So, da haben wir es jetzt. Deutschland ist in Europa angekommen. Jetzt haben auch wir endlich eine sozialistische Partei, nicht nur so eine blöde ferngesteuerte DKP. Alle anderen Länder haben schon längst echte Sozialisten, ja, manche haben – oder hatten – sogar Kommunisten, die gar nicht so tun, als wären sie was anderes. Aber kommunistisch will sie ja nicht sein, die neue Partei „Die Linke“. Sie ist weiterhin die Partei des demokratischen Sozialismus.

Aber jetzt im Ernst. Wir brauchen diese Partei. Warum, das hat Stephan Hebel in seinem Kommentar wunderbar und zugleich kritisch formuliert: Das größte, vielleicht einzige Verdienst der „Linken“ sei, „dass sie den Benachteiligten einen Artikulationsraum innerhalb des Systems gibt, das sie verändern will“. Und damit auch Spielraum für taktische Spielchen hinsichtlich künftiger Wahlen, wie Richard Meng in seinem Leitartikel herausgearbeitet hat: Plötzlich haben wir fünf Parteien, die reell im Bundestag vertreten sind und für alle Deutschen sprechen, da sie im ganzen Land wählbar sind. Graut’s da nicht jedermensch vor den Verhältnissen der siebziger und achtziger Jahre?

Das Parteienspektrum wird breiter, das Themenspektrum nicht. Die Linke besetzt Themen, die die SPD (soziale Gerechtigkeit) und die Grünen (Pazifismus) freigemacht haben. Neue Themen sind das nicht. Es dürfte stimmen, was FR-Leser Dr. Günter Buchholz, Bad Salzdetfurth, mir schrieb:

„Denn da die Gründung einer jeden Partei, die ja immer auf Zustimmung und Unterstützung in der Bevölkerung angewiesen ist, in der Entwicklung sozioökonomischer und soziopolitischer Verhältnisse begründet ist, ist das selbstverständlich auch in diesem Fall so.“

Die Gründung der Linken war demnach eine beinahe zwangsläufige Folge der gesellschaftlichen Entwicklung. So weit, so gut. Mit unserer Berichterstattung über die Gründung ist Herr Buchholz aber alles andere als zufrieden:

„Ihre grob personalisierende und mit Ressentiments gespickte Darstellung halte ich für oberflächlich und auffallend dümmlich. Sie offenbart meines Erachtens einen eklatanten Mangel an Urteilsvermögen.“

Was er meint, hat FR-Leser Michael Klabautschke aus Wickede so formuliert:

Die Linke hat „mit Oskar Lafontaine einen Parteivorsitzenden, der das echte Zeug zum Massenverführer hat. Meiner Meinung nach sind aber die Ziele und Vorstellungen der Partei ‚Die Linke‘ nicht deckungsgleich mit seinen eigenen. Er benutzt die Menschen für seinen Rachefeldzug gegen die SPD und um seine persönliche Machtgier zu befriedigen.“

Doch auch Herr Klabautschke merkt an:

„Es ist gut, wenn es in Deutschland eine Kraft gibt, die versucht, den Machenschaften all zu gieriger, seelenloser Hedge-Fonds und Großkonzerne einen Riegel vorzuschieben.“

Auch Albert Alten aus Wernigerode meint:

„Gut zu wissen, dass es mit der Gründung der Linkspartei wieder eine politische Interessenvertretung für Arbeitnehmer, Arbeitslose, Rentner und sozial benachteiligte Hartz-IV-Empfänger gibt. Die etablierten Altparteien, insbesondere die SPD, sind mit ihrer Politik des drastischen Sozialabbaus und ihrem unkritischen Globalisierungsglauben in eine Sackgasse geraten. Die Linkspartei hat bereits bei den Bremer Landtagswahlen gezeigt, dass sie eine Partei ist, die politik- und parteienverdrossene Nichtwähler an die Wahlurne und damit zurück zur Demokratie bringen kann. Die Wahlverluste der Altparteien und die Wählerwanderungen zur Linkspartei bringen schon jetzt Spannung und Abwechselung in das verkrustete Parteiensystem in Deutschland.“

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33 Kommentare zu “Die linke Kraft

  1. @ Kommentar(e) zur Linken

    „jedermensch“

    Bravo, endlich hat mal jemand(in) die Gelegenheit beim Schopf ergriffen und ein „Ersatzwort“ für „J/jedermann“ gefunden mit: „jedermensch“! Bravo; mfg,hjs

  2. @ Hans-Jürgen

    Ein hoffnungsloses Unterfangen, durch solche genialen Wortschöpfungen das Patriarchat aus der Sprache verbannen zu wollen. Die Sprache ist das vergegenständlichte gesellschaftliche Bewusstsein.
    Im Patriarchat sind Mann und Mensch identisch, das Wort „Mann“ (man, men) steckt folgerichtig auch in „Mensch“, ebenfalls in „jemand“, ob mit oder ohne die (grammatisch verfehlte) Endung „-in“. Die Frau ist durchaus vom Mann (Menschen) abgeleitet, im englischen z.B. in der Bezeichnung „wo-man“.

    Prägnant und klar erscheint dies in der Schöpfungsgeschichte der Bibel. In der Übersetzung Luthers:
    „Und Gott der HERR sprach: Es ist nicht gut, dass der Mensch(!) allein sei; ich will ihm eine Gehilfin machen.“ (1.Mose 2,18: 2,18)

  3. Zurück zu jener Partei, die sich doch tatsächlich den anmaßenden Namen „DIE LINKE.“ gegeben hat. Die Widersprüche sind offensichtlich und wurden von diversen Kommentatoren auch schon treffend analysiert.

    Meine persönliche Einschätzung ist noch ambivalent. Sicher mag es gut sein, dass es in Deutschland endlich wieder eine dezidiert kritische Kraft gibt, die der etablierten Politik etwas entgegensetzt, ein Stachel im Fleisch sozusagen. Nur bin ich mir nicht so sicher, ob a. die richtigen Personen in der Führung der Partei vertreten sind und b. ob sie wahrlich so links ist, wie der anmaßende Name suggeriert. Mit links habe ich auch immer einen gewissen Fortschritt verbunden. Doch DIE LINKE. erscheint mir vielmehr anachronistisch und rückwärtsgewandt. Denn die Linke an sich ist da in vielerlei Hinsicht weiter. Das Denken in Nationalstaaten etwa, das sich durch die gesamte Rhetorik der Partei zieht und einfach nicht mehr zeitgemäß ist.

    Zudem ist es fraglich, ob der Linken in Deutschland damit ein Gefallen getan wurde. Zum einen wird das zukünftige Handeln der Partei (allein aufgrund des Namens) auf die ganze Bewegung abfärben und sie im Zweifelsfall diskreditieren. Zum anderen lähmt das die strukturelle Mehrheit der Linken, die aus mehreren Gründen handlungsunfähig gemacht wird: aufgrund der relativ starken Feindschaft zwischen SPD und Lafontaine, des zunehmenden Populismus der LINKEn, der Dauerkrise der SPD, sowie der Politikunfähigkeit einer möglichen rot-rot-grünen Koalition.

    Letztlich bleibt uns doch kaum mehr, als abzuwarten, wie sich die in sich höchst widersprüchliche neue Partei jenseits der männerdominierten Parteispitze profilieren wird und welche politische Richtung und welcher Politikstil sich letztlich durchsetzen wird.

    Allzu viel erwarten würde ich allerdings nicht, schließlich hat die PDS ja schon in Berlin eindrucksvoll unter Beweis gestellt wie wandlungsfähig, opportunistisch, gar „neoliberal“ sie doch agieren kann…

  4. @ heinrich;

    Freut mich mal etwas von Dir wieder zu lesen; ich habe volles Verständnis dafür, dass Du die letzte Zeit blogabsdinent warst.
    Treffend wie immer hast Du auf die sprachliche Geschlechterverwirrung die ich aufgespiest hatte geantwortet; aber ich würde doch auch gern etwas von Dir zur LINKEN lesen.

    @ Mathias Ellwanger

    Wenn DIE LINKE nur das eine erreicht, dass wir Normalbürger und vor allem die Sozis in den beiden großen Parteien intensiv darüber nachdenken, dass die reine Kapitalherrschaft -wie sie jetzt immer mehr sichtbar wird – uns wieder mal in das Verderben führen wird.
    Dann hat D-L und Oskars Hinweis auf Generalstreik schon fast das Wichtigste erreicht. Also das Nachdenken über Ungerechtigkeiten einer Globalisierung, die keinerlei Kapitalbeschränkung kennt und nur die Maximierung des Profit als einzige Ziel kennt! mfg,hjs

  5. Der Vorwurf an die Parteiführung, insbesondere an die Person Lafontaine, er nütze die neue Linke aus, um sich an der SPD zu rächen, ist ein plumper und undurchdachter Vorwurf. Er resultiert meines Erachtens enteweder aus hilfloser Panik mancher Sozialdemokraten oder aus einer Ideologie der medialisierten Individualisierung politischer Fragen. Verkannt wird dabei, dass die Entstehung der neuen Linken nicht in den Köpfen einiger weniger entstanden ist, sondern von unten. Die Reduzierung gesellschaftlicher Entwicklungen auf einzelne Köpfe bzw. die Personalisierung demokratischer und parteipolitischer Diskurse ist im Sinne derjenigen, die eine wissenschaftliche und auf die Antagonismen in der Gesammtgesellschaft abzielende Diskussion scheuen! Die Linke sind nicht nur Lafontaine und SED, es sind zahlreiche AktivistInnen, GewerkschaterInnen, StuentInnen, enttäuschte SPDlerInnen und Grüne, aufgeklärte Wissenschaftler und Künster. Die Propaganda gegen diese neue Bewegung wird aber sowieso in die Händer der neuen Linken spielen, da die Bevölkerung merkt, dass sich die Kritik nur aus Angst der verkrusteten Politeliten artikuliert, ihre Position als Meinungsführer zu verlieren. Es macht Spaß das mitzubeobachten.
    MsG
    Daniel

  6. Der „wunderbare“ Kommentar von Stephan Hebel hat neben bedenkenswerten Momenten durchaus seine Schwächen.

    Wieso müssen hier die Leute beruhigt werden, die „revolutionäre Umtriebe“ befürchten? Solche könnte man doch wohl eigentlich von einer Linken tunlichst erwarten, vielleicht gar erhoffen, oder?

    Eine Partei mit einem „ursozialdemokratischen Programm“ hätte eben nur kurzfristig eine Funktion in unserer parlamentarisch-politischen Landschaft. Eine relevante politische Kraft links von der SPD zieht diese erfahrungsgemäß nach links, und damit würde die Ersatz-SPD überflüssig.

    Denn nicht, „dass sie den Benachteiligten einen Artikulationsraum innerhalb des Systems gibt, das sie verändern will“, wäre das größte Verdienst der „Linken“, sondern umgekehrt, wenn sie daran ginge, das System zu verändern, das solche Benachteiligten Produziert.

    Hans Modrow fordert auf dem Parteitag hierzu, die Linke müsse eine sozialistische sein, die alternative Positionen zum Kapitalismus mit einer sozialistischen Zukunftsidee verbindet, und mahnt, »nicht den Weg zu einer zweiten Sozialdemokratie zu gehen, die in Deutschland niemand braucht«

    Und wenn Bisky ausruft: »Wir stellen die Systemfrage.«, so sollte er eigentlich nicht nur die Frage stellen, sondern eine Antwort darauf anzuregen versuchen.

    Diese Antwort ist wohl nicht, zumindest nicht nur, im „Kampf um die Balance zwischen Freiheit und Gerechtigkeit“ zu finden, wie Hebel nahezulegen scheint.
    Unfreiheit gab und gibt es auch zumal in rechten Militärdiktaturen, islamistischen Staaten usw., und „Gerechtigkeit“ ist eine durchaus bürgerliche Kategorie.

    Nicht „Gerechtigkeit“, sondern „Gleichheit“ lautet die eigentliche sozialistische Zielsetzung, die offenbar auch im linken Diskurs in Zeiten der Defensive klammheimlich durch die „Gerechtigkeit“ ersetzt wird.

    „Gerechtigkeit“, „suum cuique“, jedem das Seine: Wer gibt uns den Maßstab dafür, worin das jeweils besteht? Wieso sollen das nicht für die Top-Manager Millionen-Gehälter sein und für Hartz IV- Empfänger eben Hartz IV?

    Auch bei der FDP ist man ja nie dumm, wenn es gilt, Themen aus dem politischen Diskurs aufzugreifen und in ihrem Sinne zu wenden, und Westerwelle propagiert, dass man es nicht länger zulassen werde, „dass die politische Linke den Begriff der sozialen Gerechtigkeit vergewaltigt“. Die nicht vergewaltigte Fassung liest sich dann bei der FDP-nahen Friedrich Naumann-Stiftung allerdings so, dass das einzige handhabbare Kriterium für soziale Gerechtigkeit der Schutz des rechtmäßig erworbenen Eigentums sei, durch welches Recht (Erbrecht!) auch immer.

    Die Forderung nach Gerechtigkeit, besonders die Forderung nach dem „gerechten Lohn“, die schon in Lassalles SPD erscheint, kritisiert Marx bereits in seiner „Kritik des Gothaer Programms“, und sie haftet allerdings bis heute allen reformistischen sozialdemokratischen Entwürfen an. Ihnen geht es zumal um eine „gerechtere“ Verteilung der kapitalistisch produzierten Werte. Für Marx ist gerade die Überwindung der kapitalistischen Produktionsverhältnisse mit ihrer entfremdeten Lohnarbeit die Voraussetzung für eine humane sozialistische bzw. kommunistische Gesellschaft.

    Will die „Linke“ in der Tendenz mehr werden als nur ein temporäres sozialdemokratisches Korrektiv in unserer politischen Parteienlandschaft, wird sie sich über den Blick auf das hier und jetzt Machbare hinaus emporschwingen müssen zu einem utopischen und humanen, den Kapitalismus transzendierenden Gesellschaftsentwurf, für den nach Marx gilt:
    „Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen!“

  7. Ach ja. Da heißt es in der Einleitung zu diesem Thema so schön „…Alle anderen Länder… haben – oder hatten – sogar Kommunisten…“.

    Die Bundesrepublik auch. 5,7 % Kommunisten bei der Wahl 1949 (1953 noch 2,2). Immerhin ist es Adenauer gelungen, die ersten Berufsverbote für Kommunisten zu initiieren. Jetzt bin ich wirklich gespannt, ob das wiederkommt. Die anderen Parteien (CDU/CSU, SPD, FDP) scheinen ja in der “Linken“ DEN “Feind“ gefunden zu haben und wenn man sich einig ist und so ein Postbea…halt, nein , die Post nicht mehr, ein Lehrer mal wieder einem christdemokratischen Jungen etwas von der Rosa und dem Karl erzählt, dann kriechen sie wieder hervor, die Berufsverbotgespenster. Oder geht das heute nicht mehr, wegen EU und so ?

    Diese Partei (Die Linke) tut der BRD ebenso gut wie seinerzeit Die Grünen. Damals hieß es dann “Hamburger Verhältnisse“, später auch “hessische Verhältnisse“. Die anderen Parteien werden gezwungen sein, deren Themen aufzugreifen. Das kann nur gut sein……Vielleicht erhalten wir dann “europäische Verhältnisse“.

  8. @ 6 heinrich

    @ 7 Walthor

    Sicher, heinrich, in allem liegt Wahrheit und Gefahr. So recht sicher Ideen von Marx und wegen mir auch anderer Sozialisten hatten, bzw. „Weltungerechtigkeit“ beschrieben, so nah ist die Gefahr die Walthor beschreibt.

    Die, die nur darauf warten, das Verlangen nach „Gerechtigkeit“, wegen mir auch genau mathematisch definierte Leistungsgerechtigkeit, wieder mit Gleichmacherei zu diffamieren, wetzen schon langsam ihre Messer.
    Wer gestern Abend meinem Rat gefolgt ist und Phönix „Unter den Linden“ – heute Wiederholung – mit Henkel und Stiegler, sah, wie dort der eine, Ziegler sich mühte – zwar Lafontaine diffamierend – den Mindestlohn zu rechtfertigen, war der andere, Olaf Henkel schon dabei Argumente gegen jedwede linke berechtigte Forderung im Keim zu ersticken, die da lauten: Lohn der menschenwürdiges Leben ermöglicht und menschenwürdige Arbeitsbedingungen in Deutschland und wenn möglich überall, zumindest vorerst im von uns zu beeinflussendem Bereich.
    Ja, das „Kapital“ wird sich sammeln, und wenn alles nichts mehr hilft, hilft uns ein Blick in die Geschichte! mfg,hjs

  9. @ 6. Kommentar von heinrich

    Das haben Sie „wunderbar“ gesagt. Das meine ich ehrlich.

    Stephan Hebel hätte das auch schreiben können, vielleicht sogar immer noch schreiben wollen, aber solche Denkrichtung passt nicht (mehr) in die FR, wird dort nicht einmal mehr fair behandelt oder diskutiert. Das Beste, was in der FR genuin linke Positionen noch erfahren können, ist, dass sie als Gutmenschentum marginalisiert werden (so Z.B. im Bisky-Porträt „Der gute Moderator“ von Jörg Schindler in der FR-Stadtausgabe (Nr. 138))
    Datum: Montag, den 18. Juni 2007, Seite: 10

    Um noch ein Beispiel zu geben: Wenn Herr Hebel z.B. in einer angeblich noch linksliberalen Zeitung schreibt:

    „Schon der Name „Die Linke“ enthält ja die Anmaßung des Alleinvertretungsanspruchs für alles, was sich links nennen darf.“ [Stadtausgabe (Nr. 137), Datum: Samstag, den 16. Juni 2007, Seite: 11]

    drückt das den jetzt implementierten Antilinksreflex der FR aus: Niemand (in der FR) hat selbst den Grünen je vorgeworfen, sie würden einen Alleinvertretungsanspruch auf das Ökologische erheben. Sie konnten sich so benennen, weil sie diesen Anspruch am konsequentesten – jedenfalls in einer gewissen Phase der Vergangenheit – vertraten. Auch Herr Hebel hat nie von einem anmaßenden Alleinvertretungsanspruch auf das Christliche bei CDU und CSU gesprochen, sondern höchstens bei Gelegenheit diesen Anspruch am konkreten politischen Einzelfal gemessen und kritisiert an der parteipolitischen Tat. Zweifellos haben CDU und CSU da oft genug versagt, so wie die Linke Fehler macht und machen wird bei der Verwirklichung des sozialistischen Projektes, dass die FR längst abgeschrieben hat.

    Ob man dieses Projekt in der FR jetzt aber mit unterschwelligen Beleidigungen, wie Jörg Schindler zuletzt in seiner Berichterstattung über den Vereinigungsparteitag, begleiten muss, statt mit konstruktiver Kritik, das glaube ich nicht. was ich jezt in diesen Zusammenhängen in meiner „neuen“ Zeitung lese ist im wesentlichen fr-unwürdig.

    Uwe Theel

  10. @ Uwe Theel

    na, ja Sie dürfen nicht vergessen, noch hat die SPD einen erheblichen Finanzgrundstock in der FR; womit ich nicht unbedingt sagen will, dass stephan hebel zu den Liedsingern gehört. mfg,hjs

  11. @ 10. Kommentar von Hans-Jürgen Schulz

    Werter Herr Schulz,

    Ihre Kommentare haben alle ein unachahmliches „sowohl als auch“, „einerseits-andereseits“ an sich, bei dem Sie sicht selbst nie so richtig festlegen wollen, was denn nun eigentlich Sache sei, aber das mag ja vielleicht tasächlich Ihren Denkprozess korrekt reflektieren und ich will es respektieren. Aber ein wenig genauer könnten Sie schon hinschauen:

    1. Hält die SPD-Holding DDVG nur noch 41 % der FR, die sind bedeutungslos im Hinblick auf irgendwelche Einflußnahememöglichkeiten, schon gar im redaktionellen Bereich. Retten und bestimmen hätte die SPD allenfalls können durch Halten einer Mehrheitsbeteiligung.

    2. Nirgendwo habe ich Herrn Hebel als „Liedsänger“ der SPD bezeichnet, das war er nie, und braucht er jetzt schon gar nicht zu werden. Er hat in der Vergangenheit Kritik an der SPD geäußert wo es notwendig war, und er hat Sie ebenso (meißtens) gerecht gelobt. Darum geht es jetzt nicht mehr. Die entscheidende „Partei“ heißt jetzt MDS und die hat weder ein linkes Parteiprogramm, noch hat sie offensichtlich das alte Redaktionsstatut zur redaktionellen Unabhängigkeit der (alten) FR anerkannt oder übernommen. Jetzt wird Geld verdient.

    Wie sich Herr Hebel entwickeln und/oder entscheiden wird, das liegt in seiner Hand.

    Entschiedener geschrieben hat er jedenfalls schon einmal.

    MfG

    Uwe Theel

  12. #6 ist eigentlich (fast) nichts mehr hinzuzufügen, das trifft den Nagel doch auf den Kopf. Zwei Anmerkungen fallen mir aber ein.

    Berufsverbote gegen Linke gibt es noch oder wieder. Aktuell den Fall Michael Csaszkóczy, der als Aktivist der Heidelberger Antifa nicht als Realschullehrer arbeiten darf, weder in BaWü noch in Hessen. Infos dazu gibt es hier:
    http://www.gegen-berufsverbote.de

    Interessant finde ich auch jedesmal den Hinweis (#3), dass doch auf Seiten der „Linken“ diese Nationalstaatsrethorik vorherrschte, die nicht mehr zeitgemäß sei. Das ist natürlich unglaublich falsch. Zum einen der Nationalstaat an sich, der ist definitiv falsch, aber dasss dieser nicht mehr zeitgemäß sei, ist nicht richtig. Der Nationalstaat ist vor allem für das Kapital sogar hochaktuell. Zwar nicht mehr in seiner alten Form mit Grenzen und Zöllen, aber dafür als STANDORT. Alle „Reformen“ der letzten Jahre, die Steuersenkungen auf der einen und alle Abgabenerhöhungen auf der anderen Seite, sind doch mit dem Hinweis getätigt worden, der Standort Deutschland sei international nicht wettbewerbsfähig und müsse deshalb reformiert werden. Ohne Standortrethorik wären diese ganzen Verschlechterungen für die Menschen niemals durchzusetzen gewesen. Ohne Nationalstaat ist hier nix mit Kapitalismus.

    Dass Lafontaine den Staat ebenfalls gerne mal in populistischer Manier in Reden einfließen lässt („Gastarbeiter“ war das böse Wort, oder?) ist tatsächlich sehr bedauerlich und auch eigentlich nicht zu akzeptieren. Wenn er und die neue linke Partei es aber dafür schaffen, die Standortlogik zu brechen, bin ich gerne bereit ein Auge – nicht zwei!- zuzukneifen.

  13. Morgen oder übermorgen den Kommentar von Heinrich samt der Ergänzungen von Jules statt einer Magazin-Seite – ich bin dafür!!! 😉

  14. @ 11 Uwe Theel

    Mein Part besteht aus Analyse und aus Meinung, wobei meine Meinung nie so zementiert ist, bzw. war, dass immer auch von der Analyse etwas meine Meinung beinflussen kann.
    Das kann mit meinem Beruf zu tun haben, denn wenn ich mir früher für einen Straßenabschnitt oder ein Brückenbauwerk eine Absteckung gerechnet hatte und auf der Baustelle dann erkennen musste, halt hier hat man inzwischen mit einer Baubude die Sicht verbaut, dann musste flexibel umgerechnet werden!
    Ich bin auch überhaupt der Meinung, dass man gerade heutzutage bei all den Veränderungen in höchstem Maße flexibel sein muss, was aber auf keinen Fall die Grundwerte und Grundüberzeugungen betreffen darf, aber Flexibilität im erreichen von gesteckten Zielen sollte schon sein.
    Und verehrter Herr Theel, Sie sehen ja, in so einem kleinen Fall wie der FR, können Sie auch nicht wie im in Frankfurt entstandenen Struwelpeter, der Geschichte des Suppenkaspers rufen: „Nein, meine Suppe ess ich nicht,“ nun einfach auf das Lesen der Zeitung verzichten.
    Die alte FR ist tot, es lebe die neue! Und dass Kommentatoren ganz frei von Anweisungen sind, ist doch auch ein von niemandem geglaubtes Märchen. Sorry, so ist das mit dem sowohl als auch! mfg,hjs

  15. @6 von Heinrich

    „Will die ‚Linke’ in der Tendenz mehr werden als nur ein temporäres sozialdemokratisches Korrektiv in unserer politischen Parteienlandschaft, wird sie sich über den Blick auf das hier und jetzt Machbare hinaus emporschwingen müssen zu einem utopischen und humanen, den Kapitalismus transzendierenden Gesellschaftsentwurf, für den nach Marx gilt: ‚Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen!’“, schreibt Heinrich.

    Die Links-Partei will sicherlich nicht mehr werden als ‚sozialdemokratisch’, und wenn es sein muss, regiert sie mit, siehe Berlin, und beschließt ‚sozialdemokratisch’ an den vermeintlichen Fakten entlang. Das haben die SPDler schon zur vorletzten Jahrhundertwende praktiziert. Abspaltungen wie die der USPD haben zwar der reinen Lehre weiter zugesprochen, sie hatten aber mit der Zeit keine politische Resonanz mehr.

    Die ehemals im linken Bereich angesiedelten Grünen haben sehr schnell die Entwicklung hin zur Bürgerlichkeit vollzogen. Sie verfügen heute über einen gesellschaftlichen Standard, der von den Vertretern der älteren Parteien nicht zu unterscheiden ist. Das geht bis zur Teilnahme in den Bayreuther Festspielen mit Logenplatz für 1390 €.

    Wer will da noch hoffen, dass sich eine antikapitalistische Kraft entwickeln könnte, die entgegen allen feinziselierten Möglichkeiten der Herrschaftsausübung, die dieses System anwenden kann, Immunität zeigen würde.

    Außerdem: Den in der DDR geschulten Apparate-Sozialisten, die Teil der Links-Partei sind, möchte ich nicht in die Finger kommen. Entscheidend an der Verfolgung eines das System transzendierenden Gesellschaftsentwurfs ist der zu praktizierende Weg dorthin. Wenn Gedanken- und Denkfreiheit an der festgelegten Linie der Partei-Utopisten enden, und ich mir sagen lassen müsste, ich bräuchte noch Ideologieschulung, um mich auf den angeblich richtigen Pfad begeben zu können, müsste ich Tritte ans Schienbein austeilen und abhauen.

  16. @ katja, 13

    zunächst einmal Dank und Kompliment für deine (wenn die Anrede zu vertraulich erscheint, bitte intervenieren!) kritischen Anmerkungen zu dem Thema in Beitrag 305, „wichtige Kritik 2“, von denen ich jede Zeile unterschreiben würde (Wo eignet man heute als Studentin ein solch kritisches und differenziertes politisches Denken an, vielleicht in Marburg?)!

    Danke meinerseits für die Empfehlung meines Kommentars für die Print-Ausgabe! Darauf würde ich aber nichts verwetten. Ich hatte ihn schon vergeblich als Leserbrief zu lancieren versucht.

    @ bakunix

    ich grüße dich, weitgehende Übereinstimmung, kurze Antwort später!

    heinrich

  17. @ bakunix

    Ich habe auch nicht auf alles eine Antwort, schon gar keine Patentantwort. Ich teile einige deiner Bedenken, habe aber in meinem Beitrag versucht, eine – zugegeben sehr allgemeine – Standortbestimmung für „links“ vorzunehmen und zur Diskussion zu stellen und denke eigentlich nicht, dass dem nichts hinzuzufügen wäre.

    Die Kräfte der „Linken“ scheinen mir disparat zu sein, ähnlich wie seinerzeit bei den Grünen, und welche sich mittel- und langfristig unter welchen internen und externen Bedingungen dort behaupten, wer vermöchte dazu seriös eine Prognose abzugeben?

    Die Geschichte wiederholt sich nicht, im Vergleich zu vor hundert Jahren haben sich die Klassenstrukturen sehr verändert, gleichwohl ist der Grundwiderspruch zwischen Kapital und Arbeit nicht verschwunden.

    Wird, kann die „Linke“ zu seiner Überwindung beitragen? Bedarf es dazu einer Revolution? Jedenfalls im Wortsinne von „Umwälzung“ der Verhältnisse, das Subjekt wird jedoch mit Sicherheit nicht das klassenbewusste revolutionäre Proletariat sein, und Protagonist wird nicht der Rotfrontkämpferbund sein. Die süffisante Rede von den „revolutionären Umtrieben“ ist hier in dieser Hinsicht verfehlt.

    Nach der USPD kam die KPD, und die Herrschenden brauchten zur Überwindung dieser und anderer linken Kräfte, auch aus der SPD, nicht mehr, aber auch nicht weniger als den Faschismus.

    Trotz des Geplänkels der Postmodernen und trotz der „feinziselierten Möglichkeiten der Herrschaftsausübung“: Der Kapitalismus ist nicht das Endstadium der Geschichte.

    Am Grunde der Moldau wandern die Steine
    es liegen drei Kaiser begraben in Prag.
    Das Große bleibt groß nicht und klein nicht das Kleine.
    Die Nacht hat zwölf Stunden, dann kommt schon der Tag.

    Es wechseln die Zeiten. Die riesigen Pläne
    der Mächtigen kommen am Ende zum Halt.
    Und gehn sie einher auch wie blutige Hähne
    Es wechseln die Zeiten, da hilft kein Gewalt.

    Am Grunde der Moldau wandern die Steine
    es liegen drei Kaiser begraben in Prag.
    Das Große bleibt groß nicht und klein nicht das Kleine.
    Die Nacht hat zwölf Stunden, dann kommt schon der Tag.

    (Bertolt Brecht)

  18. @heinrich

    Im schönen Halle an der Saale. 😉

    Ich würde ja fast schon einen Besen fressen, wenn Dein Beitrag so abgedruckt würde. Wahrscheinlich auch ohne jegliche Komplikationen, wofür haben wir das Magazin? Hat dann bestimmt Verdauungstipps parat. *fg*

  19. @ 19. Kommentar von Hans-Jürgen Schulz

    „Danke für diesen Brecht, und wehe Bronski funkt dazwischen!“

    Lieber Herr Schulz,

    es ist schon beeindruckend wie Sie hier offensichtlich mit Brecht auf ein (Zwischen)Ziel der Geschichte warten (Sie wissen, welches Ziel dies für Brecht war und glauben Sie nicht, Heinrich hätte davon in seinen Gedanken alles, aber auch alles rausgeschnissen. – Heinrich hat es zusammen mit Gedanken über den Weg dahin sehr schön hier dargestellt), während Sie o. in #14 gleichzeitig die alte FR für tot erklären, die nur als solche kenntlich war, weil sie mit der von Heinrich reklamierten Tradition der Linken untrennbar verbunden WAR. Heinrich hat Hoffnung für eine Zukunft dieser Tradition, die im Gegensatz zur von Ihnen leider mit Recht für tot erklärten alten FR noch nicht am Ende ist.

    Damit nicht genug denunzieren sie mich im Blog
    http://www.frblog.de/greenpeace-und-bild/, dort in Ihrem Beitrag #29. http://www.frblog.de/greenpeace-und-bild/#comment-10188
    als „unverbesserlichen Provokateur“ – ohne allerdings Roß und Reiter zu nennen – wenn ich dort weiter für linke Politik und Grundwerte eintrete.

    Zuallem Überfluß rufen sie dann im Blog http://www.frblog.de/ihre-kritik-ist-uns-wichtig-2/ auch noch laut nach Bronski (s. dort Ihren Beitrag #362), der hier aber nicht dazwischenfunken soll.

    Ist das einen Linie die Ihrer Meinung nach zur neuen FR passt?

    MfG

    Uwe Theel

  20. @ Daniel 5.

    Das Erscheinen unserer Beiträge hatte sich überschnitten, meine volle Zustimmung natürlich! Für das kindhafte Bewusstsein gibt es halt keine allgemeinen Strukturen, sondern die Welt besteht aus lieben und bösen Figuren, wie im Märchen oder im Kasperle-Theater.

    @ Uwe Theel, 20.

    Danke für die Zustimmung!

    Erlauben Sie mir aber bitte drei Bemerkungen:

    1. Meine Intentionen interpretiere ich gerne selber, ich bin schon groß.

    2. Würden sie mir den Gefallen tun, das Lamento über ihre verflossene Geliebte FR und den eifersüchtigen Streit mit anderen darüber in den dafür vorgesehenen Threads vor- und auszutragen und sich bei den politschen Themen konkret auf diese zu beziehen?
    Die FR war und ist eine Tageszeitung, kein verlorenes Paradies.

    Wie sie mit meinen alten Blog-Freunden Hans-Jürgen und Yeti (sorry, mein Lieber, dass ich mich selber in Sippenhaft nehme!) in persönlichen Streit geraten konnten, kann und will ich nicht nachvollziehen. Katja Ö. hat ihnen dazu m.E. Bedenkenswertes gesagt, und ich sage meinen alten Mitbloggern: So geht das nicht, keine persönlichen Beleidigungen!

    Mein Vorschlag: Hj entschuldigt sich für den Provokateur und Yeti für die Nazi-Analogie und ihr diskutiert künftig friedlich miteinander, sachliche Kontroversen und Polemik nicht ausgeschlossen, oder lasst es bleiben, was jedem hier freisteht.

    3. Der Anwurf Nr. 20 an Hj war in dieser Hinsicht völlig überflüssig und verfehlt. Wir beide sind hier im Blog Urgestein, und Kommentar Nr. 19 war an mich gerichtet, bezog sich augenzwinkernd auf frühere Ereignisse und wurde von mir verstanden, ok.?

    @ Katja an der Saale hellem Strande:

    Grüß‘ mir den Georg Friedrich, wenn du ihn siehst, dann denke ich auch an dich, wenn ich ihn höre!

    Grüße
    heinrich

  21. @ 23 heinrich

    danke, lieber Blogweggefährte und Recht hast Du; der „Provokateur“ war im Eifer des Gefechtes.
    @ Herr Theel, ohne Bedingung nehme ich „den P.“ zurück und bitte um Entschuldigung.
    Mit morgendliche Grüßen an alle Mitblogger,hjs

  22. @ 24. Kommentar von Hans-Jürgen Schulz

    Sehr geehrter Herr Schulz,

    Ich nehme die Entschuldigung an.

    U.T.

    @ 23. Kommentar von heinrich

    „1. Meine Intentionen interpretiere ich gerne selber, ich bin schon groß.“

    Daß ich Ihre Beiträge ernst nehme (als von einem Großen verfasst), habe ich wohl deutlich gemacht.

    Nachdem Sie diese Texte aber in den öffentlichen Raum gestellt haben, sind sie per definitionem der Interpretation (dem Verstehen) durch Rezipienten (Lesende) ausgesetzt. Diesen Interpretationen mögen Sie widersprechen, wenn Sie sich falsch interpretiert (ausgelegt, verstanden) fühlen, aber der Verfasser eines Textest, der sich selbst erst noch interpretieren muss oder will, der sollte m.E. erst seinen eigenen Text nocheinmal überarbeiten/überdenken anstatt Ratschläge an seinen Leser zu geben. Das dies nötig sei, habe ich bei Ihren Texten allerdings nicht sehen können. Ich glaube sie – die Texte – ganz gut verstanden zu haben.

    Schließlich: Es ist natürlich grundsätzlich völlig ok, wenn Sie sich mit Ihrem „Urgestein-Bloger-Club“ hier insidermäßig austauschen. Nur sind dann Mißverständnisse und Unverständnis bei Außenstehenden vorprogrammiert. Club-Mitglieder sollten sich immer in ihrem privaten Club treffen.

    Und endlich: Von welchem „Anwurf“ (das wäre ein beleidigender oder grob ungerechter Vorwurf) gegen hj Sie in meinem Beitrag #20 reden, ist mir völlig rätselhaft: Ich habe mich dort einzig mit einer für mich völlig widersprüchlichen und unbelegten Argumentationsweise hj´s in den genannten Blogs gewandt. Wenn sie den vollen Thread im Greanpeace-Bild-Blog lesen, können sie sich ein eigenens Bild machen. Ich habe jedenfalls immer versucht am jeweiligen Text zu bleiben.

    MfG

    Uwe Theel

  23. @ 5 (Daniel Behrens):

    Du hast vollkommen Recht mit deiner Beschreibung: Die Linke sind nicht nur Lafontaine und SED, es sind zahlreiche AktivistInnen, GewerkschaterInnen, StuentInnen, enttäuschte SPDlerInnen und Grüne, aufgeklärte Wissenschaftler und Künster. Die Linke hat Mitglieder und Wähler aus allen Bevölkerungsteilen und Bildungsschichten!

    Mit plumper Kritik an den Akteuren der Linken, drückt man sich um eine inhaltliche Auseinandersetzung mit deren Parteiprogramm. Die Sozialdemokraten z.B. müssten dann nämlich anerkennen, dass es theoretisch viele Schnittmengen gäbe und dass es die SPD ist, die das „Erbe Brands“ schlecht verwalten. Sie ist heute weder „die Friedenspartei“ noch vertritt sie die Belange der ArbeitnehmerInnen; „Partei der sozialen Gerechtigkeit“ ist sie schon gar nicht! Lafontaine wird als „Verräter“ und „Populist“ gebrandmarkt. Die wahren Verräter der Sozialdemokratie sind die Schröders und Münteferings, die übrigens nicht nur ebenfalls gnadenlose Populisten sind (Stichwort Heuschrecken), sondern auch „vor der Verantwortung geflüchtet“ sind (Schröder als Kanzler, Münte als Parteivorsitzender).

  24. Die gebetsmühlenartig wie einmütig vorgetragene Phrase von den „ewig Gestrigen“, ist der verzweifelte Versuch, den Wähler von einer Beschäftigung mit der Programmatik der Linken, fernzuhalten. Es könnte ja sein, das der Ein oder Andere feststellt, dass es eigentlich die neoliberale Politik ist, die aufs Abstellgleis gehört.

    So entbehren die verzweifelten Statements zum Thema „Die Linke“ nicht eines gewissen Unterhaltungswerts: Dieter Althaus startet den erbärmlichen Versuch, die „Stoiber-Rolle von 2005“ neu zu interpretieren, indem er seinen Wählern im Osten indirekt die Fähigkeit abspricht, selbst zu entscheiden, wo das Kreuzchen zu machen ist und dabei unfreiwillig an längst vergangene Zeiten erinnert. Roland Pofalla setzt noch einen drauf und sieht die SPD in der Verantwortung. Sie dürfe nicht zulassen, dass die Linke an die Macht kommt. Aus den Reihen der FDP hört man gar Vergleiche mit rechtsradikalen Parteien.

    Wenn die entstandene Panik im konservativen Lager weiterhin derartige Funktionsstörungen in Teilen des Großhirns auslöst, muss man sich ja fast schon Sorgen machen!

  25. @ LINKE und SPD

    ich appeliere bei jeder Gelegenheit die sich mir bietet an die SPD, dass sie sich nicht in bösartigen Diffamierungen gegenüber der LINKEN ergeht, sondern mit politischer Argumentation den „Konkurrenzkampf“ um die Wähler führen soll; hart in der Sache aber fair in den Methoden! Was FDP und die Union machen ist mir egal, bzw. wird alles Unsachliche auf den Handelnden selbst zurück fallen lassen oder sogar damit der LINKEN helfen.
    Dass Union und FDP gerne hätten, dass sich SPD und LINKE in Scharmützeln selbst oder gegenseitig schwächen, kann ich verstehen, aber den Anstachelungen der Konservativen, sollte die SPD nicht auf den Leim gehen.
    Ich denke nur an das scheinheilige Getue von CSU-Ramsauer gestern Abend in der „Münchner Runde“. Leider vergriff sich dort Ludwig Stiegler des öfteren im Ton; er scheint mir damit auf dem falschen Weg zu sein!

  26. @ 26 von Thomas Berth

    „Wir erstreben eine solidarische Gesellschaft der Freien und Gleichen ohne Klassenvorrechte, in der alle Menschen gleichberechtigt über ihr Leben und ihre Arbeit entscheiden. Die neue und bessere Ordnung, die der Demokratische Sozialismus erstrebt, ist eine von Klassenschranken befreite Gesellschaft. Wir wollen sie durch Abbau von Privilegien und Vollendung der Demokratie erreichen.“

    Das ist ein Zitat aus der Fortschreibung des Programms der SPD vom Leipziger Parteitag vom 17.4.98. Papier ist Papier! Hat die SPD in den letzten Jahren jemals nach dieser hier niedergelegten Maxime gehandelt? Die Antwort ist evident.

    Thomas Berth schreibt: „Mit plumper Kritik an den Akteuren der Linken [gemeint ist ‚Die Linke’ als Partei], drückt man sich um eine inhaltliche Auseinandersetzung mit deren Parteiprogramm.“ Man kann die Auffassung vertreten, Parteiprogramme hätten irgendeinen Belang zur Realpolitik. Diese Auffassung teile ich nicht, auch wenn nicht einfach ein Parallelbezug von der SPD zur Partei ‚Die Linke’ herzustellen ist. Auseinandersetzungen mit Parteiprogrammen mögen in theoretischen Zirkeln eine unterhaltsame Wirkung erzielen. Haben sie denn eine andere Funktion als die Werbebotschaft eines Bierkonzerns? Ich hege Zweifel. Und außerdem: Keine Partei ist in den letzten Jahrzehnten mit dem Parteiprogramm als „zentrale Botschaft“ in den Wahlkampf gezogen. Personalisierung steht im Mittelpunkt der von PR-Firmen konzipierten Wahlkämpfe.

  27. @ 29 bakunix

    Deine resignative Betrachtung der Aussagekraft, bzw. Bindung von Parteiprogrammen für die Zeit nach der Wahl, – in diesem Falle das der SPD 98, ist sicher nicht unberechtigt, wie auch Dein Fazit:
    „Personalisierung steht im Mittelpunkt der von PR-Firmen konzipierten Wahlkämpfe“.
    Aber muss das immer so bleiben?
    Ich sage nein!
    Denn wenn sich jetzt zwei Parteien um das so genannte „linke Wählerpotential“ bemühen, werden wohl zwangsläufig deren Programme sich eingehender Betrachtung stellen müssen. Und damit wird hier jede Floskel, wenn nicht sogar jedes Wort wichtig werden.
    Ähnlich wie es Kurt Beck kürzlich in seinem FAZ-Interview mit der Passage im CDU-Programm mit der Neoliberalismusdeutung machte.
    Zitat aus dem CDU-Programm:
    „Im Zweifel für die Freiheit des Marktes“!
    Wenn das nicht neoliberal ist, dann weiß ich nicht, was sonst Neoliberalismus will!
    Aber leider, so scheint mir, ist Kurt Beck im Moment zum „Prügelknaben der Medien“ geworden
    und so wurde ihm der „Neoliberalismusvorwurf“ von allen Seiten um die Ohren gehauen!
    Aber bakunix,
    ich glaube schon, dass das in Zukunft doch anders werden wird, mit der Aussagekraft und der Wahrhaftigkeit der Politik, mit „Versprechungen auf die Zukunft“; und nichts anderes sind Parteiprogramme! mfg,hjs

  28. An die Blogger, Bakunix, HJS, Berth, und Heinrich, – – im Moment nicht von mir angesprochen Katja Ö. –

    die Ihr ja, nach heinrichs Aussage in #23, eine alte Wegegefährtengemeinschaft seid – falls ich jemanden dazugezählt habe, der nicht dazugehört, dann war es keine Absicht, sondern Unkenntnis -, ich folge Euren theoretischen Diskussion über Linkssein in diesem Block nun schon einige Zeit mit Interesse und Aufmerksamkeit. Ich fühle mich dabei teils an den Anfang der siebziger Jahre erinnert, teilweise irritiert mich dann wieder das bis zur Unkenntlichkeit Vermischen bürgerlicher und linker Positionen. Wenn das auch alles manchmal sogar interessant ist, so richtige Neuigkeiten scheint ihr Euch da aber auch untereinander nicht zu erzählen. Aber selbst Erinnerungstreffen im Blog könnte ich ja noch mitfühlend verstehen, aber der Anlaß hier ist doch ein anderer:

    Hier sollte doch mehr die Berichterstattung in der FR, ja auch die politische Verortung der (neuen) FR selbst am Textbeispiel diskutiert werden und nicht die 356789785ste K-Gruppendiskussion geführt werden. Sowas kann ich zwar auch, obwohl ich nie in einer K-Gruppe war, aber wenn HJS in #28 erklärt, er

    „appelliere bei jeder Gelegenheit die sich (ihm) bietet an die SPD, dass sie sich nicht in bösartigen Diffamierungen gegenüber der LINKEN ergeht, sondern mit politischer Argumentation den „Konkurrenzkampf“ um die Wähler führen soll“

    dann glaube ich ihm das und es ist so richtig wie selbstverständlich, wer würde es ihm nicht glauben oder widersprechen. Dafür brauchen wir keinen Blog.

    Kein Wort wird von ihm und euch Wegegefährten aber verloren über die – dem o.a. Credo ganz und gar entgegenstehende – mit einiger Häme und nicht wenigen Sticheleien versehene Berichterstattung der FR durch Jörg Schindler zum Vereinigungsparteitag von WASG und Linkspartei am vergangenen Wochenende.

    Oder: Wer diskutiert über Richard Mengs Kommentar in der heutigen Ausgabe zur SPD, wo er scheinbar links argumentierend fordert „Mut zur Idee – oder abtreten.“

    Welch hohler Satz: den Mut zur Idee (Mindestlohn), den scheint Münterering ja gehabt zu haben, aber den Mut abzutreten, wenn er sich nicht durchsetzt, den hat er nicht. Meng hätte also schreiben müssen „Mut zur Idee und (wenn es nicht geht) abtreten.“

    Ja manchmal ist der Gebrauch der Konjunktionen schwer.

    Meng fordert eben nicht konsequent links den Abtritt Münteferings, Statt dessen singt er dann am Ende, nach dem mächtigen Aufblasen der Backen wieder nur das dünne, staatstragende Liedchen von der „beharrlichen Umsetzung der Kompromisse“ und fragt nicht danach, ob es da eine nicht doch Linie gäbe, die linke Politik nicht überschreiten sollte.

    An solchen Diskussionen könnte man dann den Blattmachern zeigen warum sie nicht mehr, oder wo sie vielleicht doch noch die linksliberale FR sind, die sie immer noch vorgeben zu sein.

    Abstrakte Grundsatzdiskussionen und losgelöstes Zitieren meines geliebten Brechts führen uns hier im konkreten Kampf um eine letzte linke Qualitätszeitung (neben der TAZ) nicht weiter.

    Nix für ungut

    Uwe Theel

  29. @ Uwe Theel

    Wir „hören“ die Signale;
    Sievers und Meng sicher auch, aber die Posaunen müssen die Akteure selber blasen!
    Meine Lesart, hjs

  30. @ 32. Kommentar von Hans-Jürgen Schulz

    Lieber Herr Schulz,

    muss ich wirklich davon ausgehen, dass Sie glauben, Der König von Frankreich hätte sich 1789 wirklich selbst und freiwillig unter die Guillotine gelegt, wenn die Jakobiner ihm nicht „zuvor“ gekommen wären?

    Ich wüßte wirklich gerne, welche „Signale“ Sie im Augenblick „hören“ und wen Sie für die „Akteure“ halten und was diese ihrer Meinung nach tun sollten?

    U.A.w.g.

    Uwe Theel

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