Lieber Herr Bundespräsident n.i.D.* Joachim Gauck!

Sie als Freund des freien Wortes werden es mir nachsehen, wenn ich hier schreibe: Ich bedaure es nicht, dass Sie nicht zu einer zweiten Amtszeit bereit sind. Ich hatte ehrlich gesagt sogar gehofft, dass Sie nicht wieder antreten würden. Ich sage es mal salopp: Sie waren nicht mein Bundespräsident, denn Sie haben mich nicht abgeholt. Es gab einen kurzen Moment in unserer wenig trauten Zweisamkeit, da ich dachte: Jetzt kippt es, jetzt wird er doch noch mein Präsident. Das war, als Sie die Deutschen auf dem Höhepunkt der Flüchtlingswelle an ihre eigene Fluchtgeschichte zu erinnern gewagt haben. Damals dachte ich für ein paar Minuten: Vielleicht habe ich diesen Gauck unterschätzt, vielleicht guckt dieser Mann doch weit genug über den Tellerrand und sagt uns allen ein paar klare Worte zur Einordnung des Geschehens. Aber diese klaren Worte — sie kamen nicht.

In dieser Hinsicht sind Sie offenbar ein bisschen wie Ihre Landsfrau Merkel, die uns, genau wie Sie es getan haben, immer wieder einen Brocken hinwirft und ihn uns dann doch nicht erklärt. Sonderbar, nicht wahr? Merkel sagte: Wir schaffen das! Ich war ganz auf ihrer Seite (und dachte in jenem Moment, Sie wären es auch), aber dann kam nichts mehr. Merkel erzählte uns nicht, wie wir das schaffen. Sie behauptete nur, dass wir es schaffen (und wir schaffen es wahrscheinlich auch), aber es folgte kein Narrativ, keine Erzählung, die mich mitgenommen bzw. abgeholt hätte.

Genauso ging es mir mit Ihnen und Ihrem Begriff von Freiheit, lieber Herr Gauck. Sie sprachen viel von Freiheit, aber Sie haben uns nicht erklärt, was Freiheit genau für Sie bedeutet. Wir mussten uns zusammenreimen: Es hat was mit der DDR zu tun. Und noch weniger haben Sie uns erklärt, warum Ihr Freiheitsbegriff für Deutschland richtungweisend sein sollte. In diesem Zusammenhang muss daran erinnert werden, dass in diesem Deutschland, dessen Präsident Sie noch sind, jedes siebte Kind in Armut aufwächst, dass die Schere zwischen Arm und Reich sich täglich weiter öffnet, dass dieses Deutschland so frei ist, sich eine schwarze Null zu verordnen, während doch so viel zu tun wäre, um Verhältnisse zu sichern oder wieder herzustellen, in denen persönliche Entfaltung — und damit Freiheit — erst möglich ist.

Nichts dazu war von Ihnen zu vernehmen — oder haben Sie sich doch dazu geäußert und ist Ihr Statement nur untergegangen im Kanonendonner jener Münchener „Sicherheitskonferenz“, wo Sie auf dem Podium standen und Deutschland aufforderten, sich militärisch stärker zu engagieren? Entschuldigung, Herr Gauck, aber das war ein Moment, in dem ich dachte: Hat der sie noch alle? Militärisch stärker engagieren? Noch stärker?

Nun will ich Ihnen zugutehalten, dass Sie im Ostteil der heutigen Bundesrepublik sozialisiert sind. Dort hat man die Nazi-Gräuel offenbar anders aufgearbeitet als bei uns im Westen. Wir im Westen — oder zumindest der Teil der westdeutschen Gesellschaft, zu dem ich mich zähle — haben aus dem Zweiten Weltkrieg die Konsequenz gezogen, dass Gewalt niemals Probleme löst. Als ich Sie so reden hörte, hatte ich jene Pfarrer vor meinem geistigen Auge, die im Ersten Weltkrieg die Kanonen gesegnet haben.

Ich bin mir zwar eigentlich sicher, dass Sie es so nicht gemeint haben können, aber Sie haben uns hinterher nicht erklärt, wie Sie es denn anders gemeint haben. Und so ging es die ganze Zeit. Ich dachte manchmal: Durch Gauck muss ein Ruck gehen! Denn Sie sind ja nicht blöd. Das war durchaus zu merken. Nach meiner Wahrnehmung sind Sie trotzdem immer wieder auf halber Strecke stehen geblieben bei dem, was Sie uns und mir erzählen wollten. Sie warfen uns Brocken hin und ließen uns dann damit allein. Wie Merkel eben. Als würden Sie sich nicht trauen, noch klarer zu werden, so dass jeder sie versteht, als wollten Sie, dass wir im Nebel stochern und uns fragen: Was hat er denn damit wieder sagen wollen?

Herr Bundespräsident n.i.D.* Gauck, Sie sind mir ein Rätsel geblieben. Ein bisschen geht es mir mit Ihnen wie mit dem wiedervereinten Deutschland, dessen Allüren ich ebenfalls nicht immer ganz verstehe. Ostdeutsche und Westdeutsche sind sich wohl doch fremder, als so manche Sonntagsrede Helmut Kohls dies erahnen ließ. Ich denke, Sie hätten sich mehr Mühe geben können, uns Ihre Sicht der Dinge zu erklären, statt von uns zu verlangen, dass wir Sie unerklärt verstehen. Faul waren Sie nicht, unsympathisch überwiegend ebenfalls nichts, und dass Sie mit Lebenspartnerin (und nicht mit Ehefrau) ins Bellevue einzogen, nahm mich ebenfalls für Sie ein, weil es schön zeigte, wie sich Werte in diesem Land verschoben haben. Da, lieber Herr Gauck, an dieser Stelle, spiegelten Funken der Lebenswirklichkeit dieses Landes in Ihrer Amtsführung wider. Aber sonst? Sie waren eine Diva im Nebel. Ich hoffe sehr, dass eine Nachfolgerin oder ein Nachfolger gefunden wird, der uns wieder mehr mitnimmt, abholt, einpackt und nordet.

*n.i.D.: noch im Dienst

Liebe KommentatorInnen, eine Anmerkung zum Schluss: Bitte führen Sie hier keine Debatte über die Amtsnachfolge. Dazu wird in Kürze ein eigener Thread eröffnet. Nutzen Sie diese Diskussion bitte ausschließlich, um Ihre Meinung zur Amtszeit von Joachim Gauck zu sagen.

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19 Kommentare zu “Diva im Nebel

  1. Sehr guter Eingangstext!

    Aus meiner Sicht hat Gauck das getan, was er als „Nachrücker“ für Wulff tun mußte:

    – Er hat das Amt mit einer biederen, etwas großväterlichen Art aus dem Focus der parteipolitischen, medienpolitischen und der Massendiskussion des Internets herausgenommen und vorsichtig den Anfang gemacht, dem Amt wieder zu der Bedeutung zu verhelfen, die es laut Verfassung haben soll.

    – Er hat, trotzdem er durchaus einige „Aufreger“ geliefert hat, nicht zu der Aufregung Anlass gegeben, derer sich Medien und Internet so gerne hingeben.

    – Er hat nach meiner Einschätzung damit den Boden bereitet, auch und gerade durch seine rechtzeitige Absage an eine weitere Kandidatur, über Amt und Amtsinhaber, respektive Kandidaten, gelassener, vernünftiger und verantwortlicher zu sprechen, als es vor seiner Amtszeit der Fall war.

    – Er hat Politikern, Bürgern und Medien die Chance und die Zeit gegeben, sich über das Amt, den Amtsinhaber und den eigenen Umgang mit dem Amt klarzuwerden und eventuell sogar eine Meinung dazu zu bilden.

    Joachim Gauck hat damit sehr viel dafür getan und viele Möglichkeiten eröffnet, einen einenden Diskurs über das Amt des Bundespräsidenten zu führen.

    Ich hoffe, sie werden genutzt.

    Man muß ja nicht bloss einen Kandidaten zum Amt finden, man muß auch ein Amt haben, das der Kandidaten würdig ist.

  2. Lieber Bronski,
    ich kann Ihnen bei Ihrer Einschätzung des Bundespräsidenten Gauck weitgehen zustimmen. In einem Punkt allerdings nicht. Vielleicht sehen Sie es mir nach, ich bin eine alte Frau, und für mich hat, auch in einer Gesellschaft, in der sich einige Werte verschoben haben mögen, die Ehe dennoch eine Bedeutung. Und von einem Bundespräsidenten, zumal wenn er gleichzeitig Pfarrer ist, erwarte ich da eine klare Entscheidung. Entweder ich bin verheiratet oder ich habe eine Lebensgefährtin bzw. einen Lebensgefährten. Was soll das formale Festhalten an einer Ehe, die keine mehr ist? Ganz abgesehen davon, dass die Rolle der „First Lady“, die ja nur als Anhängsel des Amtsinhabers zu diesem Titel gelangt, in einer Zeit, in der meist beide Ehepartner ihren eigenen Beruf ausüben, höchst fragwürdig geworden ist, empfinde ich eine solche Zweigleisigkeit als Beleidigung beider Partnerinnen. Warum hält sich der Mann nicht gleich einen Harem und entscheidet dann nach eigenem Gutdünken je nach Anlass, wer ihn als „First Lady“ begleiten darf?
    Verstehen Sie mich nicht falsch. Natürlich hat jeder das Recht auf sein Privatleben. Das sollte er dann aber streng vom Amt trennen. Die „Zweitfrau“ als First Lady empfinde ich als Geschmacklosigkeit.

  3. Ich schließe mich dem Tenor des Eingangstextes wie auch der Einschätzung von BvG an.
    Vielleicht eine ergänzende Bemerkung: Mehr war bzw. ist da wohl nicht drin – was ich sowohl auf Gauck wie auf Merkel beziehe. Ich sehe das auch weniger als ihr persönliches Problem denn als Hinweis, wie nachhaltig eine DDR-Sozialisation sich auswirkt, die ein „freies Wort“ nur im Flüsterton erlaubte. Das Andeutungshafte, Nebulöse, die fehlende Fähigkeit zu öffentlichem Diskurs scheinen doch tiefer in solchen Persönlichkeitsstrukturen verankert als ihnen und uns lieb sein kann. Dem Gauckschen „Freiheits“-Begriff haftet so etwas Beschwörendes an, das unter den Voraussetzungen nicht zu der von uns verlangten Konkretion fähig ist. Vielleicht bedarf es hierfür noch einer weiteren Generation.
    Immerhin sollte man ihnen in Zeiten von Pegida zugute halten, dass es unter gleichen Voraussetzungen weit bedenklichere und gefährlichere Ausdrucksformen gibt. Wenngleich ich mir auch in dieser Hinsicht von Menschen, die diese Bedingungen kennen gelernt haben, ein klareres Wort gewünscht hätte.

  4. Ich bedaure ebenfalls keineswegs, dass Gauck nicht mehr kandidiert, auch war er nicht mein Präsident.
    Mich hatte schon vor seiner Wahl gestört, wie er über die Blockupy-Bewegung „geurteilt“ hatte, wie er sich als Protestler gegen die DDR feiern ließ, obwohl er nie dazu gehörte. Am meisten ärgerte mich sein Engagement als Bundespräsident für Auslandseinsätze der Bundeswehr sowie für TTIP.
    Im Übrigen verweise ich auf das Buch von Albrecht Müller „Der falsche Präsident“ sowie auf den Kommentar Oskar Lafontaines in den nachdenkseiten vom 07.06. „Gauck geht – es war Zeit“ und von Albrecht Müller in den nachdenkseiten vom 07.06. „Lobhudelei auf Gauck…“, die mir beide aus der Seele gesprochen haben.
    Die Schuhe früherer Bundespräsidenten wie Gustav Heinemann, Richard von Weizsäcker, Johannes Rau oder auch von Theodor Heuss waren zu groß für ihn.
    Allenfalls haben wir eine weiteren Ex-Präsidenten mit hohem Gehalt, Sekretariat, Fahrbereitschaft, Personenschutz etc. zu versorgen außer Scheel, Herzog, Köhler und Wulff.

  5. zu Brigitte Ernst:
    Vielleicht bin auch ich etwas altmodisch, aber dass ausgerechnet ein ehemaliger Pfarrer sich eine Gefährtin hält, finde ich geschmacklos. Andererseits erinnert dies schon fast an den Absolutismus, als sich die Fürsten Maitressen hielten; vermutlich hat Gauck es sogar bedauert, nicht Monarch zu sein.

  6. mir bleibt nur erwaehnenswert, dass bronskis eingangstext uebergangslos furr mich auch der ausgangstext ist. zustimmung ohne wenn und aber.

  7. @Engelmann

    Was ich mir besonders wünschen würde wäre, daß die Äusserungen eines Bundespräsidenten sehr viel ernster und selbstreflektierender aufgenommen würden. Aus meiner Sicht ist seit langem eine aufgeregte Diskussion darüber entbrannt, wie ein Präsident „sowas“ sagen kann und daraus ein Urteil abzuleiten, wessen Präsident er sei. (Meiner, Deiner, nicht meiner..) Er ist, per Wahl und Definition, jedes Deutschen Präsident. Ein Präsident ist kein Verlautbarungsorgan der eigene Meinung, er verlautbart nur seine eigene Meinung.

    Diese öffentliche Diskussion mündete darin, dem Bundespräsidenten vorzuschreiben, was er sagen darf und was er nicht sagen darf und damit den Präsidenten zum Opportunisten zu stempeln. Meine Haltung ist: Er darf alles sagen, weil er über dem Streit steht. Es gilt, zu dem, was er sagt eine Haltung zu finden, nicht bloss eine Meinung.

    Selbst für einen krankheitsbedingt verwirrten Präsidenten wie Lübke, für jeden Präsidenten gilt die unbedingte Meinungs- und Redefreiheit.

    Niemand ist gezwungen, dem Bundespräsidenten zu folgen, er hat, wohldurchdacht, nur wenig politische Entscheidungsmacht. Aber seinen Äusserungen ist Respekt zu zollen und sie sind nicht an sich und auf den Amtsträger hin zu reflektieren, sondern auf die eigene politische Wirklichkeit hin zu überprüfen.

    Es gibt seit Lübke eine unschöne Tradition, Äusserungen des Präsidenten auf deren „Demenzgehalt“ zu prüfen und sich aus der Meinungsbildung herauszureden, indem man auf Defizite des Präsidenten verweist.
    Dem wohnt eine Arroganz inne, die Köhler beklagt hat, indem er den Respekt vor dem Amt und vor der Person eingefordert hat.

    Demenz ist allerdings ein sehr relativer Begriff, er kann junge und alte Menschen betreffen, sogar Gruppen und Parteien, auch ganze Gesellschaften.

    Der öffentlichen Vereinnahmung der präsidialen Meinung liegt aber auch eine andere Absicht zugrunde: Man möchte Kritik an der eigenen Haltung verhindern. Das präsidiale Amt ist ggf aber der letzte Garant der Meinungsfreiheit.
    Es sollte unbedingt gegen externe Einflussnahme geschützt werden.

    Wie das zu bewerkstelligen wäre, hat Köhler zu klären angemahnt, Wulff hat es versucht, Gauck hat die Diskussion nun eröffnet.

    Man wünscht sich einen klugen, weisen, diplomatischen Präsidenten, der ggf Orientierung geben soll und die Gesellschaft „nordet“ (Zit: Bronski)

    Im Verfahren sucht man den geeigneten Kandidaten und er wird gewählt. Seine Amtszeit beträgt 5 Jahre.

    Er ist damit der gewählte klügste, weiseste und diplomatischste Vertreter der Bundesrepublik.

    Man sollte das für die Amtszeit akzeptieren und aushalten können.

    Letztlich fällt es ja auf uns alle zurück, wenn wir keinen geeigneten Präsidenten finden….
    dann wäre wohl keine des Volkes klug, weise und diplomatisch genug…

  8. @ BvG

    „Er ist, per Wahl und Definition, jedes Deutschen Präsident.“

    Dem stimme ich vorbehaltlos zu und insofern kritisiere ich auch Bronskis Einleitungstext. Was natürlich nicht heißt, dass ein Präsident sakrosankt und jeder Kritik enthoben ist (vgl. Wulff). Vielleicht spielt auch bei dem von Ihnen zurecht kritisierten Mangel an Respekt vor dem Amt das der Wahl vorausgehende Parteiengeschacher eine Rolle. Weswegen ich der Meinung bin, dass diesmal von Parteipolitikern abgesehen werden soll – schon angesichts der nicht durchwegs unberechtigten Kritik an „der Politik“, die ja weitgehend mit „Establishment“ identifiziert wird.

  9. Die beste und treffendste Charakterisierung dieser Person lieferte schon in den 90er Jahren S.Heym: „….Und wer hat eigentlich, im Jahre des Herrn 1992, zu Hohepriestern just jene Marktschreier ernannt, die vor den Kameras sich so wohlgefällig spreizen und dem Publikum mit so unnachahmlicher Selbstsicherheit erklären, wer als ein Schächer zu gelten habe und daher zu kreuzigen sei?… “

    Herr Peter Boettel’s Verweis auf die Nachdenkseiten finde ich gut, da dort Herr Müller auch auf den Punkt kommt: „Joachim Gauck ist einer der unbedeutendsten Bundespräsidenten und einer der stromlinienförmigsten zugleich: Befürworter von Kriegseinsätzen, ohne Sinn für die Probleme der Mehrheit der Menschen und die Bedeutung von Sozialstaatlichkeit und sozialer Sicherheit, in jedem Satz dreimal der Begriff „Freiheit“, ein Meister der hohlen Propaganda.“

  10. Ziemlich pastoral, der Gute; mir fehlte nach jeder seiner Reden das „Amen“. Eine Person aus der Kirche mit den Attitüden, die er zeitigte sollte in einer Republik wie der unseren ohnehin nicht auf diesen Posten (eigentlich sollten wir religionslos sein – zumindest im höchsten Staatsamt). Es ist aber auch schwer, denke ich, nach so vielen Jahren der Zwangsübung, das Kirchengedöns weglassen zu können. Dass er als ex- oder noch Kirchenmann jedoch befürwortet, dass Menschen in den Krieg geschickt werden, lässt ihn unterirdisch erscheinen. Er dürfte das auch als Präsident nicht, denn Kriegseinsatz deutscher Soldaten ist in der Verfassung verboten. Gönnt‘ ihm doch seine Viertelmillion, sein Büro, seine Sekretärinnen, sein Chauffeur mit Protzkarosse etc. Beten wir lieber darum, dass Frau Merkel bald aufhört; die wirft mit ihren einsamen Entscheidungen Milliarden zum Fenster raus und ist leider durch nichts zu stoppen.

  11. @ Ulrich Niewiem

    „Eigentlich sollten wir religionslos sein – zumindest im höchsten Staatsamt“.
    Soll das heißen, dass in Zukunft nur jemand dieses Amt bekleiden darf, der keiner Religion angehört? Das verträgt sich ja wohl nicht mit dem Recht auf freie Religionsausübung. Auf der einen Seite loben diejenigen, die sich für Demokraten halten, Wulffs Ausspruch „Der Islam gehört zu Deutschland“, aber dann sollte ein Protestant nicht Bundespräsident sein dürfen? Etwas unlogisch, oder? Und außerdem, bei aller Kritik an Gauck, irgendwelche religiösen Inhalte hat er nie öffentlich vertreten, soweit ich informiert bin. Er hat nur viel von Freiheit geredet. Der Ton seiner Reden klingt sicher etwas pastoral, aber das ist doch wohl nicht entscheidend. Wir sollten unsere Kritik auf den Inhalt beschränken.

  12. Da, wo ich herkomme, heisst das, was Sie machen „Dipfleschisserei“, eine Kollegin aus dem östlichen Bereich der Republik hätte dazu „Korinthenkackerei“ gesagt, „Sophisterei“ scheint mir der richtige Begriff für Ihre Replik (hatte ich während meiner „linkslastigen“ Phase zwischen 17 und 20 auch bis zum Erbrechen betrieben, mich aber dann den realen Dingen des Lebens zugewandt, da sich teilweise auch Freunde abgewandt hatten, die mir sagten, das sie diese Wortverdrehereien satt hätten). Das nur mal zu Ihrem Stil. Natürlich heisst das nicht, dass die Menschen, die dieses Amt bekleiden, keiner Religion angehören darf (das hatte ich auch nie so formuliert; das entstammt leider nur Ihrer Wortklauberei). Das hat auch mit Ihrem nächsten Satz überhaupt nichts zu tun (Religionsfreiheit). Und zu den Sch….sprüchen einiger Politiker und sonstigen Menschen, die glauben, Wichtiges sagen zu müssen, unter anderem z. B.: dass der Islam zu Deutschland gehöre, kann ich nur sagen, dass ich voll zustimmen kann, solange und soweit es sich um die Ausübung dieser gedanklichen Zwangsüberzeugungen handelt (aber, wie auch bei den Christen und anderen, möglichst im stillen Kämmerlein, ohne die normalen Menschen zu stören oder ihnen damit auf den Keks zu gehen), weil, wie gesagt und „wie es geschrieben steht“, Religion bei uns „Privatsache“ zu sein hat. Beachten und befolgen diese (egal welcher Religion) Menschen nicht die deutschen Gesetze bzw. versuchen, diese zu umgehen, indem sie total konträre „Rituale“ durchzusetzen versuchen, sollte der Staat mit aller Härte reinhauen. Aber bleiben wir bei Ihrer Darstellung …. Das mit dem Protestanten ist ja dann wohl auch daneben – oder? Und zu guter Letzt: Ihr letzter Satz hatte mir gefallen! Bleiben Sie doch auch bitte selbst einfach dabei, anstatt den Teilnehmern oder mir im Blog beweisen zu wollen, dass Sie die Wortverdreherei vortrefflich beherrschen (kann mich auch noch an eine Phase erinnern, als es total in war, sich solche Ergüsse in SozPäd Manier nächtelang um die Ohren zu hauen); bitte nicht mehr mit mir, da ich kein SozPäd bin und aus diesem Alter raus bin. Ein fröhliches WE wünsche ich.

  13. @ Ulrich Niewiem

    Meine Güte, was habe ich Ihnen denn getan, dass Sie so auf mich eindreschen müssen? Geht’s auch etwas sachlicher?

  14. Guten Tag Frau Ernst. Es ist keinerlei Absicht in mir, Sie zu verletzen; sollte ich es Ihrer Meinung nach trotzdem getan haben, entschuldige ich mich dafür bei Ihnen hiermit. Mein Leben ist davon bestimmt, die Dinge „möglichst“ aus Sicht eines „Danabenstehenden“ zu betrachten, was bei einem Thema, das emotional sehr aufwühlt, nicht immer gelingt und ein klein wenig zu Ironie und Sarkasmus verführt. Wie ich meine, habe ich nicht Ihre Person, sondern die Art angegriffen, wie Sie argumentieren. Diese stiehlt unnötig Lebenszeit und die will ich mir nicht mehr nehmen lassen (das hatte ich, wie beschrieben, in meiner „linken Zeit“). Ausserdem habe ich keine Zeit mehr zu verschenken. Schönes Rest WE.

  15. @ Nun ja, Herr Niewiem, für Ihre doch sehr lange und aggressive Antwort auf meine Anmerkung haben Sie ja nun doch einen Teil Ihrer kostbaren Lebenszeit vergeudet. Tut mir herzlich leid!.

    Möglicherweise habe ich mich ja auch missverständlich ausgedrückt. Also noch einmal zu Gauck: Dass er studierter Theologe ist und als Pfarrer gearbeitet hat, muss ja nicht automatisch bedeuten, dass er seine religiöse Überzeugung mit seinem Amt als Bundespräsident vermischt. Auch ein ehemaliger Pfarrer kann doch in der Lage sein, Privates, nämlich seine Religion, aus seiner Amtsführung herauszuhalten. Haben Sie denn Belege dafür, dass er etwa in seine Reden religiöse Inhalte einflicht oder seine Zuhörer gar religiös indoktriniert? Ich habe diesbezüglich bisher nichts wahrgenommen. Wenn man es genau betrachtet, sind ja eher Sie derjenige, der Gaucks Äußerungen zum stärkeren militärischen Engagement der BRD mit seiner früheren Tätigkeit als Pfarrer verquickt.

    Übrigens: ich bin keine Sozialpädagogin, und wenn ich korithenkackerisch argumentiert habe, bitte ich tausend Mal um Vergebung.

  16. *off topic*

    Liebe Frau Ernst,
    herzlichen Glückwunsch! Ihr vorangegangener Kommentar war Kommentar Nr. 40.000 aller hier im FR-Blog bisher veröffentlichten Kommentare. Weiter so, dann schaffen wir noch die 100.000.
    Ihr Bronski

    *off topic Ende“

  17. Dann will ich auch noch schreiben was ich von Herrn Gauck gehalten habe. Er hat immer die Freiheit des Kapitals mit der Freiheit des Menschen verwechselt. Das hat bei mir dazu geführt das ich die letzten ca 2 Jahre es als einen guten Grund gehalten habe umzuschalten wenn es auf dem Bildschirm erschienen ist.

  18. Herzlichen Glückwunsch zu Ihrer Schaffenskraft, Frau Ernst und für viel Verve für die nächsten 40K.

  19. Danke, lieber Herr Niewiem.
    Nach Ihrem Vorwurf der „Dipfleschisserei“ bin ich doch tatsächlich in mich gegangen und habe mich daran erinnert, dass mein jüngerer Sohn (37) mir vor einiger Zeit vorgeworfen hat, ich neigte zu Rechthaberei.
    Und was macht frau, wenn sich der innerfamiliäre Kreis ihrer Diskussionswut verweigert? Sie sucht sich ein Forum im Internet, wo sie dieser ihrer Passion nach Herzenslust frönen kann.
    Danke, Bronski! 🙂

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