Ich will konstruktive Debatten, keine Agitation

Liebe Leute, ein Wort in eigener Sache. Man fühlt sich als Admin eines Blogs ja unglaublich blöd, naiv und vorgeführt, wenn man plötzlich feststellen muss, dass Kommentatoren die Freiheit zur Meinungsäußerung, die ihnen hier gegeben wird, schlicht missbrauchen, um … ja, um was? Um politisch zu agitieren? Zum Glück habe ich über Jahre hinweg ein Gespür dafür entwickelt, wann dieses Blog für eine Kampagne missbraucht wird. Ähnlich klingende Kommentare, die sich auch noch gegenseitig recht geben und damit die Meinungshoheit in diesem Blog zu erlangen versuchen, sind immer ein Indiz dafür, dass jemand sich  mit unrechten Mitteln Gehör und Gewicht zu verschaffen versucht.

Das ist gerade in den letzten Tagen in diesem Blog in der Diskussion über Israel, den Nahost-Konflikt und den „neuen“ Antisemitismus in Deutschland passiert: Da wurden Dutzende Kommentare geschrieben, die eine falsche Email-Adresse angegeben haben. Diese Email-Adresse ist so etwas wie der Minimalausweis, um in diesem Blog posten zu können. Ansonsten gilt das Prinzip Vertrauen. Wir haben ja auch noch die Blog-Regeln, welche die Möglichkeiten unrechtmäßiger politischer Agitation begrenzen. Das Prinzip Vertrauen bedeutet: Wir wollen hier Debatten führen, ohne einander von vornherein grundsätzlich zu misstrauen. Wer hier Beiträge leisten will, tut dies, um diese Debatten voranzubringen. Dieses Grundverständnis vorausgesetzt, werden alle Debattenbeiträge im FR-Blog im Glauben an das Gute im Menschen und im Glauben an einen Willen vorgebracht, der konstruktiv mitwirken will. Auf Angriffe unter der Gürtellinie, Beleidigungen und falsche Identitäten kann daher verzichtet werden.

Dachte ich. Die Erfahrung hat aber nun wieder einmal gezeigt, dass in der Israel-Debatte Diskussionsbeiträge geleistet wurden, für die sich die Betreffenden nicht nur einen unscheinbaren Nicknamen gegeben – was okay gewesen wäre -, sondern auch falsche Mailadressen angegeben haben. Offenbar gab es irgendwo in diesem Land einen politischen Willen, der die Art, wie die Debatte vorher im FR-Blog lief, nicht akzeptieren konnte oder wollte.

Eine neue Mail-Adresse ist schnell mal eingerichtet. Es gibt genug Dienste, die das anbieten. In diesem Blog ist es möglich, unter Nicknamen zu diskutieren – doch diese Freiheit soll nicht Faker schützen, sondern Menschen, die (aus welchen Gründen auch immer) Nachteile befürchten, wenn sie mit ihren Klarnamen für Ihre Meinung einstehen. Diese Sorge ist für mich nachvollziehbar, aber ich lasse nicht zu, dass die Möglichkeit, unter Nicknamen im FR-Blog zu posten, von Feiglingen dazu missbraucht wird, hier politisch zu agitieren. Wir hatten diese Diskussion gerade in unserem Blogtalk mit der Bürgerredaktion, in dem mein Gesprächspartner Michael Maresch sehr kompromisslos für das eintrat, was er unter „verantworteter Meinung“ versteht – also Meinungsäußerung unter Klarnamen mit dem ganzen Gewicht der Individualität und ihrer grundgesetzlich garantierten Rechte.

Ich denke, das brauchen wir in dieser Kompromisslosigkeit hier nicht. Es ist auch nicht nötig, die Blog-Regeln zu verschärfen. Der entsprechende Passus in Nr. 7 lautet:

„Die Redaktion behält sich vor, Kommentatoren nach Ihren Klarnamen, Adressen und Telefonnummern (Festnetz) zu fragen. Kommentatoren, die dieser Bitte um Auskunft nicht nachkommen, können vom Blog ausgeschlossen werden. Diese Daten werden in einer einzig für die Blog-Kommunikation verwendeten Datenbank gespeichert, nicht weitergegeben und für keine anderen Zwecke missbraucht.“

Es liegt an mir und ist meine Aufgabe, diese Regel auch anzuwenden, und das werde ich nun nicht mehr nur stichprobenartig tun, wie ich es bisher gehandhabt habe, sondern grundsätzlich, und ich werde gegebenenfalls auch anrufen und Gespräche führen. Ebenso grundsätzlich gilt, dass User, die eine falsche bzw. nichtexistente Mailadresse angeben, auf Dauer aus diesem Forum ausgeschlossen werden. Ein entsprechender Passus wird den Blog-Regeln soeben hinzugefügt.

Das alles, liebe Leute, gilt dem Schutz der Diskussion in diesem Blog. Meines Erachtens wird das Grundrecht auf Meinungsfreiheit von Leuten wie den oben beschriebenen missbraucht. Ich will aber, dass in diesem Blog vertrauensvoll diskutiert werden kann. Von all den Hassmails, die auch mich im Zuge des Nahost-Konflikts erreichten, habe ich die Nase voll. Nichts davon wird die Mauer durchdringen, in der wir geschützt über solche Zustände – auch über die Zustände des Online-Diskutierens – miteinander reden können.

Ich werde also konsequenter sein. Ein Ergebnis dieser neuen Konsequenz kann ich nebenan schon präsentieren: In der Diskussion über Israel, den Nahost-Konflikt und den „neuen“ Antisemitismus in Deutschland wurden mehrere Kommentare gelöscht, die in täuschender Absicht geschrieben worden waren. Darunter ältere Kommentare, die ich erst heute überprüft habe, aber auch weitere Kommentare. Ich hoffe, dass dadurch die Diskussion nicht verunmöglicht wird. Dann hätten diese „Kommentatoren“ ihr mutmaßliches Ziel erreicht.

All jenen Feiglingen sei gesagt: Eure Beweggründe sind durchschaubar. Eure ideologische Herkunft ist durchschaubar. Ihr seid durchschaubar. Ich habe Eure Adressen – und nicht nur die IP-Adressen. Vorsicht also! Bleibt diesem Blog fern!

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10 Kommentare zu “Ich will konstruktive Debatten, keine Agitation

  1. ich weiß ja nicht wo diese Leute herkommen, aber ich hatte auch bereits schon ausländerfeindliche Post bei mir zuhause,ohne Absender,ohne Erklärung, einfach nur ausländerfeindlich und asylantenfeindliche Post. Dieser Blog ist in seinem Niveau eine Ausnahme, oft liest man in Blogs fragen wie die, ob Zwerge nachts sehen können oder Kanada Gänse auch in Europa vorkommen. Die offene Debatte ist nicht jedermanns Sache und wird auch gern missbraucht.

  2. Blogs „sauber“ zu halten ist nicht immer einfach, das kenne ich auch.
    Der FR-Blog war es m.E. bisher schon. Auch in der Abwesenheit von Bronski.
    Mir sind nur öfter die Beiträge etwas zu lang. Sie sagen nicht mehr aus, als man auch in drei bis vier Sätzen ausdrücken könnte.
    Da dringt wahrscheinlich das professionelle der Schreiber durch, die sonst nach Zeilen bezahlt werden. ;-).

  3. @ werner.h

    „Mir sind nur öfter die Beiträge etwas zu lang.“

    Na ja, ich bin ja auch einer von denen, die sich nicht unbedingt kurzfassen können. Aber wissen Sie, wir hatten früher mal eine Höchstzeichenzahl von 1000 pro Kommentar, als Reaktion auf lange Kommentare. Dann haben die User eben angefangen, Fortsetzungskommentare zu schreiben, um ihre Gedanken in Ruhe auszuformulieren. Die Sache ist dadurch nicht gerade übersichtlicher geworden. Dazu sage ich: Lieber am Stück. 😉

  4. Die Feigheit und die Hinterlist

    Die Feigheit und die Hinterlist,
    die gaben sich die Hand:
    „Ich weiß, wo Du zuhause bist!“
    „Ich kenne Deinen Stand!“

    Sie denunzierten sich,
    und sie umschlichen sich
    sie lieferten einander aus,
    und waren sich ein Graus.

    Sie konnten so nicht weiterleben,
    und suchten deshalb zum Gelingen
    einen andern, anders eben,

    den sie, am Galgen hochgezogen,
    gezwungen in die Schlingen,
    büßen ließen, was sie logen.

  5. @ Bronski,

    Beiträge zu begrenzen, kann nicht der richtige Weg sein, das sehe ich auch so.
    Die „Langschreiber“ sollten einsehen, dass oft ihre Beiträge nicht sorgfältig gelesen werden, sondern nur „überflogen“.
    Das beweist es ja, wenn sich User des öfteren beklagen : „Sie haben wohl meine Ausführung nicht richtig gelesen…“ Und dann geht das Argumentieren und Wortepflücken von vorne los.

  6. So ist ’s. IN DER KÜRZE LIEGT DIE WÜRZE !

    An alle Langschreiber: Lesen Sie bitte die Kommentare 2, 3 und 5 von werner h. und Bronski. Natürlich darf/ soll ein zur Diskussion stehender Beitrag so ausführlich sein, dass man nicht zwischen den Zeilen lesen muss.
    Allerdings empfinde ich auch einige der (langen) Kommentare oft als zu ausufernd und schalte bei zuviel Überfluss einfach ab. Es reicht, wenn man sich dem einen oder anderen Kommentar mit wenigen Worten anschliesst oder „begründet“ widerspricht. Solch eine „Unterhaltung“ ist für mich lebendiger.

  7. Die Langschreiber sollten mal wieder unsere Dichter lesen. Dort kann man lernen wie man mit wenig Worten viel und verständlich schreiben kann. Ebenso sind alle Fremdwörter überflüssig, denn in deutscher Sprache kann man alles ausdrücken, und es leichter zu lesen.

  8. @G.Krause
    Ja, deutsch ist eine schöne Sprache: 🙂

    Cowardice and deceit

    Cowardice and deceit
    shook their hands indeed:
    „I know, where you dwell!“
    „I know yours as well!“

    They denunciated their selves
    and sneaked around themselves
    handed each other over
    to be one anothers horror.

    Like this, they could not live on,
    so they searched, to succeed,
    another, a someone, a different one

    who, pulled up the gallows, hence,
    forced into the loops of greed,
    they let him atone for their offence.

  9. Obwohl meine Person anlässlich des jüngsten Blogtalk ziemlich flott als nicht geduldet abgebürstet wurde und solches offenkundige Fehlverhalten nicht dafür spricht, mich hier noch zu äußern, sei mir dennoch die Anmerkung gestattet, dass bereits mein Schreibstil ohne weiteres Federlesen eindeutige Rückschlüsse auf meinen Klarnamen ermöglicht; wobei sich Dritte mit der völligen Hingabe zur universitär längst hinreichend kritisierten Iliteralität ein solches Unterfangen bereits im Ansatz selbst vereiteln und infolge dessen auf ewig mit leeren Händen dastehen müssen.

  10. Der am meisten qualifizierte Agrarkulturexperte steht in
    konträrer Proportion zu seiner Produktion.
    Ist das nicht toll, was bin ich schlau und die Leser müssen es
    drei mal lesen um es zu begreifen.
    Man könnte auch sagen:
    Die dümmsten Bauern ernten die dicksten Kartoffeln.

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