Atomausstieg rückgängig machen?

Der Atomausstieg steht wieder zur Debatte. Längere Laufzeiten für deutsche Kernkraftwerke werden seit längerem von den Energieunternehmen gefordert; kein Wunder, denn die Meiler sind abgeschrieben und produzieren, wenn man die Folgekosten nicht einberechnet, Strom für zwei Cent pro Kilowattstunde. Jetzt locken die Produzenten die Politik mit Angeboten, Teile ihres Gewinns aus dem Nukleargeschäft zur Verfügung zu stellen, wenn die Kraftwerke länger laufen können. Für Manche in der werdenden schwarz-gelben Koalition scheint das eine Option zu sein; auch die baden-württembergische Umweltministerin Tanja Gönner, die als Bundesumweltministerin im Gespräch ist, schließt sowas nicht aus, betont aber: „Bei meinem Konzept steht die Sicherheit im Vordergrund.“ Und: „Es gibt keine Laufzeitverlängerung zum Nulltarif. Es wird ein ernst zu nehmender Betrag sein. Das Geld soll in die Energieforschung fließen, die Markteinführung der Öko-Energien beschleunigen und die sparsamere Energieverwendung fördern.“ Atomstrom zur Förderung von Ökostrom? Kernkraft als Brückentechnologie? 

Reinhard Wolf aus Großkrotzenburg fordert:

„Nun haben die Wähler entschieden! Einzig strittiges Thema im Wahlkampf war die Nutzung der Kernenergie. Die SPD wollte am Atomausstieg nicht rütteln, die CDU war für den Weiterbetrieb unserer Kernkraftwerke. Nun also sind die Würfel für die CDU und Kanzlerin Merkel gefallen.
Jetzt darf es kein Zögern geben. Das Gesetz zur geordneten Beendigung der Kernenergienutzung zur gewerblichen Erzeugung von Elektrizität ist aufzuheben.  Eine entsprechende Forderung wurde schon an den Petitionsausschuss des Deutschen Bundestages gerichtet. Statt die Laufzeit der Kernkraftwerke mehr oder weniger willkürlich auf 32 Jahre zu beschränken, wie es der Atomausstieg vorsah, sollte eine Verlängerung der Laufzeit über 40 Jahre hinaus geprüft werden, insoweit es die Reaktorsicherheit zulässt.  Ebenso auf den Prüfstand gehört das Verbot der Wiederaufarbeitung, denn die direkte Lagerung abgebrannter Brennelemente erfordert eine größere Zeitspanne für die Langzeitsicherung des Endlagers als die Lagerung des Atommülls, von dem  Uran und Plutonium bei der Wiederaufarbeitung abgetrennt werden.
Schließlich ist die vom abgewählten Umweltminister Gabriel sabotierte Erkundung des Salzstockes Gorleben wieder aufzunehmen. Ob er sich als Endlager für wärmeentwickelnden Atommülls eignet, muss rasch geklärt werden.“

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20 Kommentare zu “Atomausstieg rückgängig machen?

  1. Für alle die heute den Wirtschaftsteil der FR gelesen haben ist dieses Thema entschieden. Die anderern sollten das schnellstens nachholen.
    Bronski: Möglicherweise das Gespräch aus der FR von heute hier als Link einstellen.

  2. *rü wühlt im Bunkerarchiv*

    Die seuddeutsche schrieb am 1.10.2009:
    Sieben Kernkraftwerke standen vor einigen Wochen gleichzeitig still, wegen Pannen, Nachrüstungen und Wartungen. So viele müssen in dieser Legislaturperiode auch vom Netz. Damit fehlte die Hälfte der Leistungskapazitäten aller deutschen Atomkraftwerke. Stromausfall? Fehlanzeige.


    noch Fragen?

  3. @3
    Mit der Anrede habe ich kein Problem.
    An der Diskussion zur Plutoniumwirtschaft habe ich auch teilgenommen. Obwohl in dem Gespräch zum Thema Atom in der FR meine Meinung gestützt worden ist, denke ich war das Ganze schlüssig begründet.

  4. Danke 🙂

    Stand da auch der tatsächliche Atomstrompreis drin, den die Konzerne nehmen müßten, wären sie den gleichen Haftungsregeln unterworfen wie andere Unternehmen?

    /me nebenan:

    Das eine Kilowattstunde Atomstrom billiger ist, als eine aussortierte Glühlampe, wissen wir auch. Normal müßte die Kilowattstunde Atomstrom 2,70 €uro kosten, aber mein Gott, das macht doch nix, das merkt doch keiner, kuckuck. (frei nach Hans Scheibner)

    (Quelle: Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft im Auftrag von Greenpeace e.V Deutschland)

  5. Ich habe Tschernobyl erlebt, mehr braucht es nicht mehr bei mir. Absolut dagegen.

    Ich möchte euch hier etwas reichen:

    Thomas Plaßmann, seines Zeichen Karikaturist der Frankfurter Rundschau (FR), ging mit dem Tigerentenclub unters Volk, um aus seiner Sicht das Ergebnis der Bundestagswahl den Lesern der FR aufzuzeigen. Eine andere große Tageszeitung warf Biene Maja und Willi auf der Titelseite ins Rennen, wobei hier sich der Betrachter von der Stadtgrenze fragt, ob nicht irgendwo die Verniedlichung gewisser Personen und Handlungen unter Strafe gestellt werden sollte. Auch die Bunker-Crew Vault-13 hat sich Gedanken gemacht und S.i.T., Audiodidakt, nicht bekannt aus Rundfunk und Fernsehen, gebeten, etwas zum Wahlergebnis ins Netz zu stellen.

    http://www.youtube.com/watch?v=yXdmtnkE13I

  6. zu @6 rü
    Nein, zu dem Preis von Atomstrom stand nicht viel darin. Es wurde sauber begründet warum Großkraftwerke (Atom,Kohle)nicht oder immer weniger kompatibel sind mit erneuerbaren Energien. Da ich die Zeitung nicht greifbar habe, kann ich die genannten Zahlen jetzt nicht wiedergeben. Vielleicht gibt uns Bronski dazu einen Link. Mich würde schon intressieren was die AKW Befürworter dazu sagen. Ich kann mich jedenfalls nicht erinnern das schon einmal so kurz und sauber begründet gelesen zu haben.

  7. @ rü
    Vieleicht sollten Sie die FR abonnieren. Dann bräuchten Sie nicht immer zum Kiosk laufen, was allerdings den Nachteil hätte, dass Ihnen die Pfunde auf den Lenden wüchsen. 🙂

  8. würde ich ja, aber beim Probeabo habe ich von 12 Ausgaben 5 bekommen. Der Kundenbetreuer der FR hat Verständnis gehabt, daß ich trotz Schnäppchen kein Abo genommen habe. Ein sehr netter Mensch, haben noch bißchen so geplaudert. 🙂

  9. Kernphysiker Dürr warnt vor Atom-Ausstieg

    Dürr nannte die deutsche Gesellschaft „energiesüchtig“. Sie verhalte sich wie ein Alkoholiker, der glaube, sein Suchtproblem lösen zu können, indem er in eine Schnapsfabrik einheiratet. Nötig sei deshalb zunächst eine „Entziehungskur“. Erst dann können wir überhaupt beurteilen, wie viel Energie wir wirklich brauchen.

    Wo er Recht hat, hat er Recht.

  10. @ rü

    Nein, nicht verschollen. Der Kommentar war im Spamfilter gelandet. Jetzt steht er als # 12 oben

  11. zu@ 9 und 12 rü
    Der Link unter @9 ist der Bericht von dem ich vorher geschrieben habe.(Danke) Den Link unter@12 habe ich auch gelesen. Ich denke eine Diskussion zu diesem Thema wird hier nicht mehr zu stande kommen. Es ist ja in früheren Runden auch schon alles gesagt (geschrieben) worden. Die jüngsten Ereignisse (Asse,Gorleben,Strompreisentwicklung)sind eigentlich selbsterklärend.Mir fällt auch kein Argument für AKW-Befürworter ein, außer das man damit einen Haufen Geld verdienen kann,wenn man einen Großteil der Kosten dem Steuerzahler überlassen kann.

  12. #14 Danke Herr Bronski

    #15: Die Argumente, auch in der Diskussion die unter dem aufgeführten Link hier schon geführt wurde, läßt an für sich nur einen Schluß zu, wenn man nüchtern zusammenzählt. Gesagt wurde alles, hier, ausführlich begründet, auch in der FR, mehr wie hochhalten kann man das Schild nicht.

    Aber jeder weitere Thread ist ein Thread mehr, den Google der Welt unter die Nase hält 😉

  13. Es ist immer noch erstaunlich ruhig beim Thema Energie. Ich hätte nicht gedacht das die schwarz/gelben Verhandlungsrunden zwei Wochen nach der Wahl noch kein Ergebniss zu diesem Thema haben.

  14. Man muss vor allem die FDP wörtlich nehmen wenn es um das Thema Kernenergie geht. Deren Motto lautet doch immer, das regelt der Markt. Wogegen nichts einzuwenden bliebe. Die Entsorgung dauert in etwa ein paar tausend Jahre, kostet also Millionäre zu Hauf ihr gesamtes Vermögen. Wer Plutonium verbrutzelt, um exorbitant das eigene Portemonnaie zu füllen muss für den Müll den er dabei produziert genauso gerade stehen. Und wenn die Bande das nicht bezahlen kann, bleibt einem funktionierenden Staat nichts anderes, als den Scheiss endlich abzustellen.

    Kernkraft ist eine Milchmädenrechnung, weil die Entsorgungskosten auf die Allgemeinheit umgelegt werden. Das ist wieder einmal asozial, in keinster Weise betriebswirtschaftlich und demzufolge ein jeder Befürworter von Atomenergie ein intergalaktischer Schwerverbrecher.

    Paragrafen aus dem StGB for the time being einmal ausgelassen. Es würde zu lange dauern und den Rahmen des Blogs vermutlich sprengen.

  15. Für alle die sich zum Thema objekive Informationen holen wollen kommt heute um 21 Uhr eine Dokumentation auf Arte.Wahrscheinlich besonders empfehlenswert für Walter59

  16. Kein Rückfall ins Atomzeitalter (von Greenpeace mit Beiträgen von Dr. Doerte Fouquet, Prof. Klaus Traube, Prof. Dr. Uwe Leprich, Dr. Joachim Nitsch, Dr. Felix Chr. Matthes, Prof. Martin Jänicke)

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