und entsprechend handeln. Politik ist die Kunst des möglichen. Was bleibt also anderes als die Stimmen demokratisch gewählter Abgeordneter anzunehmen, auch wenn deren grundsätzliche Einstellung nur sehr bedingt mit den eigenen Wünschen übereinstimmt. Die Alternative wäre ein weiter amtierender Herr Koch, der sich die Auseinandersetzungen der anderen gelassen und sicher mit großer Wonne ansehen würde. Da man von ihm nichts hört, hat er damit wohl schon begonnen.

  8. @ 5. Bronski

    „Keine Ahnung, ob es jemals dazu kommt, aber theoretisch ist es möglicherweise vorstellbar, dass die SPD zwischen verschiedenen linken Koalitionspartnern wählen könnte …“

    … sehr theoretisch Bronski, sehr theoretisch:

    Nehmen wir an, die SPD ist als links zu definieren. Ok. Die Linke ist es zweifellos. Die Grünen? Etwa so wie die SPD!

    Nur die zusammen bekommen (im Westen) z. Zt. die einzige parlamentarische Mehrheit (Singular!) gegenüber CDU/CSU/FDP – das sind die als „rechts“ Definierten – zustande. Jede andere Kombination bleibt bisher Minderheit. (Werden die GRÜNEN, solange sie damit erfolgreich sind sich weiter als doch „rechts“ definieren, dann gibt es sowieso keine Mehrheit links von der Mitte nirgendwo).

    Bekommen wir demnächst „verbesserte“ östliche Verhältnisse (Die Linke mit über 30%, die SPD dafür mit unter 10% ändert sich auch nichts wesentlich.

    Sollte DIE LINKE DIE GRÜNEN aufressen, die SPD weiter anfressen , dann könnte es vielleicht irgendwann anders aussehen, aber das ist kurzfristig überhaupt nicht zu erwarten.

    Nein, es gibt nur eine Mehrheit (Singular!): Die vereinigte Linke in Koalition (das sind Mehrere!). Dazu müssen Grüne und insbesondere die SPD über Ihren Schatten, bzw. über die Roths, Strucks und Steinbrücks springen. Frau Ypsilanti hat ja jetzt vielleicht den nötigen Schwung dafür von Meister Beck erhalten. In der demokratie müssen/sollten aber immer ein paar mehr zusammen mitmachen!!!

    P.S:: Nur das keine Unklarheiten aufkommen: „rechts “ heißt hier immer nur „rechts von der politischen Mitte“ (was immer das sei), aber nicht „rechts(radikal)“

  9. @ Uwe Theel

    Als Physiker muss ich Ihrer Germanisten-Wortklauberei widersprechen: Der Einleitungstext spricht nicht nur von Hessen, so dass sich das Plural „Mehrheiten“ auf verschiedene Parlamente beziehen kann. Dort sind unterschiedliche Mehrheiten links der Mitte (mal mit, mal ohne die „Linke“) denkbar.

  10. Mensch kann es drehen und wenden wie er will. Ypsilanti wird wortbrüchig werden.
    Vor der Wahl: Mehr soziale Gerechtigkeit, Mindestlohn, keine Studiengebühren, aber auch: nicht mit der Linken.
    Nun haben sich doch tatsächlich Menschen erdreistet und die Linke ins Parlament gewählt. Und was macht die SPD: sie biedert sich auf eine erbärmliche Art und Weise der Partei der Besserverdienenden an.
    Die Partei, die schon immer für Steuerprivilegien der Reichen und Superreichen war. Der Partei, die Gewerkschaften als neue Landplage definierte.
    Und mit denen will die SPD ihre Wahlversprechen verwirklichen?
    Liebe Frau Ypsilanti, seien Sie doch einmal ehrlich und erklären Sie: die Forderungen nach Mindestlohn etc. waren nur Wahlkampfgetöse, oder sagen Sie klipp und klar; Jawohl, wir wollen soziale Gerechtigkeit und darum arbeiten wir mit Grünen und der Linken zusammen.

  11. Verehrter Herr Hinzmann,

    Sie haben nicht ganz unrecht. obschon treffender wäre, dass ohne die Linken mehr soziale Gerechtigkeit oder Mindestlohn gar nicht erst zu Debatten stünden. von Parlamenten ganz zu schweigen.

    &nur sie viel von Pluralismus. 😉

  12. @ 9.Abraham

    Als Linguist habe ich größten Respekt vor den Leistungen der Physik und ihren Erkenntnissen, aber selbst wenn ich davon nicht alles verstehe, käme es mir nie in den Sinn etwa mit Hilfe des Chomskyschen Theorems der Beschränkung lexikalischer Einträge durch die grammatische Kategorisierung in der Satzstruktur zu beurteilen, ob die Anschaung bezüglich gewisser subatomarer Strukturen modernerer Forschung zutreffen oder nicht. 😉

  13. Donnerwetter Uwe Theel,
    ich würde mich gern mit meinen Worten beteiligen,aber als Haubschüler und Sohn russischer Eltern geb 1950 und braunen Lehrkräften und einer gebliebenen Legasthenie
    kann ich mich bei so viel Inteleckt nur lächerlich machen.
    „Schade“
    Aber eines noch als Randnotiz:
    Welcher Politiker war nicht wortbrüchig

  14. @14
    Lieber Herr Nazarow,
    oh, ich glaube nicht, dass sie hier irgendetwas zu befürchten haben. Mit ihrer Biografie (miese Startchancen, braune Lehrer) wecken sie mit Sicherheit die solidarischen Gefühle aller hier Anwesenden, insbesondere die der Anhänger der Linkspartei, ganz gleich, ob Sie nun die deutsche Rechtschreibung beherrschen oder nicht. Abgesehen davon unterlaufen sowieso allen im Blog (Heinrich ausgenommen),so viele Schreibfehler, dass kein Mensch Ihre Legasthenie bemerkt hätte. Also keine Scheu!

  15. Danke liebe Susanne,aber ich habe eigendlich nicht wirklich ein Problem damit.
    Ich habe gesunden Menschenverstand und viel viel Lebenserfahrung.
    40 Jahre Selbsständigkeit und der Umgang mit Menschen im In und Ausland waren ehe eine bessere Schule und haben mich positiv geprägt.“Linkspartei“
    10 Jahre arbeiten in kommunistischen Lagern als Westdeutscher (inkl Firmengründung in Ungarn in den 80 .Jahren)habe ich mich auch in dieser Beziehung sensiblisiert mit dem was aus dieser Ecke kommt.

  16. Lieber Herr Nazarow

    erzählen Sie!

    Ich muß zwar jetzt erst mal wieder an den Kochtopf, älterer Blogger kennen das schon, aber ich komme wieder.

    U.T.

  17. Es war immer schon so mit diesen Leuten.
    Die Idee ist OK und die Praxis versagt.
    Der Mensch ist für diese Art sozialismus nicht geeignet.
    s. Die Farm der Schweine.
    Ein Film der die Realität zeigt und jeden Kommentar erübrigt.
    Ich habe das 1-1 erlebt und konnte beide Seiten sehen und beurteilen.
    Ich sehe die Demokratie als einzigen Kompromis mit dem wir wohl oder übel leben müssen.
    Die Idee von Marx und Engels wären sicher das optimale ,allein mit Menschn nicht möglich.
    Das ist meine Erfahrung.

  18. @ # 13 Uwe Theel
    Und was sollen mir Ihre Worte sagen? Ist damit meine Argumentation widerlegt, die Verwendung des Plurals „Mehrheiten“ sei – trotz Ihrer Einwände – korrekt?

  19. widerlegen möchte ich nichts und ich ziehe den Hut vor dem Intelekt das hier vorherscht.
    Es ist sicher ein probates Mittel eine gewisse Klientel in diesem Blog abzuschrecken.
    Aber liebe Freunde ,Ihr beraubt Euch einer Erfahrung die aus der Pasis kommt.
    Möglich,dass es so gewollt ist.
    Wenn Worte wie Degen sind, sind hier eine Menge guter Kämpfer dabei ,aber Geistreich bedeutet auch sich leicht verständlich zu machen um viele zu ereichen.
    Das bedeutet auch Rücksicht zu nehmen ,auf die,die sich nicht trauen sich in diesem Blog zu äussern weil sie befürchten erschlagen zu werden und was macht es für einen Sinn nur die zu ereichen denen es nicht schwer fällt sich hier zu äussern oder zu auten.
    Dieser Blog gewinnt an Wert wenn sich mal mehr Menschen zu Wort meldet die z.B ALG 2 empfangen.
    Sorry Uwe Theel das geht nicht gegen Sie speziell ,sondern ich meine das als Anregung auch mal darüber nachzudenken,dass Vera am Mittag nicht der Qerschnitt in Deutschland ist.

  20. Susanne, was soll das denn heißen? Erstens unterlaufen mir hier Fehler, wie anderen auch, und zweitens gehört nach der zweiten Klammer in deinem Text das Komma wech!

    Uwe,
    nun also statt einer süffisanten Antwort erst einmal eine Nachfrage:
    Deine germanistisch-linguistisch-sophistischen Ausführungen übersteigen leider meinen Verstehenshorizont. Meinst du, verschiedene Mehrheiten links von der Mitte gebe es in unserem Parteienspektrum nicht oder meinst du, von dem Wort „Mehrheit“ gäbe es keine sprachlich legitime Pluralbildung, und wenn ja, warum nicht?

  21. Ich wäre schon froh wenn ich sophistisch verstehen würde ,das andere geht gerade noch!!
    HILFE!!!!

  22. Hier die erbetene HILFE zur Selbsthilfe:

    folgenden Link als Lesezeichen in deinen Browser laden:

    http://www.dwds.de/woerterbuch/1_1

    Da kannst du oben neben „Wortinformation“ jeweils das gesuchte Wort eingeben und auf „Suche“ klicken, dann bekommst du die Erläuterung. Das geht ggf. auch mit Google.

  23. Das wäre jetzt der geeignete Zeitpunkt für einen Grundkurs in Mengenlehre!

    Soll ich? Sagt’s nur, soll ich?

  24. Herr Theel, auf der dreizehn, das war nicht schlecht. hat mich beeindruckt; Susanne hingegen, ich möchte Ihnen raten, wer im Glashaus sitzt sollte dennoch keine Steinchen titschen lassen.
    im Ernst.

    Herr Nazarow Sie haben eine Kernfrage erwischt, welcher P.. nicht wort-brüchig etc. Stellt sich nämlich umgehend diejenige, ob dies per se auch gar nicht möglich; alldngs. eine semantische Frage, in dem Falle. Filme hingegen welche die Realität darstellen sind eher die Seltenheit, ausser den amerikanischen heute. Die greifen nur allzu oft den Geschehnissen schon bevor.
    Hollywood ist halt oftmals früher am Markt.
    Wobei, Woody Allen, die sind dann noch ne gute Empfehlung. der Realitäten wegen.

    In einem Punkt muss ich Ihnen alldngs. entschieden widersprechen. Marx und Engels als mit dem Menschen nicht machbar festzulegen halte ich für äusserst gewagt. Es ist mit Babblern nicht zu machen, und dies logisch konsequent. Es wäre viel mehr von Interesse sich einmal leidenschaftslos damit auseinanderzusetzen, was eben doch, stetig, mit Menschen machbar ist. verstehn wie ich mein??

    geschätzter abraham jedoch, wenn Sie schon nichts widerlegen wollen, dann lassen Sie’s auch bitte, wir kommen vom Weg ab sonst.

    Heinrich, danke für den Link. es könnte vllt. mal überarbeitet werden.
    doch nicht unsere Aufgabe hier.

    Herr BvG nun bitte. Ihr Plädoyer. *g*

  25. Also ich versuch nach Kochen und Abendessen mit Familie auch hier das Aufgelaufene abzuarbeiten:

    @ 19. abraham

    a) Grammatisch gibt es selbstverstänlich den Plural von Mehrheit.

    b) Betrachten wir jede Mehrheitsfraktion in jedem Parlament einzeln, dann können wir als Mengenbezeichnung von den z.B. linken „Mehrheiten“ in verscheidennen Parlamenten sprechen.

    c) Ich versuchte aber politisch zu argumentieren. Dafür muss natürlich auch von mir die korrekte grammatische Form benutzt werden:

    Gesellschaftlich gesehen gibt es (in der Demokratie zumal) zu jedem Augenblick immer nur eine politische Mehrheit. Ist alles halbwegs in Ordnung, findet diese ein Abbbild in der Menge der zu einem Parlament gewählten Abgeordneten. Das kann natürlich in einem föderalen System, bei den verschiedenen „Deutschen Stämmen“ [;-:], unterschiedlich ausfallen. Nehmen wir Hessen: Hier wurde eine linke Mehrheit gewählt. Da gibt es keine „mehreren“ Varianten. Es macht keinen Sinn die anderen Mehrheiten – d.h. die andersartige Zusammensetzung hinsichtlich der Parteien – in anderen Parlamenten daneben zu stellen, außer man meinte damit zu belegen diese Mehrheiten seien „andersartig“. Es gibt aber nur „zwei“ Arten: „Bürgerlich“ (=rechts) und „sozialdemokratisch/sozialistisch-demokratisch“. (= links). Diese Andersartigkeit wird immer erkannt: entweder „rechts“ oder „links“

    Der Begriff der „Mitte“ sollte nur meinen, dass die Volksvertreter aus der Mitte des Volkes kommen, das „Allgemeinwohl“ vertreten. Was dies sei, darum geht der politische Streit und auch Kampf. Die politische Geschichte Europas – das ist unserer Weltteil – hat dabei den Gegensatz von „Links“ und „Rechts“ geboren. Alle politisch Interessierten und durschnittlich Gebildeten ist dies ein Begriffspaar, unter dem sie sich etwas vorstellen – nicht ohne Divergenzen , selbst wenn man glaubt, über den selben Begriff zu sprechen.

    Wenn alle Parteien nur noch glaubten – einige versuchen dies inzwischen – sie seien die Mitte, dann könnte dies nur eins bedeuten: Alle Problemem sind gelöst, das Allgemeinwohl ist für jeden einzelnen Bürger realisiert. (Der bürgerliche Vorwurf an die Linke war pikanterweise immer, das diese Gleichmacherei, keine realitische Politik sei, nicht verwirklicht werden könnte).

    Also. Man betrachte sich ein Elektorat, das, was es gewählt hat und es sollte keine Schwierigkeit machen zu sagen, welche Mehrheit (Singular!) sich ergeben hat: Links oder rechts?

    Widerlegen wollte ich Sie nicht, „Abraham“, sondern den Diskurs nur auf den – Entschuldigung – für mich entscheidenden Aspekt lenken: es geht nicht um die Vielfalt bundesrepublikanischen Parteienstreits, sondern um das Erkennen der Entwicklung der gesellschaftlichen Kräfte, wie sie sich realiter organisieren.

    ####

    @ 20 Jörg Nazarow

    keinen Sorge, ich habe mich nicht angegriffen gefühlt.

    Ihre bisherigen Beiträge machen mich neugierig.

    Übrigens: wenn Sie meine Kommafehler und Tipp-, bzw tatsächlichen Rechtschreibfehler zählten, könnten Sie auch daran zweifeln, ich hätt einmal Deutsch studiert.

    ####

    @21 heinrich

    ich hoffe Du kannst meine Antwort an Abraham, auch für Dich auswerten, Deine Frage klingt mir sehr ähnlich wie die Seine. – Ansonsten nimm Sie auseinander und ich würde dann versuchen rückzuantworten.

    ####

    So, jetzt wieder nach vorne geschaut.

  26. Zur Definition der Mitte:

    Der Panther

    Im Jardin des Plantes, Paris

    Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe
    so müd geworden, dass er nichts mehr hält.
    Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe
    und hinter tausend Stäben keine Welt.

    Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte,
    der sich im allerkleinsten Kreise dreht,
    ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte,
    in der betäubt ein großer Wille steht.

    Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille
    sich lautlos auf -. Dann geht ein Bild hinein,
    geht durch der Glieder angespannte Stille –
    und hört im Herzen auf zu sein.

    Rainer Maria Rilke, 6.11.1902, Paris

  27. Lieber BvG,

    nach Ihrer Depressivkarte spiele ich aber kurz und knapp die die Revolutionskarte:

    „In der grössten Not bringt der Mittelweg den Tod“

    Alexander Kluge

  28. Ich bin mir nicht so sicher:

    Meiner Mutter war dies das Lieblingsgedicht, die würde ich nicht als revolutionären Typ bezeichnen, eher als den, der zwar bemerkt hat(te), dass es so, wie es ist nicht gut ist, aber sich damit abgefunden hat und dem darüber im Herzen (in der Mitte seiner selbst) die Hoffnung auf die Freiheit und mehr, gestorben ist. – Kluge will sich mit seinem satz so nicht abfinden.

  29. Das ist doch (nach meinem Verständnis) die Botschaft von Rilke, daß es traurig und fatal ist, sich mit diesem Absterben zufrieden zu geben.

    Das Gedicht führt aber darüber hinaus: Es sind äußere Zwänge (Stäbe), die das „Abfinden“ und „Sterben“ erzwingen.

    Es ist, themenbezogen, noch viel trauriger, wenn in der Politik diese „Stäbe“ und „Gitter“ und äußeren Zwänge von den Politikern selbst aufgestellt werden.

    In alter BvG-Tradition verquer gedacht: Wenn “ dazu gehören“ die Versammlung um eine tote Mitte bedeutet, dann hat die Demokratie ein samtweiches Ende.

    Das soll, (um im Bilde zu bleiben) jedoch nicht heißen, daß man die Bestie einfach nur freiläßt.

  30. Der Leser, der das Gedicht mit bisher selbst ungebrochenem Mut liest, mag das Bild dieses Panthers als bestätigende Warnung empfinden, nicht so zu werden, das mag sein. Der schon „Abgestorbene“ wird in dem Panther nur die Bestätigung finden, keine andere Möglichkeit gehabt zu haben, als sich aufgeben zu haben: Wenn es sogar der mächtige, starke Panther getan hat, tun musste?!

    Nimmt man aber das Gedicht ganz für sich, aus sich selbst heraus, dann teilt sich die Haltung, sich aufgegeben zu haben, unmittelbar und einzig mit:

    Das Gedicht ist im herrschenden Präsens geschrieben, die (glorreiche) Vergangenheit klingt allenfalls an, (bessere?) Zukunft findet sich in keinem Vers.

    Das, was für die sich nicht ändern werdende Gegenwart mitgeteilt wird ist endgültiger, lebendiger Tod:

    Der Panther hat keinen Blick mehr für die Welt, ja es gibt diese für ihn nicht mehr, sein (einst) großer Wille ist betäubt, und selbst das, was er noch wahrnimmt „hört im Herzen auf zu sein“.

    Hoffnung oder Widerstand gegen solches Leben in Unfreiheit spricht nicht aus dem Gedicht selbst, sondern wenn, dann allenfalls aus einem Leser, der diese Hoffnung schon mittbringt, mindestens noch einen entscheidenden Funken mehr davon hat, als die todmüde, ohnmächtige Erinnerung des Panthers daran nur noch offenbart.

  31. Guten Morgen Boris,

    Also: Der Panther kann nicht mehr, weil er in der Mitte, also im Herrzen genauso tot ist, wie Alexander es ihm prohezeit hätte, wenn er dem Panther begegnet wäre und erfahren hätte, dass der Panther den Weg der indifferenten Mitte gehen würde.

  32. Guten Morgen auch. *gäähn*

    indifferente Mitte, nun ja. ich denk drüber nach. jedoch, auch Panther sollten sich ihre Mütze voll schlaf gönnen, zu gegebener Zeit.

    egal wie geschmeidig sie sein könnten.

  33. Moin,
    Motto des Tages :
    Laßt uns lächelnde Untertanen sein,dann sind wir dem gereizten Herrschern um ein vielfaches überlegen.
    In diesem Sinne einen schönen Arbeitstag.

  34. Mittig ist schon auf der Autobahn und Brücken sicherer,man stürzt nicht so schnell ab,nur zum überholen ist es schlecht für die anderen.

  35. nun kommt mir aber ein, womöglich sei die Frage der Wortbrüchigkeit in Wahrheit mehr eine dialektische, denn semantisch.

    vielleicht hat ja jemand eine Meinung dazu.

  36. @ Uwe Theel

    Ihrem simplen Schema Links (=sozialistisch/sozialdemokratisch)/Rechts (=bürgerlich) kann ich nicht folgen. Es gab Zeiten (K.H. Flach), da war die FDP in manchen Fragen „linker“ (nämlich emanzipatorischer) als die SPD, die Grünen waren (sind?) in vielen Fragen sehr „bürgerlich“. Wie ordnen Sie außerdem die Umwelt- und Bildungspolitik in das Links-Rechts-Schema ein?

    Ich habe außerdem in NRW gewerkschaftsaktive CDUler kennen gelernt, die linker als mancher SPDler in Bayern waren.

    Man sollte schon die „linke Mehrheit“ durch Inhalte definieren – was in Hessen sicherlich möglich ist.

  37. @ 48. Abraham

    Das „simple Schema“ wurde von mir bewußt so einfach gehalten. Es bildet auf der einben Seite gewissermaßen die Fiktion ab, die „offiziell“ gilt: Stichwort „Lagerwahlkampf“.

    Natürlich haben Sie Recht, dass die FDP eimal fast richtig „links“ war. Einen Hirsch oder einen Baum sich vorstellen zu müssen in derselben Partei, die einen Westerwelle oder Niebel beherbergt, ist nahezu unvorstellbar. (Eine FR ohne Karl-Herrmann Flach hat allerdings inzwischen im Geiste eines Guido Westerwelle Gestalt angenommen).

    Die Mischung aus bürgerlich-rückschrittlichen und sozialdemokratisch-sozialistisch-emanzipatorischen Positionen und Personen innerhalb der gesellschaftlichen Instanzen und Strukturen ist sicherlich immer eine Vielfältige. Betrachtet man aber im Einzelfall einer Entscheidung die Lage der Kräfteverhältnisse, die Menge der handelnden Personen, dann wird mann immer sagen können: Die Entscheidung, damit das Gremium, die Instanz steht „links“ oder „rechts“; manchmal brechen bei dieser Gelegenheit dann alte Allianzen auseinander und die dann „passenden“ werden neu gebildet. Dass dies alles an Inhalten beurteilt, diskutiert und belegt werden müsste/sollte, ist so selbstverständlich, wie es gemeinhin nicht erfüllt wird.

    Genauso selbstverständlich sollte aber auf der anderen Seite sein – und dann ist das Schema gar nicht mehr „simpel“ -, dass diese Gesellschaft weiterhin eine Klassengesellschaft ist, in der Konsensbildung ab einem gewissen Punkt unter deren Maßgabe nicht möglich ist. Genau hier und nicht an irgend einem nebulösen, ideologischen Mittekonstrukt, das die großen Parteien glauben ausfüllen/erstellen zu müssen ist die Trennlinie zwischen „links“ und „rechts“ zu finden. Die Beiden kann mar zwar nicht verwechseln, aber die Grenze selbst, die schwankt. Dies tut sie aber seit Zeiten und zur Zeit nicht aus inhaltlichen, sondern aus Gründen der tatsächlichen Machtverteilung: Wer die Grenze verschieben kann, der hat die Hoheit zu sagen, was offiziell „links“ oder „rechts“ sei, die andere Seite kann dies hinnehmen oder es zu ändern zu suchen. So oder so.

    Meiner Hopffnung für Hessen habe ich an anderer Stelle hier im Blog Ausdruck gegeben.

  38. @ Uwe Theel
    Somit wären wir zurück beim Marxschen „Grundwiderspruch zwischen Arbeit und Kapital“. Beschreibt dieser noch (oder nach dem Niedergang des kooperativen „rheinischen Kapitalismus“ wieder) die heutige globalisierte Welt mit ihrem Nord-Süd-Gegensatz? Und was eine noch spannendere Frage wäre: Was sind die Alternativen und die Wege zu ihren Verwirklichungen?

  39. Fürchtet Euch nicht!!
    70 oder 40 Jahre Komunismus wird es nie wieder geben!
    Das diese Systeme überhaubt so lange leben durften ist Schuld der Frauen – und Mütter!
    Sie waren es ,die auch in der schlimmsten Mangelwirtschaft ihren Männern und Kindern Essen und Kleidung besorgt haben.
    Ihre aus Frustration saufenden Männer ertragen haben
    Sie waren es die aus Liebe an dem festgehalten haben was gerade möglich war.
    Wenn sie das nicht gemacht hätten könnten wir die menge an Revolutionen nicht mehr zählen in allen seinerzeit kommunistisch geführten Ländern.Sie hätten nur einige mal aufhören müssen zu improviesiern.
    Die Liebe ist Schuld! Liebe zu ihren Kindern und Männern.Die Liebe der Mütter.
    IST ES NICHT VERRÜCKT EINFACH !!! DIE LIEBE IST SCHULD AN ALLEM.
    Heute nicht mehr möglich ,alle versaut vom Konsum ,da geht das Rad nicht mehr zurück.
    Hoffentlich hat jetzt nicht auch die Liebe nicht verloren!

  40. @ 50.

    Abraham, hätte ich das Rezept und den kompletten Therapieplan für die diagnostizierte Krankheit, dann würde ich sie gerne auch hier im Blog veröffentlichen. Bisher gibt es nur die bekannten (bruchstückhaften) Entwürfe, gescheiterte und zu oft auch von außen zum Scheitern gebrachte Versuche. Im akademischen Raum werden, wie in Marburg, die Lehrstühle für das Weiterdenken und Entwerfen abgeschafft. Gesellschaftliche Kräfte in dieser Richtung werden, sagen wir, nicht gefördert.

    Für den Augenblick wäre ich in Hessen schon zufrieden, wenn Frau Ypsilanti gegenüber den Linken nicht den selben Fehler machte, wie weiland alle anderen Parteien jahrelang auch gegenüber den klassischen Grünen, eine politische Kraft zu ächten, nur deswegen weil sie immer noch und immer auch die „Systemfrage“ stellt. Würde Fau Ypsilanti, (besser die gesamte deutsche Sozialdemokratie), eine friedliche Koexistenz mit der Linken üben, ohne sich zuvor jahrelang mit allen anderen Parteien nur wieder wie die berühmten hysterischen Jungfrauen zu benehmen, könnte dies ein Ratschlag von mir gewesen sein, wäre dies für mich schon ein Fortschritt auf das gewünschte Ziel hin.

    Willi Brandt hat es uns in Stammbuch geschrieben: „Mehr Demokratie wagen!“ Wenn er auf den DDR-Staat zugehen konnte, warum sollten wir heute nicht politisch auf die Linke zugehen, mindestens aufhören können, hohlhirnig – und sei es auch nur mit ebensolchen Worten – auf sie einzuschlagen? Warum suchen alle nur nach Gründen, warum ES nicht gehen könne?

    – Mit Linke meine ich übrigens sowohl die Partei, als auch die durch sie vertretenen Teile in der Gesellschaft.

  41. – da ich etwas einfacher gestrickt bin als die meisten hier, wage ich mich nur in einfachen Sätzen zu äußern.
    Ohne alles wortreich wiederholen zu müssen, kann ich meine Meinung auch so ausdrücken :

    Ich stimme den Ansichten unter # 10. R. Hinzmann und # 50. U. Theel weitgehend zu.

    Politik ist ein schwieriges Geschäft !

    maderholz

  42. Herr Maderholz, mit Ihren Ansichten passen Sie hier doch gut rein. was soll also der Quatsch von wegen ‚einfacher gestrickt‘. Es geht doch nicht darum, dass nur mitzureden, mitzuentscheiden habe, wer einer besonderen Klasse angehört.

    Egal ob Akademiker, Germanist oder Besserverdienender. Also trauen Sie sich einfach. Es bräuchte mehr davon.

  43. Zum großen Teil ziemlich theoretisch, die Diskussion hier, aber vielleicht muß auch das mal sein. Zurück zu den möglichen Mehrheiten. Es ist bereits angeklungen, daß sich diese u.U., und, wie meine eigene politische Erfahrung zeigt, hauptsächlich an der Basis quer beet durch die Parteien bilden können, weil gerade vor Ort Sachthemen im Vordergrund stehen und nicht Parteilinien und -dogmen. Warum wohl gibt es in der Kommunalpolitik so viele freie Wählergemeinschaften? Eben, weil diese Sachpositionen einnehmen (die natürlich sehr wohl auch hoch politisch sein können, siehe Flughafen-Erweiterung) und hierfür gewählt werden (wollen).

    Wenn wir uns die etablierten Parteien anschauen, haben wir doch in allen extreme Positionen, vertreten wiederum durch bestimmte Personen. Da spreizt es sich von Merz bis Geißler, von Metzger (ja, jetzt ausgetreten) bis Ströbele, von Dressler bis Clement (kurz vor dem Ausschluß) und von Niebel bis Baum.
    Das bedeutet dann in der Praxis, daß sowohl Programme als auch Aussagen viel Wischi-Waschi und wenig Klartext enthalten, und die Aussage von heute morgen bereits widerrufen bzw. dementiert wird. Und der Wähler wendet sich mit Grauen.

    Ich weiß, es ist eine Utopie, aber ich wünsche mir auf Landes- und Bundesebene mehr „freie Wählergemeinschaften“, die ausschließlich mit Sachthemen agieren und auf Stimmenfang gehen, und wenn dann in einem Programm – so noch von Nöten – die Begriffe Sozialismus, Kapitalismus, Liberalismus oder Pflaumenmus auftauchen, auch recht.

    Frau Ypsilanti hat es in Hessen ja mit einem Angebot an Sachfragen versucht, aber sie hat sich nicht getraut, oder trauen dürfen, auch den zweiten Schritt zu tun, nämlich zu sagen:
    „Die Partei, mit der wir in der Lösung der Probleme die größte Gemeinsamheit haben, wird unser Koalitionspartner, gleich, welcher Name oder Herkunft.“ Und das waren und sind eindeutig Grüne und Linkspartei.

    Ich hoffe, daß dieser Eiertanz bald ein Ende hat. Folgt die SPD den Umfragen, springt sie über die Schatten, die der Seeheimer Kreis und die Herren Steinbrück, Struck und Co. werfen und geht mit Grün und Linkspartei endlich ans Regieren. Warum soll das, was in Berlin Wowereit vorgemacht hat, nicht auch in Hessen gehen. Die von Hr. Weimar hinterlassenen Schulden sind zwar auch sehr hoch, aber toppen bei weitem nicht das, was Schwarz-Rot in Berlin hinterlassen hat, wäre also zu stemmen.

  44. Freie Wählergemeinschaften sind prinzipiell eine interessante Idee. Aber Sie sagen es, eher ein Modell für kommunale Politik. Auf Landes und Bundesebene, tja, ziemlich schwierig. Da kommt dann eher so was bei raus wie die Partei Rechtsstaatliche Offensive seinerzeit.

    Es fehlt an Möglichkeiten zu Volkspartizipation. Politik entscheidet über die Rahmenbedingungen der Lebensverhältnisse des Volks. Und den Job macht sie zwischenzeitlich nicht mehr besonders gut. Entscheidungen die uns betreffen sollten mit uns abgestimmt werden.

    Nicht jeder kleine Pups, nur in dem Moment wo’s um Finanzen geht; kann doch ni angehn, dass lieber ein paar Milliarden in irgendein High-Tech Fluggerät geblasen werden, damit wir auch weiter am Hindukusch den Kapitalismus verteidigen. anstatt von der Kohle den Sozialhilfesatz auf lebenswertes Niveau zu hieven.

    wir sollten den Herrschaften anfangen den Allerwertesten wund zu treten. Die Mail-Adressen des Bundestags etwa, alle verfügbar. warum spamt die keiner?!?

    das wär links.

  45. by the way, hab das mal gemacht. den Bundestag gespammed. Man sucht Nachahmer. Es wär doch ganz einfach, statt uns hier die Köpfe heiss zu reden die Parlamentarier damit konfrontieren was wir davon halten wie sie in die eigene Tasche wirtschaften.

    warum macht das niemand?

  46. Rückblick voraus:

    Wie man das Problem auch mit links(liberal) ganz aktuell sehen könnte, zeigte Karl Herrmann Flach in der FR vom 27.02.1968 in einem Kommentar, der es sonst an einer scharfen Analyse der damaligen DKP nicht fehlen ließ:

    „Bei der gegenwärtigen Diskussion um Wiederzulassung oder Neugründung der KPD und
    bei der bisher laut gewordenen amtlichen Kritik am neuen KPD-Programm wird gern übersehen, daß die Kommunisten natürlich nur an einer kommunistischen Partei interessiert sein können. Jede kommunistische Partei wird in ihrem Kern marxistisch bleiben und eine Gesellschaft anstreben, in der es kein oder in
    Ausnahmefällen nur geringes Privateigentum
    an Produktionsmitteln gibt. Jede ommunistische
    Partei wird insoweit das Grundgesetz ändern beziehungsweise die im Grundgesetz gegebenen Enteignungsmöglichkeiten wahrnehmen wollen. Und jede kommunistische Partei wird sich in irgendeiner Form der „internationalen proletarischen Solidarität“ verpflichtet
    fühlen, so brüchig diese zur Zeit sein
    mag. Schließlich wird jede deutsche kommunistische Partei in einem positiven Verhältnis zur DDR stehen. Wer diese drei Kriterien für unvereinbar mit der sogenannten freiheitlichdemokratischen Grundordnung ansieht, sollte offen sagen, daß jede Art von kommunistischer Partei in der Bundesrepublik auf Zeit und Ewigkeit verboten bleibt.

    Wenn die politische Führung in der Bundesrepublik klug wäre, würde sie die KPD
    schon zulassen, um den damit zu erwartenden
    Klärungsprozeß auf der Linken zu ermöglichen.
    Nichts wäre interessanter als die Diskussion
    zwischen KPD, SDS und den altmarxistischen
    Splittergruppen. Die politische Landschaft der Bundesrepublik könnte dadurch nur belebt werden. Offenheit ist das Merkmal einer innerlich starken Demokratie, nur schwache Regimes treiben ihre Gegner in die Illegalität.“

    Mehr: http://originalausgaben.fr-online.de/_1968/pdf/02/1968-02-27_003.pdf

    Lesen Sie Frankfurter Rundschau, Frau Ysilanti, aber die von 1968!

  47. Lieber Uwe,

    darf ich das etwas präziser formulieren?

    1.) Karl Hermann Flach plädiert im Jahr 1968 vehement für eine Aufhebung des KPD-Verbots, denn „es war und bleibt töricht, die KPD zu verbieten, noch dazu in einer Zeit, in der eine NPD unbehindert agitieren darf. Alle westlichen Demokratien leben mit ihren Kommunisten und werden politisch mit Ihnen fertig.“

    2.) Flach ist der Meinung, die politische Landschaft könnte dadurch nur belebt werden, insbesondere wegen den dann zu erwartenden Klärungsprozess der linken Parteien (gemeint damals KPD, DKP, SDS, marxistische Splittergruppen).

    Soweit, so gut. Aber was hat das mit einer heute möglichen rot-rot-grünen Koalition zu tun? Was hat die berechtigte Argumentation für ein Aufheben des KPD-Verbots mir der Partei „Die Linke“ zu tun?

    Die Linke ist eine im Kern nicht-kommunistische Partei, die sehr pointiert den von der SPD aufgegebenen Begriff „demokratischer Sozialismus“ mit Leben erfüllt. Die immer wieder gerne von der Presse zitierten Forderungen nach Mindestlohn, Abschaffung von Hartz IV, gleichen Bildungs-Chancen für alle sind nur ein winziger Ausschnitt aus hinreichend präzise dargestellten politischen Alternativansätzen, über die von der Presse wegen der unausgesprochenen Medienbarriere nicht berichtet wird. Dabei gilt für die Linke generell, dass die „Systemfrage“ nur im Sinne der Transformation gestellt wird: „Ziel des demokratischen Sozialismus, der den Kapitalismus in einem transformatorischen Prozess überwinden will, ist eine Gesellschaft, in der die Freiheit des anderen nicht die Grenze, sondern die Bedingung der eigenen Freiheit ist.“

    3.) Was also willst Du mit dem Zitieren des Flach’schen Kommentars aussagen? Meinst Du damit: Wenn es eine (links-)liberale Position war, dass selbst eine Aufhebung des KPD-Verbots die politische Landschaft belebt und deswegen zu befürworten ist, dann ist eine Koalition mit einer (nicht-kommunistischen) Partei des demokratischen Sozialismus eigentlich eine politische Selbstverständlichkeit und bedarf keiner weiteren Diskussion?

    An dieser Stelle tritt aber leider „bakunix-law“ in Kraft (bakunix hat dies in einem anderen thread sehr schön erläutert):

    Wenn es ernst wird, kneift die SPD und wirft sich lieber dem bürgerlichen Lager an die Brust (oder setzt Militär in Bewegung – 1918, 1923), anstatt mit Mut und historischem Bewusstsein linke Politik mit möglichen Mehrheiten in die Tat umzusetzen.

    Wenn bakunix-law stimmt, hilft nur noch Satire. Insofern schmunzele ich immer noch über den heutigen die-wahrheit-kommentar der taz: „Heimtückische Krankheit – Kurt Beck unheilbar an spd erkrankt.“

  48. PS: Ich vergaß – wohl wegen der fortgeschrittenen Zeit – das herzliche DANKE SEHR für Deinen Hinweis auf diesen lesenswerten Kommentar aus dem Jahr 1968!

  49. Lieber Fiasco:

    I have (almost) nothing to add to your statement, you made on March, 2nd, 2008, 04:10am

    Selbstverständlich gilt(leider immer noch) bakunix-law.

    Und genau um die Begründung der Abschaffung des nur ideologisch zu erklärenden Antilinksreflexes ging es mir in meinem letzten und anderen postings in diesem Zusammenhang (s. z.B. auch o. #54).

    P.S.: Schön, dass man wieder einmal etwas von Dir im Blog lesen kann!

  50. @ Fiasko, Uwe, Bakunix:

    „bakunix-law“, kann man mir das mal verlinken? Hab‘ ich irgendwie nicht mitbekommen.

    Grüße an euch
    Heinrich

  51. Lieber Heinrich,

    wenn ich Fiasco richtig berstanden habe, meint er diese beiden Postings von bakunix:

    2. Kommentar von: bakunix
    Geschrieben am 23. Februar 2008 um 08:32 Uhr
    (http://www.frblog.de/y/#comment-18962)

    und

    11. Kommentar von: bakunix
    Geschrieben am 23. Februar 2008 um 17:08 Uhr
    (http://www.frblog.de/y/#comment-18978)

    Dort beschreibt bakunix ein wenig die herrschende „Nach-Links-Blockade“ der SPD und deren Folgen.

    ###

    So jetzt muss ich auf Theaterprobe.

    Bis später

    Gruß

    Uwe

  52. Nein, ich meinte einen viel früheren Beitrag von bakunix über die Rolle
    der SPD in der deutschen Geschichte und gegenüber anderen Li ks-Parteien. Werde den Link später nachreichen oder meine eigene Darstellung dazu schreiben – schließlich eines meiner Lieblingsthema als jemand, der die Ehre hatte, auf den Tag genau 30 Jahre dieser Partei anzugehören.

  53. Eigentlich schade, das dieser Blog zu einer Privat-Diskussion bestimmter Diskutanten geworden ist. Lohnt sich daher nicht, hier weiter zu posten.

    Also Tschüß, oder gruezi miteinand, vielleicht im SPIEGEL-Forum – da hat es einfach mehr Teilnehmer.

    Manchmal habe ich den Eindruck, daß sich die FR zu einer Luxus-Ausgabe der Offenbach-Post entwickelt, und mit diesem Medium habe ich nun wirklich nix am Hut.

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