Pussy Riot im Kölner Dom?

Eigentlich ist es ja erstaunlich, wie einfach es selbst heutzutage noch zu sein scheint, mit provokanten Aktionen nicht nur in die Schlagzeilen zu kommen, sondern auch noch Debatten auszulösen. Denn eigentlich sind doch inzwischen alle Tabus gebrochen. Wirklich alle Tabus? Nein, es scheint hinsichtlich weiblicher Sexualität immer noch Tabus zu geben, die sich öffentlichkeitswirksam brechen lassen. „Katholiken empört über Femen„, berichtete die FR, und FR-Autor Joachim Frank kommentierte: „Billiger Krawall„. Eine halbnackte Frau auf dem Altar des Kölner Doms, das ist natürlich was anderes als eine halbnackte Frau in der Kosmetik-Werbung, nicht wahr? Ich bringe dazu einen Gastbeitrag von Eva Kröcher aus Frankfurt.

Kirchenkritik muss wehtun

von Eva Kröcher, Frankfurt

Die Berichterstattung der Presse über die Aktion Josephine Witts im Kölner Dom ist interessant zu lesen. Da wird überall, auch in der FR, nur lakonisch behauptet, „Sicherheitskräfte im Dom führten sie danach ab.“ Das bei Youtube veröffentlichte Video von Bild-TV zeigt andere Szenen. Da wird Witt vom Altar gerissen und unter Einsatz massiver Gewalt von mehreren Männern zu Boden gerungen und weggeschleppt, während sie von einem anderen Mann geschlagen wird. Eine gewaltlose kirchenkritische Aktion wird mit brutaler Gewalt vergolten, das spricht für sich.

Der verbale Sturm in Foren der Medien ist oft nicht weniger rabiat. Wo gestern noch Pussy Riot mit ihrem Auftritt in der Moskauer Christ-Erlöser-Kirche als Heldinnen gefeiert und die nachfolgende Verurteilung als hart und ungerecht gebrandmarkt wurden, schreien die gleichen Leute heute nach harter Bestrafung und gar Zwangspsychiatrierung Witts. Wahrscheinlich verhindern nur die üblichen Forenregeln, dass nicht Rufe nach dem Scheiterhaufen für die „teuflische Hexe“ veröffentlicht werden, doch bei nicht wenigen Hassbeiträgen schimmert auch das durch.

Erstaunlicherweise solidarisieren sich auf einmal viele Leute, die sich selbst als Atheisten bezeichnen oder sonst kirchenfern sind, mit der römisch-katholischen Kirche und machen eine Verbeugung vor ihr. Selbst Volker Beck als neuer Oberpriester alias religionspolitischer Sprecher der Grünen entblödet sich nicht, sich Meisner als Zäpfchen anzudienen und Witts Aktion als inakzeptabel zu bezeichnen und nach Strafe zu rufen. Gleichzeitig feiert er in seinem Blog Pussy Riot und fordert deren Freilassung, bezeichnet das Urteil gegen sie als Unrecht. Geht es nicht noch ein klein wenig bigotter? Aber schon die scheinbaren Auseinandersetzungen Becks mit der römisch-katholischen Kirche um die Anerkennung homosexueller Menschen waren letztlich fast schon kniefälliges Betteln zu nennen, so dass Wiglaf Droste sich in seinem Nachruf auf Dyba in der taz dem eine gewisse Ekelhaftigkeit nicht absprechen konnte. Das kann ich problemlos auf alle die ausdehnen, die jetzt hergehen und als Atheisten und Kirchengegner Witt verurteilen.

Josephine Witt hat meine persönliche Hochachtung für ihre Aktion, die alles andere ist als die Witt unterstellte narzisstische Selbstdarstellung und Publicity-Sucht. Sie hat klar gezeigt, dass Kirchenkritik weh tun muss, wenn sie wirksam sein und diskutiert werden soll. Denn wie es Benutzer Al_Sim als erklärter Katholik in der Kommentarfunktion der FR treffend ausdrückte, solle in den Bayerischen Wald fahren und dort hineinrufen, wer sensibel protestieren will, das „bringt halt nix“. Und Witt hat mit ihrer zeitlich sehr gezielt gesetzten Aktion kurz nach der Amnestierung der im Westen zu Freiheitsikonen stilisierten Pussy-Riot-Frauen dieses als verlogenes und bigottes Medientheater entlarvt.
Witt zeigt auch, dass sie Durchhaltewillen besitzt, sich auch von der Verurteilung und Inhaftierung in Tunesien nicht einschüchtern und von ihrem Protest sowie den dafür gewählten Mitteln abhalten lässt. Und dieses Mittel ist zwar provozierend, das soll es auch sein, aber es ist allemal friedlich und nicht rabiat gewalttätig wie die Reaktionen darauf, körperlich wie verbal.

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23 Kommentare zu “Pussy Riot im Kölner Dom?

  1. Der ehemaliger Rennfahrer Nikolaus Lauda antwortete in einem jetzt veröffentlichten Interview der Zeit auf die Frage, was Schumacher nach seinem Unfall helfen könne, so: „Der liebe Gott. Er entscheidet Dinge, die wir nicht verstehen können.“

    Solche Überzeugungen entheben sich der Kritik. Wer dennoch an solchen vermeintlich ewigen Wahrheiten rumkrittelt, hat mit Sanktionen zu rechnen. Diese Strafen sind in den heiligen Büchern der jeweiligen Glaubensgemeinden genauestens ausgeführt. Im Matthäus-Evangelium lesen wir, dass der „Menschensohn seine Engel aussenden“ werde, um diejenigen zu bestrafen, die „Gottes Gesetz übertreten haben“. Sie würden „in den Ofen geworfen, in dem das Feuer brennt.“ Auch im Römerbrief wird denjenigen, die sich weigern, den christlichen Gott anzuerkennen, der Tod angedroht. Die Christen tun sich also schwer mit Kritik an ihren Überzeugungen. Zwar bringen sie heute keine Menschen mehr um, wie das häufig noch innerhalb der islamischen Gemeinden praktiziert wird, sie verweigern sich jedoch der Kritik. Als ein vermeintlich rationales Mittel der Gegenwart schieben sie die religiösen Gefühle vor, die durch Kritik verletzt werden würden. Sie haben sogar erreicht, dass ihre Kritikimmunisierungsstrategie im sogenannten Gotteslästerungsparagraphen gesetzlich geregelt wird. Umso wichtiger ist es, darauf aufmerksam zu machen, dass es in einer Demokratie keine Privilegien für bestimmte Überzeugungen geben darf. Das haben viele Vertreter der Medien, der Politik und der Kirche, die sich jetzt so vehement gegen den Protest im Kölner Dom wenden, noch nicht begriffen.

  2. Wer heute Kirchenkritik äußert, muss sich darüber im Klaren sein, dass er nicht mehr mit der ganzen Gesellschaft redet, sondern nur noch zwei Teile erreicht: die wirklich Gläubigen, auch bei den Kirchenmitgliedern heute eine Minderheit, und die Gehorsamen, verlogene Apparatschiks wie Beck, die wunderschöne Bekenntnisse formulieren, um dann für ein Buben-darf-man-verstümmeln-Gesetz zu stimmen. Wobei ich an Becks Kommentar in diesem Fall auf der juristischen Ebene nichts auszusetzen habe, greift er doch die Sonderrolle auf, die Kirchen in unserem Recht haben, und über die Joachim Frank geflissentlich hinwegsieht. Es ist in der momentanen Rechtssituation nämlich nicht so, dass diese Aktion risikolos war – im Gegensatz zum normalen Hausfriedensbruch sind hier 3 Jahre Knast möglich.

    Ich kann mich aber auf der anderen Seite auch nicht über die unmittelbare Reaktion in der Kirche aufregen: Wer körperlich stört, nimmt von Beginn an auch in Kauf, unter Ausübung des Hausrechtes körperlich entfernt zu werden. Ich habe mir das BILD-Video jetzt zweimal angesehen, ich kann das Schlagen nicht erkennen – meine Frau auch nicht (auch schon vor 20 Jahren ausgetreten, weil sie weder an Gott glaubt, noch das Verhältnis der Kirche zu Frauen finanziell belohnen möchte, eine Form der Kritik, die auf Dauer wirksamer ist).

    Was ich erkennen kann, ist, dass Frau Witt gestoßen wird, als sie sich nicht freiwillig entfernt. Dann wird sie zuerst gezogen und dann getragen. Das ist der ganz normale Vorgang und sieht zwangsläufig so aus, wenn der oder die zu Entfernende nicht mitmacht. Das ist doch bei der ganzen Aktion für die Bilder auch einkalkuliert, aber diesem Kalkül kann ich mich auch ohne Aufregung über den „mangelndem Respekt“ vor der Kirche, an dem es mir selbst auch mangelt, entziehen.

    Das Problem der Witt’schen Aktion ist für mich ein ganz anderes: Wir haben zwar eine frauenfeindliche rkK, aber jedem steht frei, da auszutreten, und ganz vielen ist diese Kirche auch einfach egal. Dementsprechend wird es hier nichts mit dem Skandal, auch weil man die ganze Aktion rechtlich eher bei Hausfriedensbruch und Unfug einordnen würde, wenn es nicht gerade um eine mit Sonderrechten ausgestattete Kirche ginge. Skandal wird es erst, wenn dieses Sonderrecht, das schon lange nicht mehr von der Gesellschaft getragen wird, zur Anwendung kommt.

    Und diese Rechtssituation zeigt für mich auf das stärkste Problem: Religion und Kirche sind in unseren Parteien und damit beim Gesetzgeber gewaltig überrepräsentiert. Sie zeigen einen geschickten Umgang mit unseren demokratischen Möglichkeiten und, dass sowohl Parteimitglieder als auch Wähler dumm genug sind, das so mit sich machen zu lassen. Das führt dann dazu, dass die Kirchen, deren religiöse Virulenz stark im Rückgang begriffen ist, sich mit der Unterstützung der Politik in Krankenhäusern, Pflegeheimen und Schulen in wirtschaftlichen Dauerstadien festsetzen. Diese Problematik ist an den kleinen Möpsen der Philosophin Josephine Witt leider überhaupt nicht zu erkennen, auch Silikonballons würden nicht reichen, um das darzustellen.

  3. Ursprünglich erregte Femen erstmals so richtig Aufmerksamkeit, als sie bei der EM 2012 in der Ukraine und Polen damit aufmerksam machen wollte, dass mit den Fans auch Freier ins Land kämen. Das kam besonders mutig an, da die Ukraine nicht unbedingt demokratisch regiert wird.
    Die Damen aus dieser Organisation bezeichnen sich selbst als „Sextremisten“ und ihre Aktionen als „Terrorismus“. In ihren Anliegen sind sie häufig undifferenziert, ziemlich radikal und manchmal auch schlecht informiert.
    Mit aggressiven Gesten und nackten Brüsten wird häufig wahllos demonstriert, was in freiheitlichen Ländern relativ ungefährlich ist. Den Ausdruck in einer immer gleichen Protestform zu wählen, wirkt doch auf Dauer ermüdend, langweilig und gerät zur Litanei, den man unmöglich noch ernst nehmen kann. Als Frau kann ich mittlerweile nur noch darüber lächeln und den Kopf schütteln.

    Kommen wir nun zur Aktion im Kölner Dom. Wozu sollte die nun gut sein? Die Medienwirksamkeit ist buchstäblich in die Hose gegangen, von Hemd kann man schlecht sprechen, da die Dame keines trug.
    Bei uns steht es jedem frei, in die Kirche zu gehen oder auf das zu hören, was ihre Vertreter verkünden. Um dagegen zu protestieren gibt es andere Mittel, die auf ihre Art feiner und wirksamer sind.
    Auch ich konnte im besagten Video keinerlei Schläge erkennen und wer störend wirken will, sollte sich bewußt sein, dass man auch auf weniger sanfte Weise vom Platz entfernt wird. Man kann unmöglich vom Aktivisten zum Opfer werden.

  4. Ich habe mir lange überlegt, ob ich mich auch noch zu einem persönlichen Kommentar zu Eva Kröcher äussern soll. Ich teile die meisten Überlegungen von Frank Wohlgemuth und Brigitte Deininger.
    Was mir bei Femen – in diesem Fall der Aktion im Kölner Dom – fehlt, ist die „seriöse Botschaft“, der sich all die anschliessen könnten, die u.U. die Kritik der Femen-Aktivistinnen teilen, auch alte Frauen und Männern (die sich zu „entblößenden“ Aktionen bisher nicht gesellt haben). Oder wie würde ein ähnlich inszenierter Protest von Schwulen aufgenommen werden?
    Unter wirksamem politischen Protest verstehe ich mehr als solche Provokationen, die – wie man allenthalben in Medienkommentaren und im (aufgeschlossenen) Bekanntenkreis) hört und liest – keinen Schneeballeffekt zeigen.
    Wie dem auch sei: Mit solchen Mitteln wird es nirgends zu revolutionären Veränderungen kommen.

  5. @maiillimi: Was wollten Sie denn über mich persönlich äußern?

    @Frank Wohlgemuth und Brigitte Deiniger: Es lohnt sich eben, genau hinzuschauen. In http://www.youtube.com /watch?v=dYmubaUVE2o ist zwischen Sekunde 9 und 11 rechts im Bild zu erkennen, wie ein älterer Mann in dunklen Mantel zuschlägt. In diesem Video http://www.youtube.com/watch?v=1a39gDmXp_8 ist es zwischen Sekunde 3 und 5. Das wurde auch von mehreren Zeugen berichtet. Gegen den inzwischen identifizierten 61-jährigen ermittelt die Polizei wegen Körperverletzung, wie die Welt am 2. Januar 2014 berichtet.

    http://www.welt.de/regionales/koeln/article123469889/Ermittlungen-gegen-Mann-der-Josephine-Witt-schlug.html

  6. @Eva Kröcher. Ich wollte mich nicht über Sie persönlich äussern, sondern zu Ihrem Beitrag.

  7. @Eva Kröcher: Wer derart provoziert, muß damit rechnen, sich auch einmal eine Ohrfeige einzuhandeln. Natürlich muß die Polizei, schon von Gesetzes wegen, ermitteln. Was aber daraus werden wird?

  8. @ Eva Kröcher #5
    Da haben Sie mich insofern erwischt, als ich mich auf die konzentriert habe, die Frau Witt letztlich hinausgetragen haben – der „normale Kirchgänger“ ist mir dabei entgangen. Nur – was sagt uns dessen Tat jetzt zum Thema?
    Witts Selbstauskunft über ihre Aktion, bei der der sie mit nacktem Oberkörper, auf den „I am God“ aufgemalt war, auf dem Altar des Kölner Doms herumsprang, lautet, dass sie habe zeigen wollen, dass „man keiner Frau verbieten kann, über ihren eigenen Körper Entscheidungen zu treffen.“ Ganz abgesehen davon, dass das für eine Philosophin erschreckend unpräzise formuliert ist – so allgemein kann dem auch Meissner zustimmen, die katholische Kirche spricht Frauen nur bestimmte Entscheidungen ab, wie Abtreibung, und begründet das damit, dass auch mindestens eine andere Person existenziell von dieser Entscheidung betroffen sei (ich gebe hier nur wieder) – findet diese Diskussion jetzt nicht statt. Stattdessen wird darüber diskutiert, wie sinnvoll es ist, nackt auf Altären herumzuhüpfen.
    Also: „Sie hat klar gezeigt, dass Kirchenkritik weh tun muss, wenn sie wirksam sein und diskutiert werden soll.„ (Eva Kröcher)
    Wie hat sie das gezeigt, wenn ihr Aktionsziel nicht erreicht wurde?

    Und wenn ich jetzt Bezug auf den greisen Schläger nehme, dann hat sie nur gezeigt, dass Menschen mit großer Religiosität gewaltsam reagieren, wenn man sie religiös irritiert, dass es davon aber selbst in einer katholischen Hochburg wie Köln unter den Katholiken nicht so viele gibt. Einen vergleichbaren Erfolg und eine vergleichbare Aussage zu den Muslimen und Kairo könnte Beck erzielen, wenn er nackt mit der Aufschrift „Mohammed was gay“ durch die al-Azhar-Moschee hüpfte, mit dem kleinen Unterschied, dass er das wahrscheinlich nicht überlebte. Die Diskussion darüber würde sich auch nicht mit dem Verhältnis des Islam zur Homosexualität befassen, das wäre auch nicht der Grund für den Lynchmob, der sich da wahrscheinlich bilden würde, das Diskussionsthema wäre, wie blöd jemand sein muss, strenggläubige Muslime in einer Moschee mit einer Verhohnepiepelung Mohammeds zu konfrontieren – deren Gewalttätigkeit bei solchen Gelegenheiten ist bekannt. Die eigentliche Kirche, sprich die zuständigen Mullahs kämen gar nicht mehr dazu, ihr Urteil über Beck zu fällen, und wenn sie dazu kämen, wäre es eine Urteil über einen Tatbestand, der unserer Gotteslästerung entspräche, und keines über Homosexualität.

    Glücklicherweise hat Beck aber Jura studiert (ich hätte nie gedacht, dass ich das Fach mal loben würde) und nicht Philosophie und erspart uns diese Diskussion deshalb.

  9. @Brigitte Deininger: Da darf dann auch schon mal hingelangt werden – so, so. Sie haben ein auffällig positives Verhältnis zu körperlichen Reaktionen gegen Menschen, die ein Ihnen unerwünschtes Verhalten an den Tag legen.

    @Frank Wohlgemuth: Sie scheinen die üblichen etwas merkwürdige Vorstellungen von Philosophie zu haben, und was an hehren, abgehobenen Dingen dahinter steckt. Lösen Sie sich einfach mal von diesen Vorurteilen. Niemand studiert Philosophie, um „Philosoph“ zu werden. Deshalb ist Frau Witt auch keine Philisophin, nur weil sie Philosophie studiert. Ich bin das trotz mehreren Semestern Philosophie genauso nicht.

    Und bitte lenken Sie nicht mit einer Islamdebatte ab, dieses unsägliche Wegweisen kann ich langsam nicht mehr ertragen. Man soll doch erstmal $wasauchimmer, bevor man hierzulande… Nein, es geht um hiesige Verhältnisse, dabei bleibt es!
    Zudem hat Frau Witt in Tunesien, einem islalamischen Land, protestiert und eine mehrmonatige Gefängnisstrafe dafür bekommen. Des weiteren hatte Beck, was auch immer ich ihm an politischen Fehlern vorwerfe, den Mut gehabt, zum CSD nach Moskau zu fahren, wo er von russischen Faschisten blutig geprügelt wurde.

  10. Liebe Frau Eva Kröcher, Ihr Brief in der FR hat unser Herzt hüpfen lassen. Bravo! Eine gezielte Antwort auf die hierarchischen Strukturen der Gesellschaft und vor allem auf die Verlogenheit und Scheinheiligkeit der katholischen Kirche.
    „Kirchenkritik muss wehtun, wenn sie wirksam sein soll …“, die Kritik muss mitten ins Herz treffen. Sie muss sehr weh tun.
    Ihre umfangreiche Darstellung hat uns berührt. Bewundernswert, dass es Frauen wie Josephine Witt gibt, die unendlichen Mut un ihrem jungen Leben zeigen können. Wir sind Ihnen zu Dank verpflichtet, Frau Witt und Ihnen, die sich nicht ducken und verstecken. Wir denken ebenso und machen vor allem mit.

  11. Frau Witt durfte ja wohl nicht mit Liebkosungen und Streicheleinheiten rechnen, wenn man Sakrales entweiht und Gefühle von Christen in einer heiligen Messe beleidigt. Frau Witt ist eben rücksichtslos und ohne jeden Anstand mangels Erziehung und Bildung, und es fehlt Ihr vielleicht am Verstand.
    Schlimmer ist im Leserbrief Frau Eva Kröcher, die keine Empathie für Christen hat, Sie fände es wahrscheinlich noch großartig, wenn der Altar besudelt wäre.

  12. @ Eva Kröcher #9
    Entschuldigen Sie meine Spitzen gegen das Studium der Philosophie. Aber ich habe bereits vor ca. 40 Jahren gelernt, dass dieses Studium im Erfolgsfall eine erweiterte Kenntnis der Geistesgeschichte vermittelt, aber keine Philosophen erzeugt.

    Wenn ich mit einer Islamdebatte hätte ablenken wollen, hätte ich zu Demonstrationen auf diesem Schlachtfeld aufgerufen. Stattdessen habe ich Dankbarkeit dafür ausgedrückt, dass Beck meine hypothetische Demonstration nicht durchgeführt hat.

    Diese hypothetische Demo in der al-Azhar-Moschee, mit Absicht nicht als Aufforderung gehalten, sondern im Konjunktiv II geschrieben, ist einfach eine Karikatur der Witt’schen Aktion, die verdeutlichen soll, warum ich von dieser Aktion im Kölner Dom nichts halte. Lesehilfe: Es geht bei dieser Karikatur um das Verhältnis zwischen Ziel und Ergebnis …

    Es wäre schön, wenn Sie die Beiträge, auf die Sie antworten wollen, genauer läsen, anstatt sich nach dem Überfliegen des Textes den Inhalt aus den evtl. vorhandenen Reizwörtern zusammenzureimen.

  13. zu 9 # Eva Kröcher
    @Brigitte Deininger: Da darf dann auch schon mal hingelangt werden – so, so. Sie haben ein auffällig positives Verhältnis zu körperlichen Reaktionen gegen Menschen, die ein Ihnen unerwünschtes Verhalten an den Tag legen.
    Woher leiten Sie eigentlich Ihre Interpretation „auffälliges positives Verhältnis zu körperlichen Reaktionen gegen Menschen, die UIhnen ein unerwünschtes Verhalten an den Tag legen“ ab? Ich kann derartiges nicht den Beiträgen von Brigitte Deininger entnehmen. Anscheinend lesen Sie Beiträge häufig mit Ihrer eigenen Brille und interpretieren alles sehr eigentümlich. Häufig so, wie es Ihnen gerade passt.

  14. @Elke Csomor u. Lothar Hoppe: Danke!

    @Peter Sonnhoff: Ihre Altäre besudeln diese Christen schon selbst, wenn ihre Vertreter gegen Menschen mit nicht genehmer Lebensweise verbal sudeln und auch physische Gewalt predigen.

    @runeB: Aus #7. Da lese ich (durch meine Brille, wessen sonst, sicher nicht Ihre), daß ein Mensch, der zwar gewaltlos, aber provozierend demonstriert, dafür ganz selbstverständlich mit körperlichen Übergriffen rechnen muß.

    @Frank Wohlgemuth: Die ungefähr zehn Jahre, die geschätzt zwischen uns liegen, muß ich nicht zwecks Überprüfung der Erfahrung erst nachvollziehen. – Selbstverständlich habe ich Ihren Beitrag genau gelesen, und ein Konjunktiv ist immer eine schöne Fassade, um sich dahinter zu verstecken. Doch fällt das entscheidende Stichwort, sind die Weichen prompt gestellt. Das wissen Sie so gut wie ich, denn Sie und ich führen Diskussionen nicht erst seit gestern und sind die Unschuld vom Lande.

  15. zu 14 # Eva Kröcher
    Sie lesen alles durch Ihre Brille und deuten alles in ihrem Sinne. Weder Brigitte Deininger noch ich haben es als selbstverständlich angesehen oder gar gewünscht, dass mit körperlichen Angriffen gerechnet werden muss. Diese sind jedoch nicht auszuschließen.
    Weder B. Deininger noch ich haben derartige Übergriffe befürwortet. Dennoch gehen Sie davon aus, dass wir körperliche Gewalt als Argument akzeptieren würden.
    Ihre Taktik ist, mit unbewiesenen Unterstellungen zu argumentieren.
    Schade eigentlich. Ziemlich niveaulos.
    Wenn man die Kirche als Institution wirklich treffen will, dann nutzt es nicht, nackt in einer Messe herum zu turnen, da erreicht man gar nichts, außer einigen lächerlichen Zeilen in der Tagespresse. Die sind drei Tage später vergessen. Genauso wie Ihr Leserbrief.
    Es müssen die staatlichen Nabelschnüre, an denen die Institution Kirche hängt und am Leben erhalten wird, gekappt werden. Da muss angesetzt werden und nicht in der Andacht der Gläubigen.
    Richten Sie Ihren Skorpionsstachel auf die Nabelschnur der Kirchensteuer. Und nicht auf harmlose Blogteilnehmer.

    Im Übrigen finde ich den Vergleich, den 8 #Frank Wohlfahrt mit Volker Beck als Primadonna in einer Moschee gebracht hat, geradezu wundervoll passend. Ihre Replik, nicht auf eine Diskussion auf den Islam auszuweichen, war hilflos und schwach.
    Habe von Ihnen schon Besseres gelesen.

  16. @runeB: Nur mein Eindruck aus dem, was da steht. Und immer noch durch meine Brille, denn ich werde mir bestimmt nicht die Ihre Brille oder sonstwessen Brille aufsetzen, damit es Ihnen gefällt. Ansonsten dürfen Sie gerne mal nachlesen, was mir in div. Blogdiskussionen schon so alles von selbsternannten Netzpsychologen an persönlichen Defiziten untergeschoben worden ist. Da bin ich noch sehr zurückhaltend. Mehr sage ich nicht zu dieser Metadiskussion, die mich nur in Rechtfertiungen verstricken soll. Soweit zum Niveau.

    Was die inhaltliche Diskussion betrifft, so sehe ich bei Ihnen keine. Lediglich ein paar Worte des abqualifizierens und marginalisierens wie lächerlich und morgen vergessen. Das sehe ich etwas anders, denn mit dieser Aktion wurde auch das Gedöns hierzulande um die Solidarität mit Pussy Riot als hohles Geschwätz entlarvt. Das habe ich auch in meinem Kommentar deutlich gemacht. Nicht gelesen?

    Zu allem anderen dürfen Sie gerne hier noch mal nachlesen. Das muß ich ja nicht immer neu schreiben.

    http://www.frblog.de/bischof/#comment-43498

  17. zu 16 # Eva Kröcher
    Zur Sache haben Sie sich leider nicht geäußert. Es geht lediglich um die Unterstellungen, Frau Deiniger und ich würden körperliche Gewalt akzeptieren.
    Die Aktion von Pussy Riot hatte eine andere Dimension als die von Frau Witt im Kölner Dom. Das wollte ich zum Ausdruck bringen. Möglicherweise ist das übersehen worden.

  18. @runeB: Ich hatte mich in #9 lediglich zu Brigitte Deininger geäußert. Von Ihnen war nicht die Rede. Wenn Sie sich jetzt als Rächer der Entnervten darstellen und direkt mit angesprochen fühlen, ist das Ihr Problem. Da mir das jetzt zu viel Metadiskussion wird, sehe ich keinen weiteren Sinn mehr in einer Fortsetzung.

  19. zu 18 #Eva Kröcher
    „Es müssen die staatlichen Nabelschnüre, an denen die Institution Kirche hängt und am Leben erhalten wird, gekappt werden. Da muss angesetzt werden und nicht in der Andacht der Gläubigen.
    Richten Sie Ihren Skorpionsstachel auf die Nabelschnur der Kirchensteuer. Und nicht auf harmlose Blogteilnehmer.“ siehe Beitrag 16 #)

    Hierzu von Ihnen nicht der Hauch einer Stellungnahme. Das hat mit „Rächer der Entnervten“ (zählen Sie sich auch schon dazu? Ihre Reaktionen lassen das vermuten.),als Ablenkungsmanöver geplant, nichts zu tun.
    Ich nenne das, der Diskussion aus dem Wege gehen.
    Raffen Sie sich auf, der Kirche wirklich schmerzhaft zu Leibe zu rücken.
    Das würde mir imponieren.
    Der Nackttanz in der Kirche, zelebriert von Frau Witt, diente eher der persönlichen Eitelkeit. Die röm. kath. Kirche hat er in Substanz nicht getroffen.

  20. @runeB: Es scheint nicht durchgedrungen zu sein, daß das eine von Femen gezielt geplante und durchgeführte Aktion war, vorher wurde die Presse informiert. Aber die Mär von einer „Einzeltäterin“, die aus persönlicher Eitelkeit und Publicitysucht gehandelt habe, ist als Verharmlosungs- und Marginalisierungsmittel zu schön, um nicht endlos darauf herumzureiten. Wiederholen wird sich die Aktion sicher nicht, denn wie Josehhine Witt in dem Spiegel-Interview bereits sagte, führt Femen solche Aktionen jeweils nur einmal durch.

    Was die Kirche und ihre Substanz betrifft, so war diese Aktion ein Signal, mehr kann und soll es nicht sein. Daß es deutlich war, haben die aufheulenden Reaktionen gezeigt. Nur ist diese Kirche so unerschütterlich selbstgerecht und bigott, daß ihr selbst der Mißbrauchsskandal am Arsch vorbei geht und sie weitermacht wie bisher. Und dann erklären Sie mir, ich solle mich aufmachen, diesem fast zweitausend Jahre alten monolithischen Betonklotze „schmerzhaft zu Leibe zu rücken“, um Ihnen zu imponieren. Das ist geradezu lächerlich und daher auch keiner weiteren Diskussion wert. Mehr als Signale setzen kann ich auch nicht, das tue ich schriftlich oft genug, und imponieren muß ich sowieso niemandem.

  21. Es ist schon frappierend, was hier zu dieser „Femen“-Thematik inter- und überinterpretiert wird…Ich fühle mich von der Kirche weder beeinträchtigt, noch unterdrückt, weil ich sie schlicht und einfach ignoriere. Ich weiß um ihren Einfluss und ihre Macht – so man sich dieser ausliefert. Noch sind wir hier so frei, dass wir es uns erlauben können, selbst zu entscheiden, wo wir kuschen und wo nicht. Mich wundert auch immer wieder, wie viele denkenden Menschen sich blind Dogmen – sei es poltischen oder religiösen – ausliefern und darüber unzählige Diskussionen führen und sich auf überlieferte Schriften berufen, die doch von vielen als Märchen und Spekulationen entlarvt wurden… Warum also soviel „Gedöns“ um solche eine Aktion, die meiner Meinung nach keinerlei Veränderungen bewirkt, höchstens – wie sich in diesem Blog zeigt – viel Lärm um nichts. Wie wär ’s mit Unterstützung für Aufklärungskampagnen oder Unterstützung von entsprechenden Initiativen etwa in Indien, über das die Medien in letzter Zeit – gerechtfertigt – genug Stoff geliefert bekommen, was Diskriminierung von Frauen – etwa Vergewaltigungen oder das noch immer stattfindende Töten von weiblichen Säuglingen – betrifft… ?

    Obendrein bin ich der Ansicht, dass spektakuläre Proteste bei aller Fantasie und Provokation kulturbedingte Tabus nicht mit Füßen treten sollten, weil sie die Mächtigen nicht ins Mark treffen und die einfachen (und leichter manipulierbaren) Menschen eher verstören oder gar abschrecken… (siehe Tunesien).

  22. @maiillimi: Wir wären gut, anstatt so roh. Doch die Verhältnisse, sie sind nicht so. (Brecht, Dreigroschenoper). Es wäre so einfach, die Kirche, insbesondere die RKK, zu ignorieren, doch leider hat sich ihr unser angeblich so säkulärer Staat ausgeliefert und unterworfen. Deshalb haben die Kirchen auch noch eine so starke Stellung im Lande und nutzen diese unverfroren, um sich in die Politik einzumischen und Menschen Vorschriften zu machen. Die Diskussion um die schulische Sexualaufklärung in Ba-Wü ist schließlich nicht zu überhören.

    http://www.frblog.de/schule-toleranz/

    Da heißt es gegenhalten und sich nicht unterkriegen lassen. Mit Ignorieren ist es nicht getan. Im Gegensatz zu Ihnen bin ich der Ansicht, daß kulturbedingte Tabus kein Tabu sein sollen und dürfen. Tabubruch gehört zur Entwicklung einer Gesellschaft, so weh er auch tun mag. Glauben Sie mir, das trifft die Mächtigen ins Mark, denn von Tabus und der Unterwerfung darunter leben sie. Nochmal Brechts Dreigroschenoper, aus der Ballade über die Frage: „Wovon lebt der Mensch“?

    Ihr, die auf unsrer Scham und eurer Lust besteht
    Das eine wisset ein für allemal:
    Wie ihr es immer dreht und wie ihr’s immer schiebt
    Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral.

  23. Theoretisch stimme ich mit Ihnen überein… Aber in der Praxis könnte ich zumindest beim Thema „kulturell bedingte Tabus“ nicht pauschal abnicken.
    Mich selbst, die ich Religion auch als eine Art Opium für die Menschen (egal welcher Herkunft) sehe und das kalte Grausen bekomme, wenn ich sehe, wie viele (denkende, gebildete) Menschen auch in meinem engeren Freundeskreis in dieser Hinsicht blind auf beiden Augen sind, sowohl Christen, Moslems als auch Buddhisten (letztere allerdings kaum)… Wie oft stehe ich vor der Entscheidung zwischen Toleranz und Streit, zwischen Verteidigung z.B. einer aufgeschlossen, dennoch sehr gläuigen Pakistanerin gegen Anmache durch Kollegen und Passanten (wegen Kopftuch etc.)…
    Und angesichts meiner langjährigen Erfahrungen im „nicht christlichen“ Ausland finde ich es merk-oder -fragwürdig, wenn sich ein paar junge Frauen mit den bekannten Mitteln zum Protest aufschwingen, der bei den meisten Frauen – abgesehen von ein paar Intellektuellen – , deren Stärkung sie bewirken wollen, nicht ankommt.
    Von mir aus können wir über solche provozierende Protestformen in unserem wohl behüteten Nordeuropa diskutieren – aber nicht flächendeckend für alles Länder, in denen Frauen unter anderem durch Religion unterdrückt werden…Da sind diplomatischere und kleinere Schritte angesagt, um überhaupt etwas zu bewirken!

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