Geschockte Nichtstuer mit sauberen Händen

Vielleicht wird das Gemetzel von Aleppo einmal als Wendepunkt des Syrienkriegs bezeichnet werden. Ich weiß es nicht. Ich will es eigentlich momentan auch nicht wissen. Der Gedanke ist unerträglich, dass so etwas wie dieses Bombardement in dieser Ära tatsächlich möglich ist. Immer noch. Oder wieder? (Achtung, ich verfalle jetzt ins übergriffige „wir“ und nehme Sie dabei mit. Es steht Ihnen frei, sich mitgemeint zu fühlen oder nicht.) Wir halten uns für zivilisiert (und haben tatsächlich, siehe Flüchtlings-„Welle“, den Beweis dafür geliefert, dass wir zivilisiert sind), doch müssen zugleich hilflos mitansehen, wie quasi vor unserer europäischen Haustür die Barbarei herrscht. Und nicht nur dort! Fast täglich werden Attentate aus dem Irak, aus Afghanistan und der Türkei gemeldet. Auch im Jemen ist Krieg, der eskaliert wurde durch ein sinnlos brutales Eingreifen Saudi-Arabiens. Und während ich diese Zeilen schreibe, kommen Meldungen herein, dass es möglicherweise einen Anschlag auf einen Weihnachtsmarkt in Berlin gegeben hat; ein Lastwagen ist in eine Menschenmenge gerast.

Die Kesselschlacht von Aleppo

Die Schlacht um Aleppo wurde mit der um Stalingrad im Zweiten Weltkrieg verglichen, weil Aleppo eingekesselt war. Sie wurde mit äußerster Brutalität geführt und ist in dieser Form seit dem Zweiten Weltkrieg eine Singularität. Das syrische Regime setzte Fassbomben ein, einen Bombentyp, bei dessen Explosion scharfkantige Metallteile verschleudert werden — besonders effizient gegen „weiche Ziele“, also Menschen. Die Organisation „Human Rights Watch“ will den Einsatz von Streubomben dokumentiert haben, was die russische Seite bestreitet. Russische Bomben trafen auffallend häufig Krankenhäuser und Schulen im eingekesselten Ost-Aleppo. Mehrere tausend Rebellen, darunter vor allem die aus der Al-Qaida hervorgegangene Al-Nusra-Front, die sich zuletzt „Dschabhat Fatah asch-Scham“ nannte — Front für die Eroberung der Levante — benutzten schätzungsweise 250.000 Zivilisten, davon mindestens ein Drittel Kinder, monatelang als menschliche Schutzschilde. In diesem Krieg wird mit allen Mitteln gekämpft. Menschenrechte stehen nur auf dem Papier, ebenso wie die Charta der Vereinten Nationen, deren Ziel der Weltfrieden und die internationale Sicherheit ist und die vor einem Scherbenhaufen steht. Die UNO, eigentlich zu dem Zweck gegründet, aus der Erfahrung zweier verheerender Weltkriege heraus für die friedliche Beilegung von Konflikten zu sorgen, ist machtloser denn je.

aleppo-2Aleppo ist ein Fanal für die Weltpolitik. Schlachten dieser Größenordnung und Brutalität sind wieder möglich. Was kommt als nächstes? Die internationale Diplomatie müsste eigentlich alles tun, um diese Renaissance sofort wieder einzudämmen, aber der UN-Sicherheitsrat ist nur zu diplomatischen Winkelzügen fähig. Die Europäische Union ist sich uneinig wie immer, und in den USA wird gerade die Übergabe des Zepters an den nächsten Präsidenten vorbereitet. Es zeigt sich, dass entschlossen handelnde Autokraten wie der russische Präsident Putin und sein Verbündeter, der syrische Diktator Assad, deren Bündnis in der Schlacht um Aleppo die tonangebende Macht war, so gut wie alles erreichen können, wenn sie wollen.

Überhaupt — die USA! Der einstige selbsternannte Weltpolizist fuhr unter Präsident Barack Obama eine zurückhaltende, auffallend defensive Syrien-Strategie: Man beschränkte sich darauf, einige Fehler der Vergangenheit zu wiederholen und andere zu unterlassen. Wer sich ein bisschen mit den verdeckten Operationen der US-Geheimdienste, aber auch der Sondereinsatzkräfte wie der JSOCs auskennt, der findet ein bekanntes Muster wieder: Der Feind meines Feindes ist mein Freund. Nach dieser Devise hatten die USA in den 80er Jahren die afghanischen Mudschaheddin gegen die sowjetischen Aggressoren aufgerüstet. Es gibt Anzeichen dafür, dass sie auf ähnliche Weise auch in den Syrien-Konflikt eingegriffen haben: indem Assad-Gegner unterstützt wurden. Das Netz ist voll von Behauptungen und Theorien zu diesem Thema. Allen Leserinnen und Lesern sei gesagt: Bei der Beurteilung dieser Nachrichten ist Umsicht nötig.

aleppo-1Der größte Fehler der USA und ihres Präsidenten Barack Obama im Syrien-Konflikt war die unklare Linie. Nur ein Beispiel: Für den Fall eines Giftgaseinsatzes hatte Obama eine „rote Linie“ gezogen, die tatsächlich überschritten wurde, als es 2013 zu einem solchen Giftgaseinsatz in Damaskus kam. Die Konsequenz aus der Verletzung dieser „roten Linie“: Es gab keine. Immer wieder wurde eine Flugverbotszone im syrischen Luftraum diskutiert. Obama ist vor diesem Schritt zurückgezuckt, der eine bewaffnete Auseinandersetzung mit der syrischen Luftwaffe, also den Eintritt in den offenen Krieg bedeutet hätte. Auch dürfte er gefürchtet haben, dass Russland, langjähriger Verbündeter Syriens, sich von einer solchen Flugverbotszone zum Eingreifen hätte provoziert fühlen können. Vor allem aber dürfte dieser Flugverbotszone ein völkerrechtlicher Aspekt im Weg gestanden haben: Obama hätte für diese Maßnahme nie und nimmer eine Resolution des Weltsicherheitsrates bekommen. Russland hätte diese ohne Wenn und Aber mit seinem Veto blockiert. Ein unilaterales Vorgehen kam für ihn jedoch vermutlich nicht in Frage. Immerhin war er als Gegenentwurf zu George W. Bush gewählt worden, der möglicherweise sehr viel schneller in den Syrien-Krieg eingegriffen und die Kesselschlacht von Aleppo damit verhindert hätte.

Das Scheitern des Westens

Aber das ist Spekulation. Es ist dennoch nicht müßig, sich die Hintergründe für die Katastrophe von Aleppo zu vergegenwärtigen, denn diese Entwicklung zeigt auf, dass der Welt unsichere Zeiten bevorstehen. Wir können uns auf einiges gefasst machen. Soeben ist Donald Trump vom Wahlmenschenkollegium zum nächsten US-Präsidenten gewählt worden. Es wäre ja möglicherweise erfreulich, wenn er der Welt aus dem eingeübten Antagonismus zwischen USA und Russland heraushelfen würde. Doch mit welcher Strategie? Auf der Basis der „Kunst des Deals“, wie ein Buch von Trump heißt? Will er das Verhältnis zu Putin auf der Ebene der Männerfreundschaft regeln? Wir werden sehen, was dabei herauskommt.

Das alles verheißt, fürchte ich, nichts Gutes für die Zukunft. Aleppo ist womöglich mehr als „nur“ die Rückkehr von Weltkriegstaktiken ins tägliche Geschehen. Es könnte sein, dass Aleppo eine Wegmarke in der Weltgeschichte bedeutet: Diese Kesselschlacht ist ein Sinnbild für das Scheitern des Westens.

In diesem Sinne auch die Überschrift dieses Artikels, die sich aus Statements der folgenden Leserbriefe zusammensetzt.

fr-balkenLeserbriefe

Erwin Chudaska aus Leer meint:

„Ich bin erstaunt über die teils einseitige Berichterstattung einiger Medien bei uns und auch die Statements unserer Kanzlerin zu den Geschehnissen in Aleppo. Wo war der Aufschrei des Westens, als mörderische islamistische Rebellengruppen in Aleppo unzählige Zivilisten in „Geiselhaft“ nahmen? Leider sind vorher viele Syrer auf die verführerischen Parolen der Gotteskrieger hereingefallen, nachdem der sogenannte auch vom Westen unterstützte “arabische Frühling“ jämmerlich scheiterte. Merken wir Europäer uns für die Zukunft: Hüten wir uns vor falschen, üeberheblichen Ratschlägen! Fakt ist: Viele Jahre lebten unter Assad Moslems und Christen in Frieden, auch wenn ihr Staatschef nicht immer unserem Demokratie-Verständnis entsprach. Die größte Gefahr für den Nahen Osten ist der fanatische, mörderische Hass-Islamismus. Eine Frage sei erlaubt: Wo war denn jetzt die Hilfe Allahs bei der Niederlage der Terrorgruppen in Aleppo?
An unsere Kanzlerin möchte ich dringendst appelieren: Bei so komplexen Geschehnissen wie in Aleppo – bleiben Sie bei der Wahrheit und schießen Sie nicht blind in Richtung Russland. Die Russen haben bisher eine effektive Arbeit geleistet gegen barbarische Islamisten, die auch unsere Feinde sind.“

Alexander Reinert aus Langen:

„Die Kanzlerin und ihre europäischen Kollegen haben auf ihrer letzten gemeinsamen Sitzung beschlossen, dass sie nicht in der Lage sind, die vor unserer Haustür augenscheinlich ihren unheilvollen Lauf nehmende Katastrophe in Aleppo auf irgendeine Art und Weise zu mildern. Deutlicher könnte das EU-Versagen nicht offenbar werden, angesichts dieser kollektiven Unfähigkeit. Sogar eine humane Vollkatastrophe mit Massakern an Zivilisten, völliger Ausbombung der ganzen Stadt, Verhungern und Erfrieren kann die reichste Region dieser Welt nicht dazu bewegen, auch nur die geringste Hilfestellung zu geben, wo schon eine militärische Intervention nicht geraten war. Während wir Klamotten aus Bangladesch und Massentierfleisch für unser geliebtes Weihnachtsfest als Geschenk und Fresserei ansammeln, sterben die Kinder Aleppos im Dreck und Schutt eines Krieges, den wir mit verursacht haben. Wir verschanzen uns hinter unserer Entrüstung und unserem Schock über die Geschehnisse und tun: Nichts!
Was wäre menschlich geboten? Was würden wir tun, wenn unserem Nachbarn das Haus explodiert wäre und er auf der Straße sitzt? Was Syrien angeht, sollten wir Flugzeuge schicken! Viele Flugzeuge. Man müsste diese Menschen direkt abholen aus ihrem Unglück. Mittels starkem international ausgeübten wirtschaftlichen Druck müsste die EU erreichen, in Syrien einen Hub einzurichten, an dem die Lufthansa täglich 50 mal landet (oder wir schicken die Bundeswehr – denn dazu ist sie da). Dann könnten wir diese Menschen nach einem gerechten Verteilungsschlüssel in den Mitgliedsstaaten der EU verteilen. Die europäischen Schurkenstaaten wie Ungarn und andere müssten, falls sie dazu nicht bereit sind, pro nicht gewolltem Syrer eine Strafzahlung leisten. Im Anschluss sollte man später überlegen, ob diese Länder noch zu uns gehören sollten. Das hätte die EU beschließen können, dazu hätte sie die Macht gehabt. Aber offensichtlich nicht den Willen. Und das Beste ist, dass wir sowohl den Platz als auch das Geld besitzen, diese Menschen bei uns unterzubringen und zu bewirten. Die schwarze Null des Bundeshaushaltes ist lange nicht so wichtig wie das Leben auch nur eines Menschen. Und die Aufnahmeeinrichtungen sind auch vorhanden; wie skurril, dass wir die meisten gerade wieder schließen. Ich schätze, dass aufgrund dieses Vorschlages auch viele Leser ungläubig den Kopf schütteln. Denn wir Deutschen haben eine Angst in uns, die bei allen Flüchtlingsdebatten prägend ist. Wir haben Schiss, dass unsere Schnitzel, Renten und Sparkonten kleiner werden, wenn diese Menschen zu uns kommen. Und diese Angst ist uns gemacht worden, bewusst und mit Kalkül. Und zwar von denselben Menschen, die nun in Brüssel konstatieren, dass sie nichts gegen das Elend in Syrien tun können. Ich stelle mir folgende Schlagzeile in den Gazetten vor: „Kanzlerin schickt Flugzeuge, um die Bürger Syriens zu befreien!“ Und dann werden wir am Flughafen stehen, mit Decken, Spielzeug und heißem Tee und wir werden sagen: „Willkommen in Deutschland. Ihr seid in Sicherheit, ruht euch aus.“ Und das ist weder Gutmenschentum noch populistisch. Das ist einfach nur mitmenschlich. Anstatt dessen sehe ich Menschen am Heiligabend vollgefuttert in der Kirche sitzen und den Geist Christus inhalieren, froh und glücklich auf der richtigen Seite der Welt geboren worden zu sein. Frohe Weihnachten.“

Alfred Kastner aus Weiden:

„Der fürchterliche Krieg in Syrien hat viele Ursachen, die Europa oder die USA nicht hauptsächlich zu verantworten haben. Europa und die USA hätten dieses Ausbluten eines Landes allerdings bereits vor Jahren frühzeitig stoppen können, als das Regime Assad begann, Fassbomben einzusetzen und wahllos gegen die eigene Zivilbevölkerung in die Städte und Dörfer zu schießen. Obamas „Tanz auf der roten Linie“ hat Assad wenig beeindruckt.
In den Sonntagsreden der Politiker wird oft die Bekämpfung der Fluchtursachen angemahnt. Die einzige Möglichkeit, den Syrern in ihrem Land das Überleben einigermaßen zu sichern wäre gewesen, eine Flugverbotszone durch die westlichen Mächte zu errichten und durchzusetzen, noch bevor Russland in den Krieg eingegriffen hat. Obama und Merkel als eine der führenden Weltpolitiker, haben diese Option von Anfang an strikt abgelehnt. Stattdessen träumte man von politischen Lösungen. Die deutsche Seite argumentierte, das eine Flugverbotszone den Konflikt zum Flächenbrand eskalieren ließe. Ein schlimmer Irrtum! Der syrische Krieg wurde zum Flächenbrand, weil der Westen keine Flugverbotszone erließ.
Stattdessen hat der Westen islamistische Rebellengruppen wie die Al-Nusra Front mit Waffen versorgt und auch die Ausbreitung des IS nicht eingedämmt, getreu dem Motto „Hauptsache nicht selbst die Hände schmutzig machen“.  Nach den Flächenbombardements durch Assad flohen alle, die dazu in der Lage waren und es sich leisten konnten. In der Hölle von Aleppo und anderen Städten blieben hauptsächlich die Armen, Kinder und die Alten zurück.
So fatal die Entscheidung der USA 2003 gewesen war, den Irak des Saddam Hussein anzugreifen, so falsch war die Entscheidung des Westens, in Syrien mit einer Flugverbotszone nicht einzugreifen. Doch all die, Entscheidungsträger von damals sind heute noch im Amt. Wie viele Menschen könnten heute vielleicht noch am Leben sein? „Frohe“ Weihnachten.“

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6 Kommentare zu “Geschockte Nichtstuer mit sauberen Händen

  1. Wo ist das Problem? „Weltlicher Diktator“ bekämpft militärisch ausgerüstete und in geschlossenen Einheiten handelnde Terroristen die weltanschaulich-religiös motiviert sein sollen.

    Und das alles garniert mit bewußt sachverhaltsverfälschender Nachrichtenflut, die HRW eingeschlossen. Clustermunition ist tatsächlich nicht verboten und Gebäude oder Einrichtungen mit Konventionsschutz verlieren diesen Schutz bei militärischer Nutzung.
    Auch unmöglich diese religiös-weltanschaulichen Irren, von Nachrichtendiensten gestützt und mit Kampfmitteln versorgt beschönigend als „Rebellen“ zu bezeichnen.

    Den Anhang zum OPCW-Bericht empfehle ich sehr genau zu lesen, da steht nämlich durchaus drin wer sehr wahrscheinlich nicht der Verursacher der Kampfstofffreisetzung war.

    Letztlich die Frage: Wer hätte zugunsten der Bevölkerung dort einschreiten wollen, und wie? Mit 5-600.000 kampfkräftigen Bodentruppen, entsprechender Luftunterstützung…? Und wie lassen sich militärisch die im bebauten Gelände eng verzahnten Konfliktparteien wirksam trennen ohne hier zuverlustreichem Häuserkampf oder größeren Bombenschneisen greifen zu müssen?
    Wer will die unweigerlich eintretenden Verluste auf sich nehmen oder auch nur rechtfertigen?

  2. „Wehret den Anfängen“ – das wäre die richtige Einstellung gewesen. Nicht vier Jahre lang zuschauen. Aber die „Großmächte“ wollten es wohl so. Stellen wir die Frage : „Warum“?

  3. @ Vor allem Alexander Reinert und Alfred Kastner

    Ich freue mich immer wieder über Menschen, die in einer so komplizierten Gemengelage wie dem Syrienkrieg, wo derart viele Akteure mit- und gegeneinander kämpfen, vom heimischen Sofa aus die einzig richtige Lösung verkünden.

  4. Beim eingekesselten Sarajevo hat „die Welt“ auch über drei Jahre zugeschaut. Das war noch näher „Vor unserer Haustür.“
    Ich, der den zweiten Weltkrieg noch in der Uniform der deutschen Wehrmacht erleben „durfte“, bin nur noch traurig, über die Entwicklung in und um Europa, über die Unfähigkeit der Menschen, die „die Macht“ in Händen halten, aus der Geschichte wirklich zu lernen.

  5. Von Beginn an habe ich den syrischen Bürgerkrieg in der FR verfolgt mit zunehmender Verbitterung über das Nichthandeln des Westens in militärischer Hinsicht. Interessiert haben mich natürlich die Leserbriefe – von denen ich anzahlmäßig mehr erwartet hätte.
    Die Zuschriften von Herrn Chudaska lese ich immer mit Kopfschütteln. Seine Sicht der Dinge entspricht wenig den Tatsachen. Der IS z.B. war nicht in Aleppo. Die FSA-Leute mussten sich mit den Nusra-Milizen zusammentun, weil die USA keine tatkräftige Unterstützung leisteten. Ich hoffe, Herr Chudaska bezeichnet die „Weißhelme“ in Aleppo nicht auch als Gotteskrieger. Die „effektive“ Arbeit der Russen bestand in brutalen völkerrechtswidrigen Kriegshandlungen. Die Russen haben schon nach dem Giftgaseinsatz in Daraa in den 80ern durch Assads Vater Unterstützung geleistet.
    Das Assadregime beruhte auf Staatsterror durch Geheimdienste und Unfähigkeit zur Versorgung der Landbevölkerung (Wasserknappheit). Im Verlauf der Krieges beging das Regime Foltermorde an mehr als 30 000 Oppositionellen (Aufdeckung u.a. durch Militärfotograf Caesar). Der IS entstand durch die desolate Nachkriegspolitik nach dem von den USA geführten Krieg im Irak. Es ist unzweifelhaft, dass die USA im Nahen Osten eine unrühmliche Rolle spielen. Man muss aber zur Kenntnis nehmen, dass die Aufständischen (gemeint sich die desertierten Soldaten in der FSA und andere „moderate“ Rebellengruppen) in Syrien den Westen um Hilfe gebeten haben, als sie den Bürgerkrieg nicht für sich entscheiden konnten. Die
    Luftwaffen der Russen und Syrer bombardieren nach dem Fall von Aleppo verstärkt in der Provinz Idlib. Der Westen müsste dringend eine Flugverbotszone mit militärischen Mitteln durchsetzen.

  6. Die Berichterstattung der FR über Syrien erscheint mir unausgegoren. Neben Bildern von Zerstörung und Tod stehen Anklagen gegen den syrischen Präsidenten Assad, gegen Russland sowie gegen die UN und die Völkergemeinschaft, dass sie nicht eingriffen. Es wird ausgeblendet, dass Assad demokratisch gewählt wurde und sich gegen den Islamischen Staat wehrt. Er wehrt sich auch gegen die von den USA und den Saudis bewaffneten Aufständischen. Es ist aber genauso unmoralisch, Öl ins Feuer von Bürgerkriegen zu gießen, wie völkerrechtswidrige Kriege zu führen. Einst machten die Nazis durch einseitige Darstellungen dem deutschen Volk den Zweiten Weltkrieg schmackhaft. Er forderte allein in der damaligen Sowjetunion 27 Millionen Todesopfer. Es darf nicht der Boden bereitet werden für immer mehr Auslandseinsätze der Bundeswehr und nicht für immer mehr Krieg und Gewalt. Deutschland hat 1990 gezeigt, dass man Verhältnisse auch gewaltfrei ändern kann.

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